
Die Bundestagswahl 2025 hat in Berlin und Brandenburg 3.619.777 Menschen mobilisiert, die ihre Stimmen abgegeben haben. Die Wahlentscheidungen der Wähler zeigen eine komplexe Landschaft, die stark von soziodemographischen Merkmalen geprägt ist. Besonders auffällig ist, dass junge Wähler unter 25 Jahren vor allem die Linke (25%) und die AfD (21%) wählten, während Millennials im Alter von 25 bis 44 Jahren jede vierte Stimme der AfD (25%) gaben.
Die Diversität der Wählerschaft wird zudem durch das Alter differenziert. Ältere Wähler über 70 Jahre favorisierten vor allem die Union (43%) und die SPD war unter den Babyboomern und Rentnern (über 60 Jahre) beliebter als die AfD. In Brandenburg, wo die AfD mit 32,5% der Stimmen dominierte, wurde jedoch in Wahlkreisen mit einer höheren Dichte an wahlberechtigten Bürgern weniger Unterstützung für die AfD festgestellt.
Regionale Unterschiede und Wählerstrukturen
Ein interessanter Trend zeigt sich zwischen den Bundesländern: Während in Berlin linke Parteien wie die SPD (18%), die Grünen (13%) und die Linke (11%) an Unterstützung gewannen, erzielte die AfD in Brandenburg ihr bestes Ergebnis im Wahlkreis Elbe-Elster mit 41%, der durch einen hohen Anteil an über 60-Jährigen geprägt ist. In Potsdam, dem Wahlkreis mit der jüngsten Wählerschaft, erhielt die Linke nur 14,7% der Zweitstimmen.
Ein weiterer Rahmen für das wählende Verhalten bildet die wirtschaftliche Situation. Menschen, die sich in einer schlechten wirtschaftlichen Lage befinden, tendieren dazu, die AfD bevorzugen (39%) und die Union (17%) zu wählen. Arbeitslose Wähler entschieden sich bundesweit vor allem für die AfD (34%). In Berlin hingegen gewannen die Linke in Wahlkreisen mit hochgradiger Arbeitslosigkeit, wie in Neukölln und Mitte, signifikant an Stimmen.
Bildung und Milieus
Die Bildung spielt eine entscheidende Rolle in der Wahlentscheidung. Hochgebildete Wähler neigten dazu, die Grünen (18%) zu wählen und unterstützten die AfD (13%) seltener. In Wahlkreisen mit höherem Bildungsniveau, wie Berlin-Steglitz und Potsdam, schnitten die Grünen gut ab, während in Wahlkreisen wie Elbe-Elster, wo die Bildungsquoten niedrig sind (nur 30% mit allgemeiner oder Fachhochschulreife), die AfD ihre besten Ergebnisse erzielen konnte.
Diese Entwicklungen passen in den Kontext des Wertewandels, der in den Sozialwissenschaften als grundlegender gesellschaftlicher Wandel verstanden wird. Laut Ronald Inglehart beeinflussen Wertprioritäten die Wahlentscheidungen, die stark von der sozioökonomischen Lage geprägt sind. Der Wandel hin zu postmaterialistischen Werten offenbart sich insbesondere in den jüngeren Generationen, wo Hedonismus und idealistische Gesellschaftskritik an Bedeutung gewinnen.
Zusammengefasst bietet die Wahlforschung verschiedene Ansätze zur Erklärung des Wahlverhaltens, darunter mikrosoziologische, makrosoziologische und individualpsychologische Ansätze. Diese Theorien verbinden den Einfluss sozialer Milieus und individueller Entscheidungen, wobei unterschiedliche soziale Gruppen die Wahlentscheidungen erheblich prägen. Die Studien der Sinus-Gruppe zeigen deutlich, dass soziale Milieus die Unterstützung für politische Parteien in Deutschland beeinflussen. Damit bleibt die Frage, wie sich diese Trends in Zukunft weiterentwickeln werden.
Für weitere Informationen zur Wahlbeteiligung und Wählerstrukturen in Berlin und Brandenburg, siehe RBB24, zur Rolle des Wertewandels in der Wahlforschung ergänzend BPB und zur theoretischen Einordnung BPB.