
Die Stadt Jena arbeitet an einem ambitionierten Projekt zur Umstellung ihrer Fernwärmeversorgung auf eine nachhaltigere Grundlage. Ziel ist es, durch ein Flussthermie-Kraftwerk, das Energie aus der Saale gewinnen soll, die Hälfte der Fernwärme-Kunden zu versorgen. Der hohe Anteil an fossilen Brennstoffen in der bisherigen Wärmeversorgung, der derzeit bei 98 Prozent aus Erdgas liegt, soll damit signifikant reduziert werden. Nach den Vorgaben des Thüringer Klimaschutzgesetzes wird angestrebt, bis spätestens 2040 eine vollständig erneuerbare Fernwärmeversorgung zu realisieren. Bis 2035 strebt Jena sogar das Ziel der Klimaneutralität an, wie MDR berichtet.
Der Entwurf zur neuen Wärmeplanung ist seit kurzem auf der Beteiligungsplattform mitmachen.jena.de veröffentlicht. Dies umfasst eine Karte mit zukünftigen Versorgungsgebieten in Jena. Aktuell sind etwa 50 Prozent der Haushalte an das Dampfnetz angeschlossen, und diese Zahl könnte auf bis zu 70 Prozent erhöht werden, wenn die Pläne in die Tat umgesetzt werden. Das Leitungsnetz für die Fernwärme soll sich dabei nahezu verdoppeln, unterstützt durch Daten, die von den Stadtwerken Jena Netze zur kommunalen Wärmeplanung bereitgestellt wurden. Derzeit umfasst die Wärmeplanung 62 Versorgungsgebiete, die sowohl ein (Fern-)Wärmenetz als auch Einzelhauslösungen vorsehen.
Erneuerbare Energien im Fokus
Das geplante Flussthermie-Kraftwerk ist nur eine von mehreren Strategien, um erneuerbare Energien in die Wärmeversorgung zu integrieren. Weitere Quellen werden Kraft-Wärme-Kopplung mit Wasserstoff und Biogas, Elektro-Kessel sowie Geo- und Solarthermie sein. Ein Highlight sind die neuen Großwärmepumpen, die geplant sind, um die Wärmegewinnung aus der Saale zu optimieren. Diese soll maximal 50 Prozent des grünen Energiemixes zur Verfügung stellen, wobei das Wärmepotenzial des Saalewassers jährlich bei etwa 400 Gigawattstunden liegt, erläutert Stadtwerke Jena.
Für die Erstellung eines Transformationsplans, der die Umstellung auf grüne Fernwärme regeln soll, wird im Jahr 2024 eine detaillierte Strategie ausgearbeitet. Dieser Plan wird Konzepte zur Erzeugung sowie Netzausbau umfassen und die Integration von erneuerbaren Energien in die bestehenden Strukturen berücksichtigen. Der Maßnahmen-, Zeit- und Kostenplan wird wichtige Ergebnisse der kommunalen Wärmeplanung einfließen lassen.
Finanzierung der Wärmeplanung
Um die kommunale Wärmeplanung in Thüringen zu unterstützen, wurde die „Thüringer Verordnung über den finanziellen Ausgleich der Kosten für die Aufstellung von Wärmeplänen“ eingeführt. Diese regelt jährliche Zuweisungen an die Kommunen, die für Personal, externe Gutachten und Beteiligungsprozesse genutzt werden können. Bis 2028 plant die Landesregierung Investitionen in Höhe von insgesamt 50 Millionen Euro, um die Wärmewende und die Dekarbonisierung im Gebäudesektor voranzutreiben. Diese Mittel sind ein entscheidender Faktor zur Umsetzung des Energieplans, der die gesetzlichen Vorgaben des novellierten Gebäudeenergiegesetzes berücksichtigt, wie Umwelt Thüringen erwähnt.
Insgesamt stellt das Projekt eine bedeutende Weichenstellung für Jena dar, um nicht nur die ökologische Fußabdruck der Stadt zu reduzieren, sondern auch die Lebensqualität der Bürger durch eine zuverlässige und nachhaltige Energieversorgung zu erhöhen.