
Forscher haben ein jahrelanges Rätsel um einen 1100 Jahre alten Wikingerarmreif gelöst. Die Runeninschrift auf dem Armring, der zum Galloway-Hort gehört, wurde erfolgreich entziffert. Die Übersetzung lautet: „Dies ist der Reichtum der Gemeinschaft“. Dies deutet darauf hin, dass die Schätze des Galloway-Hortes von einer Gemeinschaft im frühen Mittelalter gemeinsam genutzt wurden.
Entdeckt wurde der Galloway-Hort im September 2014 in Kirkcudbrightshire, Dumfries und Galloway, Schottland. Er umfasst über 100 Gegenstände, darunter Gold, Silber, Glas und Stein, die allesamt auf die Wikingerzeit um das Jahr 900 nach Christus datiert werden. Der Hort gilt als einer der bedeutendsten Schätze, die je in Großbritannien gefunden wurden, und befindet sich heute in den National Museums of Scotland in Edinburgh.
Die Bedeutung der Runeninschrift
Die Entschlüsselung der Runen zeigt, dass die Formulierung sowohl „Reichtum“ als auch „Eigentum“ bedeuten kann. Historiker vermuten, dass die Objekte aus einem religiösen Kontext stammen, möglicherweise im Besitz eines Klerus waren. Unter den Funden befinden sich religiöse Gegenstände wie ein Bergkristallgefäß mit der Aufschrift „Bischof Hyguald“ und ein silbernes Kruzifix.
Die Forscher stehen jedoch vor der Frage, warum dieser Reichtum vergraben wurde und welche Gemeinschaft hinter dem Hort steht. Es gibt zahlreiche Theorien, aber keine abschließende Antwort. Dr. David Parsons von der University of Wales, einer der führenden Runologen, hat erklärt, dass die Übersetzung der Runen eine besondere Herausforderung darstellt, wobei das Wort „ЇIGNA“ als „higna“ identifiziert wurde, das sich auf Gemeinschaften bezieht.
Funde und deren Herkunft
Der Galloway-Hort ist nicht nur ein archäologischer Schatz, sondern auch ein Ort, der Hinweise auf internationale Beziehungen im frühen Mittelalter liefert. Die Funde beinhalten Münzen aus Irland, England und dem Fränkischen Reich sowie eine seltene Münze aus Süddänemark, was auf weitreichende Handelsbeziehungen hindeutet. Weiterhin fanden die Archäologen zwei besonders wertvolle Objekte: ein silbervergoldetes Gefäß, das auf eine Mine im Sasanischen Reich zurückverfolgt werden kann, und ein seltenes angelsächsisches Pektoralkreuz.
Die Komplexität der Objekte im Galloway-Hort zeigt sich auch in der Vielfältigkeit der Materialien und Stile, die in der Region verwendet wurden. Archäologen stellen fest, dass die überwiegende Mehrheit des Schmucks von angelsächsischen Metallarbeitern gefertigt wurde und belegen so den kulturellen Austausch zwischen verschiedenen Völkern, insbesondere zwischen den Wikinger und den Angeln in Großbritannien.
Insgesamt verbleiben viele Fragen über den Galloway-Hort, dessen Fundstätte auch auf besonders reich verzierte karolingische Gefäße hinweist, die möglicherweise bei wichtigen kirchlichen Zeremonien verwendet wurden. Diese Ausgrabungen erlauben es, die Vergangenheit in einem neuen Licht zu sehen und das Verständnis der sozialen und kulturellen Strukturen des frühen Mittelalters erheblich zu erweitern. Die Funde werden in einer Wanderausstellung „Treasures of the Viking Age: The Galloway Hoard“ präsentiert, die am 8. Februar im South Australian Museum in Adelaide beginnt.