
Mit der Einführung der neuen Rheuma-App lädt das Projekt RELIEV dazu ein, die Behandlung von entzündlich-rheumatischen Erkrankungen zu revolutionieren. Die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) hat eine digitale Therapieplattform entwickelt, die nicht nur die Qualität der Behandlung verbessern soll, sondern auch den zeitlichen Aufwand für Patienten und Fachkräfte signifikant reduzieren könnte. In Niedersachsen sind etwa 245.000 Menschen, darunter auch Kinder und Jugendliche, von Rheuma betroffen. Viele dieser Patienten arbeiten, sind jedoch aufgrund ihrer Erkrankung oft nur eingeschränkt einsatzfähig oder gar arbeitsunfähig.
Die jährlichen Therapiekosten für Rheuma belaufen sich zwischen 12.000 und 25.000 Euro. Zu den wichtigsten Behandlungsmethoden gehören Schmerzmittel, Kortisonpräparate, Biologika und Physiotherapie. Viele Betroffene haben jedoch Schwierigkeiten, Physiotherapie in Anspruch zu nehmen, da sie beispielsweise berufstätig sind oder lange Anreisen in Kauf nehmen müssten. Auch eine eingeschränkte Mobilität und die Betreuung von Angehörigen erschweren den Zugang zu dieser wichtigen Therapieform.
Die App: Funktionen und Ziele
Das Ziel der Rheuma-App ist es, die Anzahl der Praxisbesuche um 90 Prozent zu verringern. Die App, die mit 500.000 Euro von der NBank gefördert wird, bietet Videoanleitungen, Tipps zum Umgang mit der Erkrankung und eine Chat-Funktion, um den Kontakt zu Therapeuten zu erleichtern. Nutzer können aus verschiedenen Angeboten nach dem Baukastenprinzip auswählen und diese in ihrem eigenen Tempo anwenden. Dies fördert nicht nur die Selbständigkeit der Patienten, sondern auch eine langfristige Begleitung in ihrem Heilungsprozess.
Das RELIEV-Projekt basierend auf den Erfahrungen aus den vorhergehenden Projekten ErgoLoCo und DiEgO zielt darauf ab, Bewegung im Alltag zu fördern. Eine gesundheitsökonomische Analyse zeigt, dass durch die digitale Intervention Einsparungen im Gesundheitssystem erzielt werden können. Ein Jahr verzögerter Einsatz teurer Biologika könnte bei 100 Patienten etwa 1,2 Millionen Euro einsparen.
Wachsende Bedeutung digitaler Gesundheitsanwendungen
Digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA) im Kontext von Rheuma wird zunehmend Beachtung geschenkt. Bisher gibt es jedoch keine spezifisch für rheumatische Erkrankungen zugelassene DiGA. Einige bestehende Anwendungen können bei Symptomen und Begleiterkrankungen hilfreich sein. Zu den frei verfügbaren Rheuma-Apps gehören unter anderem RheumaBuddy, das beim Tracking von Symptomen hilft, und die Mida Rheuma App, die personalisierte Gesundheitspläne bietet. Diese digitalen Lösungen können Patienten in ihrem Alltag unterstützen und die Behandlung ergänzen.
Die Landschaft der digitalen Applikationen bietet spannende Möglichkeiten, insbesondere in der Rehabilitation und der Physiotherapie. Laut einem Bericht gewinnt die Verwendung von Apps in der Physiotherapie an Bedeutung. Sie können Übungsanleitungen, telemedizinische Beratungen und personalisierte Therapiepläne bereitstellen. Dies ist besonders vorteilhaft für Patienten in ländlichen Regionen mit eingeschränktem Zugang zu physiotherapeutischen Dienstleistungen.
Generell zeigen gesundheitökonomische Evaluationen, dass digitale Anwendungen nicht nur kosteneffektiv sind, sondern auch die Therapieerfolge steigern können. Die Integration solcher Applikationen in die Regelversorgung könnte die Behandlung von Rheuma nachhaltig verbessern.