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Ehemalige Turnerinnen fordern Unabhängigkeit im DTB-Missbrauchsfall!

Im aktuellen Skandal um den deutschen Turnsport haben 28 ehemalige Spitzenturnerinnen in einem offenen Brief an den Deutschen Turner-Bund (DTB) gefordert, den Untersuchungsauftrag an die Kanzlei Rettenmaier zurückzunehmen. Dies berichten die SWR. Die Unterzeichnerinnen, darunter prominente Namen wie Janine Berger, Lara Hinsberger und Sophie Scheder, äußern Bedenken hinsichtlich der Unabhängigkeit der Kanzlei und verweisen auf die Erfahrungen aus der Aufarbeitung von Missbrauchsvorwürfen am Bundesstützpunkt in Chemnitz vor vier Jahren.

Sophie Scheder brachte insbesondere ihre Sorgen um die Objektivität der Kanzlei zur Sprache, die bereits im Zusammenhang mit den Vorwürfen gegen ihre ehemalige Trainerin aufgefallen war. Die Professorin für Ethik, Natalie Barker-Ruchti, hebt hervor, dass Unabhängigkeit und Transparenz essenziell für die seriöse Aufarbeitung von Missbrauchsfällen sind.

Rücktritt von Ulla Koch

Zusätzlich kommt es mittlerweile zu personellen Konsequenzen im DTB aufgrund der Missbrauchsvorwürfe, die von Athletinnen erhoben wurden. Die Welt berichtet, dass Ulla Koch, die frühere Bundestrainerin, vorübergehend als Vizepräsidentin des DTB zurücktritt. In ihrer Erklärung zum Rücktritt legt sie Wert auf die Notwendigkeit eines optimalen Aufarbeitungsprozesses. Koch, die seit drei Jahren im Amt ist, hat diesen Schritt aus eigenem Antrieb unternommen und wird für ihre Verdienste um den deutschen Turnerbund gewürdigt.

Die schweren Vorwürfe, die insbesondere von ehemaligen Auswahl-Turnerinnen wie Tabea Alt und Michelle Timm geäußert wurden, betreffen systematischen körperlichen und psychischen Missbrauch sowie katastrophale Bedingungen am Bundesstützpunkt in Stuttgart. Dieser hat zu einer kritischen Überprüfung des Ausbildungsumfelds im deutschen Turnen geführt.

Das Bedürfnis nach unabhängiger Aufklärung

Die Unterzeichnerinnen des offenen Briefes befürchten, dass der DTB versuchen könnte, Fakten zu schaffen, bevor eine unabhängige Aufklärung der Vorfälle beginnen kann. Sie fordern eine neutrale und unabhängige Untersuchung, die sich an dem Beispiel der Aufarbeitung des Turnskandals in der Schweiz orientieren soll. Dort wurde eine umfassende Untersuchung durch das zuständige Sportministerium initiiert.

Das Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) hat den DTB 2024 mit über 4,7 Millionen Euro gefördert und plant 2023 eine weitere Förderung von etwa 3,7 Millionen Euro. Das Ministerium betont die Dringlichkeit der Schaffung eines unabhängigen Zentrums für Safe Sport, um Gewalt im Sport aufzuarbeiten.

Ein Blick über die Grenzen

Der Kontext dieser Entwicklungen ist alarmierend. Laut Deutschesporteltern.de berichten über ein Drittel der Leistungssportler in Deutschland von Erfahrungen mit sexualisierter Gewalt. Psychischer Missbrauch, der oft unbemerkt bleibt, kommt noch häufiger vor. Ähnliche Missbrauchsskandale in anderen Ländern, wie die systematischen Übergriffe durch einen Sportarzt in den USA, haben gezeigt, dass der Bedarf an ernsthaften Reformen und Maßnahmen zur Schaffung sicherer Sportumgebungen notwendig ist.

Instance wie Safe Sport e.V. setzen sich für die Unterstützung von Betroffenen ein, indem sie anonyme und kostenfreie juristische sowie psychologische Beratung anbieten. Es bleibt zu hoffen, dass durch diese jüngsten Entwicklungen im deutschen Turnen ein Umdenken und eine nachhaltige Verbesserung der Sicherheit für Sportlerinnen und Sportler erreicht werden können.

Statistische Auswertung

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Stuttgart, Deutschland
Beste Referenz
swr.de
Weitere Infos
welt.de

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