
Die Reiselust der Deutschen zeigt trotz anhaltender Krisen und gestiegener Preise keine Anzeichen eines Rückgangs. Im Gegenteil, die aktuellen Zahlen belegen, dass mehr Menschen als im Vorjahr Reisen gebucht haben. Dies geht aus der 41. Tourismusanalyse der Stiftung für Zukunftsfragen hervor, die von Ulrich Reinhardt, dem wissenschaftlichen Leiter, präsentiert wurde. Heute berichtete Remszeitung, dass 63 Prozent der Befragten eine mindestens fünf Tage dauernde Reise gebucht haben – der höchste Wert seit fast zwei Jahrzehnten.
Im Jahr 2023 lag dieser Anteil noch bei etwa 61 Prozent, was ebenfalls ein Anstieg gegenüber den Vorjahren darstellt. Bei den Reisezielen bleiben die Deutschen ihrer Heimat treu: Über ein Drittel der Buchungen entfiel auf Aufenthalte innerhalb der 16 Bundesländer, wobei Bayern und Mecklenburg-Vorpommern zu den beliebtesten Regionen zählen. Für internationale Reisen belegt Spanien den Spitzenplatz, gefolgt von Italien und der Türkei.
Reiseverhalten im Wandel
Die ADAC Tourismusstudie 2023, die im Dezember 2022 durchgeführt wurde, zeigt ebenfalls eine positive Entwicklung im Reiseverhalten der Deutschen. Laut der Studie unternahmen 68 Prozent der Befragten im Jahr 2022 eine Urlaubsreise, ein Anstieg im Vergleich zu den Vorjahren: 51 Prozent 2020 und 61 Prozent 2021. Interessant ist, dass der Anteil der Reisen in Deutschland auf 45 Prozent gestiegen ist, was zehn Prozent über dem Vorkrisenniveau liegt. Diese Studie belegt zudem, dass viele Deutsche auch während der Pandemie Deutschland als Urlaubsziel neu schätzen gelernt haben.
Ein bedeutender Trend sind die Veränderungen bei den Reisevorlieben. Die Deutschen legen vermehrt Wert auf eine unkomplizierte An- und Abreise. 71 Prozent der Reisenden äußern den Wunsch danach. Hygienestandards und flexible Stornierungsmöglichkeiten spielen ebenfalls eine zentrale Rolle, wobei 55 Prozent dies als wichtig erachten. Politische Stabilität am Urlaubsort berücksichtigen 50 Prozent der Befragten. Gleichzeitig offenbart die Untersuchung, dass 60 Prozent der Teilnehmer intakte Natur als Voraussetzung für ihren Urlaub betrachten.
Finanzieller Druck und das zukünftige Reiseverhalten
Die finanziellen Rahmenbedingungen haben indes einen Einfluss auf die Reisemöglichkeiten der Deutschen. So rechnen 24 Prozent der Befragten laut der ADAC Studie mit einem geringeren Reisebudget für 2023, während 33 Prozent planen, aus finanziellen Gründen auf Reisen zu verzichten. Die Corona-Pandemie hat auch Veränderungen in der Reiseorganisation angestoßen, wobei Individualreisen mit einem Anteil von 71 Prozent über Pauschalreisen (27 Prozent) dominieren.
Ein interessanter Aspekt ist die wachsende Neigung hin zu Arbeit und Urlaub, auch bekannt als Workation. Zwei Drittel der berufstätigen Befragten zeigen Interesse an diesem Konzept, während knapp zehn Prozent bereits diese Möglichkeit nutzen oder auf Zusagen ihrer Arbeitgeber warten. Durch die fortwährenden Unsicherheiten weltweit bleibt das Reiseverhalten der Deutschen in Bewegung – eine Anpassung, die sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich bringt.