
Eine bahnbrechende dänisch-grönländische Studie hat neue Maßstäbe in der Genforschung gesetzt, indem sie die umfassendste Genanalyse der grönländischen Bevölkerung durchgeführt hat. Ziel dieser heraldischen Forschung war es, die Behandlung genetisch bedingter Krankheiten in Grönland zu verbessern. Die Ergebnisse dieser Studie wurden am 12. Februar 2025 in der renommierten Fachzeitschrift Nature veröffentlicht und basieren auf der Analyse der Genome von fast 6.000 Grönländern, was etwa 14 % der erwachsenen Bevölkerung entspricht.
Professor Anders Albrechtsen von der Universität Kopenhagen erläutert, dass die genetische Forschung bislang hauptsächlich auf europäische Bevölkerungen fokussiert war. Dies stellte eine Herausforderung für die Gesundheitsversorgung in Grönland dar; die vorliegenden Daten konnten aufgrund der einzigartigen genetischen Variationen und der vorherrschenden Krankheiten in dieser Region nicht optimal genutzt werden. Albrechtsen betont, dass es nun die Möglichkeit besteht, bisher vernachlässigte genetische Krankheiten gezielt zu behandeln.
Einzigartige genetische Variationen in Grönland
Die Studie hat gezeigt, dass historische Isolation und spezifische Lebensbedingungen in der Arktis dazu führten, dass Grönländer für bestimmte genetische Krankheiten anfälliger sind. Die Genome der analysierten Personen bestätigen, dass Grönland ursprünglich von einer kleinen Gruppe von weniger als 300 Reisenden besiedelt wurde, die vor ungefähr 1.000 Jahren aus Sibirien über Nordamerika kamen. Diese frühe Besiedlung führte zu genetischen Anpassungen, die in der modernen Forschung bisher kaum untersucht wurden.
Ein Beispiel für das Auftreten genetischer Erkrankungen in Grönland ist die Sackarose-Intoleranz, die 4 % der Bevölkerung betrifft und auf genetische Veränderungen zurückgeht, die vor etwa 10.000 Jahren entstanden sind. Die Identifikation einer genetischen Ursache für diese Intoleranz könnte die Diagnostik vereinfachen und die Behandlung von Stoffwechselerkrankungen revolutionieren.
Relevanz für die Gesundheitsversorgung
Die Ergebnisse dieser Forschungsarbeit sind nicht nur für die grönländische Bevölkerung von Bedeutung, sondern könnten auch Impulse für die Gesundheitsversorgung von indigenen Gruppen weltweit, einschließlich der in Alaska lebenden, bieten. Anders Koch, leitender Arzt im Queen Ingrid’s Hospital in Nuuk, hebt hervor, dass die neuen Erkenntnisse eine tiefere Einsicht in die Anwendung genetischer Forschung zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung in arktischen Populationen bieten.
Die grönländische Bevölkerung besteht aus etwa 56.000 Menschen, von denen 89 % in Grönland geboren wurden und 92 % sich als Grönländer identifizieren. Die genetische Analyse könnte dazu beitragen, Gesundheitsdefizite zu schließen, die sich seit Jahren aufgrund der Unterrepräsentation indigener Gruppen in der Genetik ergeben haben. Die Veränderungen in der genetischen Variation und deren Auswirkungen auf die Gesundheit sind grundlegende Fragen, die nun gezielter untersucht werden können.
Diese Pionierarbeit zeigt also nicht nur das Potenzial, genetisch bedingte Krankheiten gezielt zu behandeln, sondern auch, wie wichtig es ist, die genetische Vielfalt und die speziellen Herausforderungen, die sich daraus für bestimmte Bevölkerungen ergeben, in den Fokus der globalen medizinischen Forschung zu rücken. Wie Mikkel Heide Schierup von der Universität Aarhus anmerkt, handelt es sich hier schlichtweg um „erstaunlich gute Forschung“.