
Im niedersächsischen Stolzenau wird das Continental-Werk, das Laderaumabdeckungen produziert, geschlossen. Wie HNA berichtet, fallen dabei alle 110 Arbeitsplätze am Standort weg. Die Schließung erfolgt vor dem Hintergrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten und einem anhaltenden Rückgang der Nachfrage in der Automobilwirtschaft. Dieser Schritt ist Teil einer umfassenden Restrukturierung von Continental, die das Unternehmen als Reaktion auf veränderte Marktbedingungen einleitet.
Neben dem Werk in Stolzenau plant Continental die Schließung weiterer Standorte der Sparte ContiTech. Betroffen sind die Werke in Bad Blankenburg (Thüringen), Moers (Nordrhein-Westfalen), Frohburg und Geithain (Sachsen). Ingesamt werden damit etwa 580 Arbeitsplätze vernichtet.
Ursachen für die Schließungen
Laut Continental sind die Maßnahmen notwendig, da anhaltende Nachfragerückgänge in verschiedenen Kundenbranchen, insbesondere in der Automobilwirtschaft sowie im Braunkohleabbau in Europa, zu wirtschaftlichen Herausforderungen führen. Philip Nelles, Mitglied des Continental-Vorstands, betont, dass die geplanten Maßnahmen eine nachhaltige wirtschaftliche Aufstellung des Unternehmens sichern sollen.
Die hohe Abhängigkeit des Werks in Stolzenau von einem kleinen Kundenfeld hat zu einer unzureichenden Auslastung geführt. Trotz der Prüfung eines Verkaufs des Standorts und einer möglichen Produktionsverlagerung an andere Standorte wurde beides als wirtschaftlich nicht tragfähig erachtet. In einem früheren Statement aus dem Jahr 2023 hatte Continental noch erklärt, dass am Standort kein weiterer Stellenabbau geplant sei.
Der Wandel in der Automobilindustrie
Die Schließungen stehen im Kontext eines tiefgreifenden Veränderungsprozesses in der Automobilindustrie. Laut einer Studie des VDA, die von Prognos beauftragt wurde, könnte der Transformationsprozess bis 2035 rund 190.000 Jobs kosten. Ein Viertel dieser Stellen wurde bereits zwischen 2019 und 2023 abgebaut. Insbesondere in Bereichen wie Maschinenbau und Metallbearbeitung sind überproportionale Jobverluste zu verzeichnen.
Die Studie weist zudem darauf hin, dass die Beschäftigung in IT-Berufen gestiegen ist. In den letzten Jahren gab es hier einen Anstieg von 25% seit 2019 und sogar um 85% seit 2013. Gleichzeitig muss die Branche dringend auf den drohenden Fachkräftemangel reagieren, insbesondere in Berufen der Elektrotechnik und Informatik.
Mit einer Investition von 280 Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung sowie 130 Milliarden Euro in den Umbau der Werke zwischen 2024 und 2028 versuchen die deutschen Autohersteller, wettbewerbsfähig zu bleiben. Dennoch bleibt die wirtschaftliche Situation angespannt, und der VDA hat darauf hingewiesen, dass viele Unternehmen Investitionsverschiebungen ins Ausland planen, was die Beschäftigung in Deutschland gefährden könnte.
In dieser unsicheren Lage ist die Notwendigkeit für politische Unterstützung für einen erfolgreichen Wandel in der Automobilwirtschaft größer denn je. Während sich der Marktanteil batterieelektrischer Fahrzeuge in Deutschland von 2% im Jahr 2019 auf 18% im Jahr 2023 erhöht hat, bleibt die Zukunft der Automobilbeschäftigung ungewiss und herausfordernd.