
Die Gesundheitsversorgung in Hennigsdorf steht vor einem bedeutenden Umbruch. Landrat Alexander Tönnies (SPD) hat bekannt gegeben, dass das Krankenhaus in Hennigsdorf innerhalb der nächsten fünf bis sieben Jahre geschlossen wird. Diese Entscheidung wird von Klinik-Chef Detlef Troppens unterstützt und ist Teil einer umfassenden Krankenhausreform, die auf die Zentralisierung der medizinischen Angebote abzielt. Der Bürgermeister von Hennigsdorf, Thomas Günther (SPD), hat bereits verärgert auf die Ankündigung reagiert, die bei der Bevölkerung großen Unmut auslöst.
Das Krankenhaus an der Marwitzer Straße ist seit 70 Jahren ein fester Bestandteil der lokalen Gesundheitsversorgung. Mit einer Bevölkerung von etwa 27.000 Menschen ist der Standort in Hennigsdorf ein wichtiger Faktor für die Region. Die Schließung des Krankenhauses bringt nicht nur einen Verlust an stationären Behandlungsmöglichkeiten, sondern wirft auch Fragen zur medizinischen Versorgung der älteren Bevölkerung auf. Laut Bürgermeister Günther ist jeder vierte Hennigsdorfer über 65 Jahre alt und es bestehen Bedenken hinsichtlich der Erreichbarkeit von medizinischen Einrichtungen, insbesondere in Oranienburg, dem nächstgelegenen Krankenhausstandort.
Details zur Krankenhausreform
Die Krankenhausreform des Bundes, die Anfang Januar 2025 in Kraft trat, verfolgt das Ziel, die Qualität der medizinischen Versorgung in Deutschland zu verbessern und die Angebote an Standorten mit hoher Bevölkerungsdichte zu konzentrieren. In Oberhavel wird dies durch eine Stärkung des Krankenhauses in Oranienburg umgesetzt, während Hennigsdorf seine stationäre Versorgung vollständig verlieren wird. Diese Reform wird von der Politik und dem Klinikmanagement als notwendig erachtet, um die Mindest-Qualitätsanforderungen für eine adäquate medizinische Versorgung zu erfüllen. Dabei gilt es, sowohl die personellen als auch die infrastrukturellen Ressourcen zu berücksichtigen. 87% der Bevölkerung Oberhavels erreichen Oranienburg innerhalb von 30 Minuten, während Hennigsdorf bei 80% liegt.
Der Standort Hennigsdorf wird weiterhin ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) behalten, was bedeutet, dass ambulante Angebote bestehen bleiben. Dennoch entfällt die stationäre Behandlung, was für viele Anwohner besorgniserregend ist. In Hennigsdorf sind aktuell über 600 Ärzte und Pfleger tätig. Die Entscheidung zur Schließung des Krankenhauses erfolgt, obwohl in Hennigsdorf erst kürzlich sechs Millionen Euro in einen neuen Operationssaal investiert wurden und insgesamt vier moderne OP-Säle zur Verfügung stehen.
Auswirkungen auf die Region
Die Schließung des Krankenhauses wirft Fragen zur medizinischen Grundversorgung in ländlichen Gebieten auf. Regionale Gesundheitsdienstleister sehen sich mit der Herausforderung konfrontiert, mit den Anforderungen der Zentralisierung Schritt zu halten, während sie gleichzeitig die lokale Versorgung aufrechterhalten müssen. In ländlichen Regionen gibt es oft geringere Zahl medizinischer Einrichtungen, was sich in langen Anfahrtswegen für Patienten niederschlägt. Die Herausforderung besteht darin, innovative Versorgungsmodelle zu entwickeln, die den Zugang zu medizinischen Dienstleistungen verbessern und gleichzeitig die Patientensicherheit gewährleisten.
Die bestehenden Herausforderungen in der Gesundheitsversorgung verdeutlichen die Notwendigkeit, die Versorgungsplanung zu überarbeiten. Laut den Prognosen sind Investitionen in die medizinische Infrastruktur unverzichtbar. Für den Standort Oranienburg sind beispielsweise neue Gebäudekomplexe mit bis zu 500 Betten geplant, die Investitionen zwischen 300 und 380 Millionen Euro erfordern. Der Kreistag wird im März 2025 die nächsten Schritte beraten, wobei Fördergelder für den Transformationsprozess ab 2026 in Aussicht stehen.