
Ein neuer Film über die Umsiedlung des Dorfes Manheim, das wegen des Tagebaus Hambach weichen musste, zieht die Aufmerksamkeit auf sich. Die Zittauer Nachwuchsfilmer Lukas Hässner und Paul Rasch haben mit ihrem elfminütigen Werk die Veränderungen dokumentiert, die das alte Dorf und seine neue Variante, „Neu-Manheim“, erfuhren. Das Video bietet einen Blick auf die verlassene Ortschaft und die neu errichteten Bauwerke und ist auf YouTube unter dem Suchbegriff „Paul TV Zittau“ verfügbar. Die Aufnahmen stammen aus dem Sommer 2023 und zeigen sowohl neue als auch alte Bilder der beiden Orte.
Die Umsiedlung ist seit 2023 größtenteils abgeschlossen und betrifft Manheim, einen Ortsteil von Kerpen in Nordrhein-Westfalen, der rund 700 Kilometer von der Lausitz entfernt liegt. Anlass für diese Umsiedlung sind die Expansionspläne des Tagebaus Hambach, der mit 85 km² die größte Braunkohlegrube in Europa darstellt. Jährlich werden dort etwa 60 Millionen Tonnen Braunkohle gefördert, was auch erhebliche soziale Auswirkungen mit sich bringt. Der Tagebau wird bis 2030 seinen Betrieb einstellen, die Umsiedlung jedoch hat bereits viele ehemalige Bewohner betroffen.
Umsiedlungsdetails und Herausforderungen
Die Umsiedlung von Manheim begann bereits 2012 und wurde im März 2019 als nahezu abgeschlossen gemeldet. In der Zeit von 2016 bis 2018 lebten übergangsweise bis zu 400 Flüchtlinge in Manheim. Heute wohnen dort nur noch rund 20 Familien. Rund 70 Prozent der ehemaligen Einwohner haben sich in „Neu-Manheim“ niedergelassen. Der Rückbau des alten Ortes wurde ab Herbst 2018 intensiviert, teils aufgrund von Störungen aus dem nahen Hambacher Forst und angesichts von Hausbesetzungen.
Die Genehmigung für die Umsiedlung wurde 2011 von der Landesregierung Nordrhein-Westfalens erteilt, nachdem die Bürger bei einer Abstimmung am 16. Dezember 2007 mit über 80 Prozent für den neuen Standort am Dickbusch votierten. In der neuen Siedlung sind überwiegend freistehende Einfamilienhäuser geplant.
Ökologische und soziale Auswirkungen
Der Tagebau Hambach hat nicht nur Einfluss auf die Umsiedlung von Manheim, sondern auch auf die gesamte Region. Laut Berichten hat er seit den 1950er Jahren rund 40.000 Menschen umgesiedelt. Die Umweltbelastungen durch den Kohleabbau sind beträchtlich: Der Hambach-Tagebau ist der größte lokale Verursacher der Feinstaubbelastung in Niederzier und emittiert jährlich etwa 6.700 Tonnen Feinstaub. Zudem muss Grundwasser permanent abgepumpt werden, was zu einer Absenkung des Grundwasserspiegels in einem Umkreis von bis zu 20 Kilometern führt.
Braunkohle trägt zudem zu einem erheblichen Teil zu den CO2-Emissionen der deutschen Stromproduktion bei. Im Jahr 2023 stammen rund 50 Prozent dieser Emissionen aus dem Braunkohlesektor. Die Pläne für einen Kohleausstieg sind bis 2038 festgelegt, was auch in Anbetracht der Klimaziele, die eine vollständige Klimaneutralität bis 2050 anstreben, von Bedeutung ist.
Der Film von Hässner und Rasch leistet somit einen wertvollen Beitrag zu einem aktuellen gesellschaftlichen und ökologischen Diskurs, der über die Grenzen von Manheim hinausreicht. Er zeigt eindrücklich die persönlichen Geschichten, die mit einer solchen Umsiedlung verbunden sind, und schafft ein Bewusstsein für die Herausforderungen, die der Braunkohleabbau mit sich bringt.