
In der Rathenower Gartensparte Fortschritt in der Semliner Straße ziehen die Baumfällungen auf einem rund 50.000 Quadratmeter großen Areal heftige Kritik nach sich. Die Zahl der Pächter ist in den letzten fünf Jahren dramatisch von über 100 auf weniger als 30 gesunken. Ursachen für diesen Rückgang sind unter anderem eine drastische Erhöhung der Pacht von 11 auf 50 Cent pro Quadratmeter durch den Eigentümer sowie zunehmende Zweifel der Kleingärtner an der künftigen Nutzung des Geländes, unter anderem aufgrund von Gerüchten über eine mögliche Umwandlung in Bauland. Anwohner berichten von umfangreichen Baumfällungen, bei denen sowohl mehrere Jahrzehnte alte Walnüsse als auch viele Obstbäume seit Anfang Februar gefällt wurden.
Eine besorgte Anwohnerin äußert Bedenken, dass diese Fällungen möglicherweise unrechtmäßig seien. Martin Kujawa, Kreissprecher des Landkreises Havelland, informiert, dass gemäß Paragraf 2 der Baumschutzverordnung Bäume auf Kleingartenflächen nicht dem Schutz unterliegen. Daher sind Baumfällungen in solchen Anlagen grundsätzlich ohne Genehmigung möglich, es sei denn, geschützte Tierarten wie Vögel oder Fledermäuse sind betroffen. In diesem Fall greift Paragraf 44 des Bundesnaturschutzgesetzes.
Regelungen zur Baumfällung
Die Fällung von Bäumen im Kleingarten ist komplex geregelt und unterliegt verschiedenen Faktoren. Eine generelle Erlaubnis oder ein pauschales Verbot existiert nicht. So dürfen Bäume, die eine akute Gefahr darstellen, auch während der Vegetationsperiode ohne weitere Genehmigungen gefällt werden. Darüber hinaus gibt es häufig besondere Vorschriften in den jeweiligen Baumschutzsatzungen der Gemeinden, die für private Grundstücke, inklusive Kleingartenanlagen, gelten. Dies schließt beispielsweise das Verbot hochwachsender Waldbäume ein.
Darüber hinaus sind Bäume mit Nistplätzen geschützter Tiere besonders zu beachten, da deren Fällung ohne Genehmigung untersagt ist. Eine Genehmigung ist häufig vor der Fällung einzuholen; Informationen hierzu erhalten Interessierte bei der zuständigen Behörde oder dem Kleingartenverein. In den meisten Fällen wird eine Dokumentationspflicht eingeführt. Diese schließt Beobachtungen oder Genehmigungen ein, um mögliche Konflikte zu vermeiden.
Ökologische Perspektive und Ausgleich
René Riep, Geschäftsführer des Nabu-Regionalverbandes Westhavelland, betont, dass die gefällten Bäume aus ökologischer Sicht einen Verlust für die Umwelt darstellen. Bäume bieten nicht nur Lebensraum für viele Tierarten, sondern tragen auch entscheidend zur Verbesserung des Stadtklimas bei. In Berlin beispielsweise sind Bäume durch die Baumschutzverordnung geschützt, die für Laubbäume mit einem Stammumfang von mehr als 80 cm sowie bestimmten Nadelbäumen gilt. Bei genehmigten Fällungen sind Antragstellende verpflichtet, einen ökologischen Ausgleich zu leisten, sei es durch Ersatzpflanzungen oder Ausgleichszahlungen.
Zusammenfassend sind die aktuellen Baumfällungen in Rathenow ein kontroverses Thema, das sowohl wirtschaftliche als auch umweltpolitische Dimensionen umfasst. Während einige Anwohner die Fällungen als notwendig erachten, befürchten andere, dass hier wertvolle Natur geopfert wird. Der dialog zwischen Kleingärtnern, Anwohnern und Behörden ist daher entscheidend, um eine für alle Seiten akzeptable Lösung zu finden.
Für weitere Informationen und tiefere Einblicke in diese Thematik siehe die Berichterstattung von MAZ, weitere Details zu Baumfällungen im Kleingarten finden Sie auf Hausjournal, und um den ökologischen Kontext zu erweitern, besuchen Sie Berlin.de.