
In Waiblingen, wie auch in vielen anderen Städten Deutschlands, haben Erzieherinnen und Erzieher am unbefristeten Kita-Streik teilgenommen. Diese Aktion wurde von den Gewerkschaften GEW und Verdi organisiert und zielt darauf ab, das Berufsbild der ErzieherInnen durch höhere Gehälter und eine verbesserte Wertschätzung zu reformieren. Seit Freitag ist der Streik in mehreren Bundesländern aktiv, während sich ab Montag auch Fachkräfte aus Bayern, Nordrhein-Westfalen, Mecklenburg-Vorpommern, Berlin und Brandenburg dem Protest anschließen werden. Die Streikenden fordern eine Gehaltssteigerung von durchschnittlich 10 Prozent und eine höhere Eingruppierung, wobei ErzieherInnen der Entgeltgruppe S 6 in die S 10 und S 8 auf S 11 aufsteigen sollen, so berichtet erzieherin.de.
In Waiblingen sind mehrere Erzieher und Erzieherinnen an der Bewegung beteiligt, darunter Moritz Enssle, der in der Waldgruppe der städtischen Einrichtung Burgmäuerle in Hegnach tätig ist. Enssle, der einen Abschluss in Kindheitspädagogik hat, hebt die Bedeutung der frühkindlichen Bildung hervor. „Bildung beginnt bereits in der frühen Kindheit und sollte ebenso anerkannt werden wie die Schulbildung“, erklärt er. Die Gruppe der Streikenden umfasst zudem Nicole Brandel, Stephanie Stecher, Alexandra Hanig, Andrina Furra, Philipp Kessel und Marija Kolar. Sie alle eint das Ziel, die Berufsstandards für Erzieherinnen und Erzieher umfassend zu verbessern, wie ZVW berichtet.
Berufliche Rahmenbedingungen und Anforderungen
Die derzeitigen Gehälter für Erzieherinnen und Erzieher sind seit der Tarifrunde 2018 um 7,5 Prozent gestiegen, was jedoch nicht ausreicht, um die hohen Anforderungen und die Verantwortung im Beruf gerecht zu werden. Die Brutto-Entgelte für Erzieherinnen beginnen in der Entgeltgruppe S 8a bei etwa 2.830 Euro (Vollzeit) und können bis zu rund 4.310 Euro in der Entgeltgruppe S 8b, Erfahrungsstufe 6 betragen. Die Diskussion über die Bezahlung wird häufig auch durch den hohen Frauenanteil im Beruf beeinflusst, der als einen Grund für die mangelnde Anerkennung und Wertschätzung gesehen wird, erkennt GEW an.
Der Streik hat auch eine Signalwirkung für nicht tarifgebundene Träger, da er die Aufmerksamkeit auf die oft unzureichenden finanziellen Mittel für frühkindliche Bildungseinrichtungen lenkt. PolitikerInnen und Eltern zeigen vermehrt Verständnis für die berechtigten Forderungen der Streikenden. Dennoch stellt dieser Streik auch eine Herausforderung für berufstätige Eltern dar, die während der Streikzeit alternative Betreuungsmöglichkeiten finden müssen. Gleichzeitig haben Eltern keinen Anspruch auf Rückzahlung der Kita-Gebühren während des Streiks.
Insgesamt wird die Rolle der Kindertagesstätten zunehmend als Ort der Bildungsförderung anstatt nur als Bewahranstalt verstanden. Die Bedürfnisse und das Wohl der Kinder stehen im Mittelpunkt, während die ErzieherInnen mit Gruppen dynamisch arbeiten und eng mit den Eltern kooperieren müssen. Angesichts dieser Entwicklung wird mehr Geld für die frühkindliche Bildung gefordert, um sowohl die Ausbildungsstandards als auch die durch den Fachkräftemangel verursachten Herausforderungen zu bewältigen.