
Im laufenden Tarifstreit bei der Post in Bayern gibt es weiterhin keine Einigung, was zu einem erneuten Warnstreik führt. Die Gewerkschaft Verdi hat angekündigt, dass rund 800 Beschäftigte an 37 Zustellstützpunkten in Bayern am Donnerstag die Arbeit niederlegen werden. Dies hat direkte Auswirkungen auf die Postzustellung in der Region. Menschen müssen mit Verzögerungen bei der Zustellung von Briefen und Paketen rechnen. Die Zahl der betroffenen Mitarbeiter zeigt, wie ernst die Situation ist und wie viele Menschen unter den aktuellen Bedingungen leiden.
Verdi beschreibt das Angebot der Arbeitgeber in der dritten Verhandlungsrunde als unzureichend. David Merck vom Verdi-Landesbezirk äußert, dass die vorgeschlagenen Konditionen zu Reallohn-Einbußen für die Beschäftigten führen würden. Verdi fordert eine Erhöhung der Entgelte um sieben Prozent innerhalb eines zwölf Monate laufenden Tarifvertrages. Dieser würde für rund 170.000 Briefträger, Paketboten und andere Logistik-Mitarbeiter gelten.
Unzureichende Angebote und kommende Verhandlungsrunden
Die Post, die zu DHL gehört, bietet im Rahmen eines 27 Monate laufenden Tarifvertrags eine Anhebung um zunächst 1,8 Prozent und später um weitere 2,0 Prozent an. In den bisherigen drei Verhandlungsrunden wurde jedoch kein Ergebnis erzielt, was die indizierte Spannung zwischen den Arbeitgebern und den Beschäftigten noch weiter steigert. Die nächste Verhandlungsrunde ist bereits für Montag und Dienstag angesetzt, und alle Beteiligten hoffen auf eine Lösung.
Die Post selbst bezeichnet die Warnstreiks als unnötig und betont den negativen Einfluss auf die Kunden. Das Unternehmen hat wiederholt betont, dass es sich um konstruktive Gespräche bemühen möchte, um ein zufriedenstellendes Ergebnis für beide Seiten zu erzielen. Dieser tiefgreifende Konflikt zeigt auch die wachsenden Spannungen in der Arbeitswelt, die durch die aktuellen wirtschaftlichen Bedingungen und die gestiegenen Lebenshaltungskosten weiter angeheizt werden.
Der Kontext der Tarifverhandlungen in Deutschland
In Deutschland sind die Tarifverhandlungen traditionell wichtig, doch der Anteil tarifgebundener Betriebe geht kontinuierlich zurück. Laut aktuellen Berichten sank dieser von 48% im Jahr 2000 auf nur 29% im Jahr 2018. Dieser Trend könnte sich negativ auf die Streikbereitschaft und die Verhandlungsmacht der Arbeitnehmer auswirken. Im internationalen Vergleich gelten die deutschen Arbeitnehmer als weniger streikfreudig. Zwischen 2006 und 2018 kam es im Durchschnitt zu 751.384 Streikenden pro Jahr, wobei die Anzahl an verlorenen Arbeitstagen relativ gering war.
Die aktuellen Tarifverhandlungen in Deutschland sind jedoch nicht nur eine Frage der Entlohnung, sondern spiegeln auch die tiefere wirtschaftliche Unsicherheit wider. Die Reallöhne sind in der ganzen EU gestiegen, aber in Deutschland stagnieren sie oder fallen sogar in bestimmten Sektoren, wie es im Fall der Post deutlich wird. Die Entwicklung der Tarifverträge und die damit verbundenen Löhne sind entscheidend für die Stabilität des Arbeitsmarktes.