
Die Diskussion rund um das Thema geistiges Eigentum in der digitalen Welt wird von einer aktuellen Klage von Getty Images gegen Stability AI beeinflusst. Getty, eine führende US-amerikanische Bildagentur mit Sitz in München, wirft Stability AI vor, ohne entsprechende Lizenzen Bilder genutzt zu haben, um das KI-Modell Stable Diffusion zu trainieren. Dieses KI-Modell ermöglicht eine Vielzahl von Bildgenerierungsfunktionen, darunter Inpainting und Outpainting, sowie die Umwandlung von Text in Bilder. Getty verlangt nicht nur eine finanzielle Entschädigung, sondern auch die Zerstörung aller Modelle, die mit ihren Bildern trainiert wurden. Die Agentur betont die hohe Qualität und den Wert ihrer Bilder für die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz, was den Streit weiter anheizt.
Die Klage von Getty stützt sich auf die Behauptung, dass Stability AI urheberrechtlich geschützte Informationen entfernt oder verfälscht hat. Der Fotografenverband und viele Künstler haben ebenfalls Bedenken geäußert. Getty ist sich bewusst, dass die Nutzung von KI durch kreative Industrien in Zukunft zunehmen wird, betont aber, dass ihre Werke nur mit entsprechenden Lizenzen verwendet werden sollten. Der Druck auf KI-Unternehmen wächst, die Diskussion über Urheberrechte wird intensiver; so kommt es zunehmend zu Klagen gegen im Bereich der generativen KI tätige Unternehmen.
Rechtliche Unsicherheiten und Entwicklungen
Rechtsexperten beurteilen die rechtliche Lage bezüglich KI-generierter Werke als unklar. Oft fehlt es an einem klar definierten Urheberrecht für solche Bilder. Das führt dazu, dass Nutzer KI-generierte Bilder zwar verwenden können, jedoch auch anderen Personen der Zugriff darauf gestattet ist. Juristen wie Kristian Kersting warnen davor, dass die Gesetze, die diese Thematik regeln, aus einer Zeit stammen, in der generative KI noch nicht existierte. Er empfiehlt, darauf hinzuweisen, wenn Bilder mithilfe von Künstlicher Intelligenz erstellt wurden.
Ein Problem bleibt die unklare Herkunft der Daten, die für das Training dieser KI-Modelle benötigt werden. In Deutschland könnten Verwertungsgesellschaften zukünftig eine entscheidende Rolle dabei spielen, wie Urheber für die Nutzung ihrer Werke in KI-Modellen entschädigt werden. In den USA wird das Prinzip des „fair use“ diskutiert, das nicht-autorisierte Verwendungen geschützter Materialien für Bildungszwecke unter bestimmten Bedingungen erlaubt. Das könnte auch Auswirkungen auf die laufenden rechtlichen Auseinandersetzungen haben.
Kreativität und Technologie im Konflikt
Die sich zuspitzende Diskussion über KI, Urheberrecht und Kreativität hat das Potenzial, ganze Branchen zu verändern. Die Tatsache, dass derzeit in Europa das Text- und Datamining für kommerzielle Zwecke erlaubt ist, macht die Situation noch komplexer. Künstler und Fotografen haben die Möglichkeit, sich aktiv gegen die Nutzung ihrer Werke für KI-Trainings zu wehren, jedoch fehlen standardisierte Verfahren, um solche Vorbehalte durchzusetzen.
Die Klage von Getty Images stellt somit nicht nur einen rechtlichen Streit dar, sondern symbolisiert auch den Widerstand von Kreativen gegen eine unregulierte Nutzung ihres geistigen Eigentums. Es bleibt abzuwarten, wie sich die rechtlichen Rahmenbedingungen in der Zukunft entwickeln werden, um sowohl den Schutz der Urheber als auch den Fortschritt der Technologie zu gewährleisten.