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Steuerstreit um Hafermilch: Tübinger Café kämpft für faire Preise!

In Deutschland haben sich die unterschiedlichen Mehrwertsteuersätze für Getränke mit Kuhmilch und Hafermilch zu einem zentralen Streitpunkt entwickelt. Während Cappuccino mit Kuhmilch nur mit 7% besteuert wird, müssen Gastronomiebetriebe für Cappuccinos mit Hafermilch 19% Mehrwertsteuer aufschlagen. Dieses Ungleichgewicht führt zu finanziellen Herausforderungen für viele Cafés, wie der Geschäftsführer der Suedhang Rösterei und eines Cafés in Tübingen, Martin Lai, deutlich macht. Rund 50% seiner Kunden entscheiden sich für Getränke mit Hafermilch, was die Situation besonders herausfordernd gestaltet. Um die Steuerdifferenz auszugleichen, müsste Lai den Preis für einen Cappuccino mit Hafermilch um etwa 60 Cent erhöhen, was er jedoch vermeiden möchte, um seine Kunden nicht zu belasten.

Um auf die Problematik aufmerksam zu machen, hat Lai eine 30 cm hohe rosa Holzkuh konstruiert, die ausdrücklich auf die ungleiche Besteuerung hinweist. Aus den Zitzen dieser Holzkuh wird Hafermilch herausgegeben. Lai argumentiert, dass diese Art von Milch laut dem Butter- und Margarinegesetz ebenfalls als Kuhmilch gelten sollte und somit mit dem ermäßigten Steuersatz besteuert werden müsste. Er plant, sein Anliegen bis vor das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe zu bringen und obwohl er unsicher über den juristischen Erfolg ist, hofft er, Aufmerksamkeit für die ungleiche Behandlung des pflanzlichen Milchersatzes zu erzeugen.

Ein landesweites Problem

Die unterschiedlichen Mehrwertsteuersätze sind nicht nur ein Tübinger Phänomen; sie betreffen Cafés bundesweit. Eine detaillierte Untersuchung zeigt, dass die Marge zwischen einem Cappuccino mit Kuhmilch und einem mit Hafermilch fast 40 Cent beträgt. Dass Getränke mit Kuhmilch im Außer-Haus-Verkauf geringer besteuert werden, lässt sich auch in anderen Betrieben, wie dem „Kiez Kaffee Kraft“ in Berlin, beobachten. Dort wird Hafermilch-Cappuccino zum gleichen Preis wie die Kuhmilch-Variante angeboten, was jedoch ebenfalls Einbußen in der Marge bedeutet.

Der Konsum von Kuhmilch ist in Deutschland mittlerweile auf ein Rekordtief von rund 46 kg pro Person gefallen, während die Nachfrage nach pflanzlichen Alternativen, insbesondere Hafermilch, stetig steigt. Diese Veränderungen haben auch den Bundesrechnungshof auf den Plan gerufen, der eine Überarbeitung des Umsatzsteuergesetzes, insbesondere des Paragraphen 12, angeregt hat.

Ökologische und gesundheitliche Perspektiven

Wissenschaftliche Studien zeigen, dass pflanzliche Milch eine bessere Klimabilanz aufweist als Kuhmilch, da sie weniger Treibhausgase produziert und weniger Wasser verbraucht. Trotz dieser ökologischen Vorteile gibt es in der EU eine gegensätzliche Behandlung von Kuhmilch und pflanzlichen Alternativen. Während in den meisten europäischen Ländern die Mehrwertsteuer gleich ist, wird in Deutschland und Österreich ein höherer Satz auf pflanzliche Milch erhoben. Dies steht im Widerspruch zu den Zielen der nachhaltigen Ernährung, da Milchprodukte etwa 25-30% der ernährungsbezogenen CO2-Emissionen eines durchschnittlichen Europäers ausmachen.

Angesichts eines Umsatzes von über 500 Millionen Euro für pflanzliche Milch im Jahr 2022 fordern Bundestagsabgeordnete eine Angleichung der Mehrwertsteuersätze. Eine Senkung auf 7% würde zwar einen Einnahmeausfall von rund 40 Millionen Euro bedeuten, könnte aber auch erhebliche ökologische Einsparungen mit sich bringen. So könnten bis zu 317.000 Tonnen CO2e und 72 Milliarden Liter Wasser eingespart werden, sollte die Steuerangleichung umgesetzt werden.

Aktuelle Protestaktionen von Gastronomen, die die ungerechte Steuerpraxis anprangern, zeigen bisher keine Wirkung. Die Diskussion über die Mehrwertsteuer auf pflanzliche Milch bleibt jedoch spannend und könnte in naher Zukunft wichtige Entscheidungen nach sich ziehen.

Während der Vegan-Trend weiterhin anhält, wird die Frage nach der Existenzberechtigung traditioneller Milchprodukte noch intensiver diskutiert. Besonders vor dem Hintergrund, dass eine große Anzahl von Menschen an Laktoseintoleranz oder Milchallergien leidet.

In einigen Ländern wurde bereits eine Überarbeitung der Ungleichbehandlung bei der Mehrwertsteuer erfolgreich umgesetzt, was die Diskussion in Deutschland zusätzlich befeuern könnte.

Letzten Endes bleibt abzuwarten, ob der Druck auf die Bundesregierung verstärkt wird und ob das Thema in den politischen Fokus rückt.

Statistische Auswertung

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Tübingen, Deutschland
Beste Referenz
swr.de
Weitere Infos
rbb24.de

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