
In den Landkreisen Görlitz und Bautzen fordern Entscheidungsträger zügige Veränderungen in Wirtschaft, Bildung und Gesundheit, um den Herausforderungen der Zukunft zu begegnen. Wie Sächsische berichtet, stehen insbesondere Wirtschaftsaufschwung, Bürokratieabbau und die Sicherung von Fachkräften im Fokus der Forderungen. Alexander Jakschik, ULT-Chef und zugleich Verbandschef der ostdeutschen Maschinenbauer, hebt hervor, dass ein wettbewerbsfähiges Deutschland unerlässlich ist.
Jakschik fordert rapide Maßnahmen zur Veränderung, darunter einen Abbau der Bürokratie und Steuersenkungen. Zudem ist er der Meinung, dass die Energiekosten auf ein wettbewerbsfähiges Niveau gesenkt werden müssen, während die Offenheit für Zuwanderung von Fachkräften sowie eine gute Bildung ebenfalls entscheidend sind. Prognosen zeigen, dass bis 2030 in Deutschland etwa 20 % der Arbeitskräfte verloren gehen könnten und die Situation in der Oberlausitz noch kritischer ist.
Zuwanderung als Lösung?
Die Diskussion über Zuwanderung wird durch eine Studie der Bertelsmann Stiftung neu belebt, die fordert, jährlich 288.000 neue Arbeitskräfte aus dem Ausland bis 2040 zu gewinnen, um den Fachkräftemangel in Deutschland zu bekämpfen. Wie Freilich erläutert, sprechen Kritiker der Studie von problematischen Aspekten: Die Mehrheit der Asylbewerber aus der MENA-Region bringt oft nicht die erforderlichen Qualifikationen oder Sprachkenntnisse mit, um auf dem deutschen Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Aktuelle Statistiken zeigen, dass 73 % der in Deutschland lebenden Syrer und 74 % der Iraker keinen anerkannten Berufsabschluss haben.
Trotz der intensiven Einwanderung seit 2015 bleibt die Fachkräftelücke bis 2024 größer als vor zehn Jahren, wobei aktuell über eine halbe Million Fachkräfte fehlen. Diese Problematik korreliert auch mit einer hohen Arbeitslosenquote unter Migranten aus Asylherkunftsländern von über 30 %, während sie bei deutschen Staatsbürgern nur 2,3 % beträgt.
Die wirtschaftliche Lage und Lösungsansätze
Uneinheitliche Familien- und Wirtschaftspolitik, wie etwa die niedrige Geburtenrate von 1,33 Kindern pro Frau, wird ebenfalls als beitragender Faktor zum Fachkräftemangel genannt. Zuwanderung wird dabei als möglicherweise nicht umfassende Lösung angesehen. Vorschläge zur Verbesserung umfassen familienfreundliche Maßnahmen, Rückkehrprogramme für qualifizierte Deutsche sowie eine Bildungs- und Ausbildungsoffensive.
Das Fachkräftemonitoring des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) analysiert unterdessen weiterhin die Arbeitsmarktströme und identifiziert ungenutzte Potenziale bei Frauen, Nicht-Deutschen und älteren Arbeitnehmern. Diese Analyse wird auf lange Sicht unterstützt durch das Qube-Projekt, das seit 2007 unter der Leitung des BIBB und IAB durchgeführt wird. Die Herausforderungen, die sich aus dem demografischen Wandel, der Digitalisierung und geopolitischen Veränderungen ergeben, verlangen strategische Neuausrichtungen der Wirtschaftsstruktur, um eine nachhaltige Fachkräftesicherung zu gewährleisten, wie BMAS betont.
Die Erwerbsbevölkerung schrumpft, und während Zuwanderung sowie eine höhere Erwerbsneigung erwartet werden, ist unklar, ob diese Maßnahmen die Anforderungen des Marktes tatsächlich ausgleichen können. Über 618.000 Personen ohne beruflichen Abschluss werden voraussichtlich in den nächsten fünf Jahren in den Arbeitsmarkt einströmen, was die Herausforderungen weiter verstärkt.
Auf lange Sicht scheinen die Engpässe besonders in Berufen mit steigendem Bedarf, insbesondere im Gesundheits- und Pflegebereich, zu wachsen. Damit stehen die Region und vor allem die Oberlausitz vor einer entscheidenden Herausforderung, die nicht nur Veränderungen in der Zuwanderungspolitik, sondern auch in der Bildung und der allgemeinen wirtschaftlichen Strategie erfordert.