
Der Infektiologe Thomas Grünewald hat kürzlich die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Impfbereitschaft in Sachsen beleuchtet. Grünewald, der Chef der sächsischen Impfkommission, die nun in den „Beirat Siko“ umbenannt wurde, warnt vor starkem Rückgang des Vertrauens in Impfungen. Er erläutert, dass nicht nur die Auffrischungsimpfungen für Erwachsene unzureichend genutzt werden, sondern auch saisonale Impfungen wie gegen Influenza, Corona und RSV sowie Standardimpfungen wie Diphtherie und Kinderlähmung vernachlässigt werden.
Grünewald beobachtet einen alarmierenden Trend zur Impfskepsis, der bereits seit 10 bis 15 Jahren besteht, und der durch die Pandemie massiv verstärkt wurde. Diese Entwicklung sei besonders in Sachsen zu spüren, wo Pandemien zu einem Rückgang des Vertrauens in die Wissenschaft geführt haben. Die gesellschaftliche Wahrnehmung habe sich dahingehend verändert, dass Impfempfehlungen oftmals als Drangsalierung gewertet wurden. Menschen, die sich gegen Impfungen entscheiden, betrachten sich zunehmend als Widerständler gegen den Staat.
Die Rolle der Kommunikation
Ein zentrales Anliegen Grünewalds ist die kritische Überprüfung der bereits umgesetzten Corona-Maßnahmen in Sachsen. Er kritisiert die Kommunikation zwischen geimpften und ungeimpften Menschen und fordert eine Verbesserung dieser Dialoge. Die frühe Auffassung, dass das Impfen vor der Übertragung des Virus schütze, sei inzwischen mehr als fraglich, insbesondere im Kontext der Omikron-Variante.
Angesichts dieser Herausforderungen plant der „Beirat Siko“, die Kommunikation und Aufklärung über Impfungen zu intensivieren. Grünewald weist zudem auf die verbreitete Skepsis selbst unter Ärzten hin, insbesondere in Sachsen. Um dies zu ändern, setzt er auf eine umfassende Information der Ärzteschaft und der Bevölkerung.
Niedrige Impfbereitschaft unter Pflegekräften
Eine ergänzende Umfrage zur Einstellung von Pflegekräften zur SARS-CoV-2-Impfung zeigt ähnliche Tendenzen. In einer anonymen Erhebung, die zwischen dem 29. Januar und dem 26. April 2021 durchgeführt wurde, gaben von 355 antwortenden Pflegekräften 34,4% an, eine Impfung abzulehnen. Hauptgründe hierfür waren Angst vor Nebenwirkungen und mangelnde Aufklärung.
Berichten zufolge sprachen sich 47,6% der befragten Pflegekräfte gegen eine Impfpflicht aus. Diese Ergebnisse verdeutlichen die tiefen Wurzeln der Impfskepsis in bestimmten Berufsgruppen, die oft als unverzichtbare Partner im Gesundheitswesen angesehen werden. Die niedrige Impfbereitschaft, mit nur 50,7% der Pflegekräfte, die entweder geimpft waren oder einen festen Impftermin hatten, zeigt auf, dass hier dringender Handlungsbedarf besteht.
Insgesamt nimmt die Impfbereitschaft in der Bevölkerung zwar zu, stieg von 48% im Dezember 2020 auf 66% im Februar 2021, jedoch bleibt die Situation in bestimmten Bereichen, wie dem Pflegepersonal, alarmierend. Aufklärungskampagnen sollten sich darauf konzentrieren, Ängste vor Nebenwirkungen abzubauen, um die generelle Impfbereitschaft zu fördern und letztlich die Herdenimmunität zu erreichen.
Diese Berichte und Einschätzungen verdeutlichen nicht nur die Komplexität der Impfdebatte, sondern auch die Notwendigkeit einer gezielten Kommunikation, um die Skepsis in der Bevölkerung abzubauen und das Vertrauen in Impfungen wiederherzustellen.