
Am Wasserstraßenkreuz Magdeburg bleiben derzeit etwa 20 Binnenschiffe wegen eines Warnstreiks der Beschäftigten an der Schleuse Hohenwarthe immobil. Diese besondere Lage tritt am Übergang vom Mittellandkanal zum Elbe-Havel-Kanal auf und führt zu erheblichen Verzögerungen im Schiffsverkehr. Gewerkschaft Verdi hatte das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt im Vorfeld über den Arbeitskampf informiert, jedoch erreichte diese Information nicht die betroffenen Schiffer, was die Situation zusätzlich kompliziert.
Das Wasserstraßenkreuz Magdeburg, welches die 918 Meter lange Trogbrücke über die Elbe umfasst, wurde im Jahr 2002 eröffnet und stellt eine wichtige Verkehrsverbindung für die Schifffahrt dar. Vor der Inbetriebnahme mussten Schiffe, die zwischen Berlin und Hannover transportierten, zahlreiche Schleusen passieren, was einen erheblichen Mehraufwand bedeutete. Die Brücke soll im Frühjahr 2024 für mehrere Wochen wegen geplanter Sanierungsarbeiten gesperrt werden.
Warnstreik und Tarifverhandlungen
Die Beschäftigten an der Schleuse Hohenwarthe führen ihren Warnstreik bis Montagabend fort, um für finanzielle Zulagen und eine verbesserte Wertschätzung ihrer Arbeit zu kämpfen. Gewerkschaftssekretär Benjamin Schladitz äußerte, dass die Beschäftigten in dieser Zeit am Montag um 22 Uhr wieder ihre Arbeit aufnehmen möchten. Auch sind an diesem Tag Tarifverhandlungen zwischen den Gewerkschaften, dem Bund und den kommunalen Arbeitgebern angesetzt, die möglicherweise die Weichen für eine Beendigung des Konflikts stellen könnten.
Das Wasserstraßenkreuz selbst ist nicht nur aus infrastruktureller, sondern auch aus historischer Sicht von Bedeutung. Die Planungen hierfür begannen bereits im frühen 20. Jahrhundert, während der Bau des Mittellandkanals 1905 startete. Entscheidend für die Wasserschifffahrt in der Region war die Fertigstellung des Schiffshebewerks Rothensee im Jahr 1938. Aufgrund des Zweiten Weltkriegs kam es jedoch zu erheblichen Verzögerungen und Baustopps, die mehr als 60 Jahre andauerten.
Die aktuelle Lage der Binnenschifffahrt
Die Binnenschifffahrt steht unter Druck, da sich das konjunkturelle Umfeld schwach gestaltet und die hohen Zinsen in der Baubranche die Branche negativ beeinflussen. Im Jahr 2023 wurden insgesamt 171,1 Millionen Tonnen Güter per Binnenschiff transportiert, was einem Rückgang von 5,9 % im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Zudem gab es auch in anderen Transportbereichen wie dem Schienengüterverkehr und dem Lkw-Transport Rückgänge, was die Schwierigkeiten in der Branche verdeutlicht.
Im Verkehrsbereich des Mittellandkanals sank das Tonnageaufkommen um 1,5 %. Diese Entwicklung stellt die Zukunft der Wasserstraßenverbindung zwischen Hannover und Berlin in Frage. Prognosen hatten sich eine Verdopplung des Güterverkehrs durch die Umsetzung des Wasserstraßenkreuzes erhofft, die tatsächlichen Zahlen hingegen zeigen eine weit geringere Nutzung.
Bemerkenswert ist, dass die Ausbildungszahlen in der Binnenschifffahrt leicht angestiegen sind, jedoch ist es unklar, ob dies die massive Reduktion in den Transportzahlen ausgleichen kann. Der Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt e.V. hat eine zentrale Rolle in der Vertretung der Interessen dieser Branche.
Die Situation am Wasserstraßenkreuz Magdeburg verdeutlicht die Herausforderungen, denen die Binnenschifffahrt gegenübersteht. Die finanziellen Forderungen der Beschäftigten und die anstehenden Tarifverhandlungen könnten maßgeblich die Richtung vorgeben, in die sich die Branche in den kommenden Jahren entwickeln wird.