
Gerade einmal fünf Tage nach der Bundestagswahl in Deutschland, die der AfD mit einem Ergebnis von 35 Prozent in Mecklenburg-Vorpommern einen unerwarteten Aufschwung verlieh, steigen die Sorgen in der Gastronomie und Hotellerie an der Ostsee. MAZ Online berichtet von konkreten Reaktionen auf die Wahl, wie der Ahlbecker Hotelier Bernd Herrgott mitteilt, der etliche Rückmeldungen von Gästen erhält, die ihren Besuch stornieren.
Besonders eindrücklich sind die Stimmen von Urlaubern, die ihr geplantes Reisen absagen, um ein Zeichen gegen die politischen Entwicklungen zu setzen. Herrgott hat bereits mehrere Stornierungen verzeichnet und versucht verzweifelt, die Gäste umzustimmen.
Stornierungen als Reaktion auf politische Stimmung
„Ein Ehepaar aus Schleswig-Holstein hat ihren Urlaub in Mecklenburg-Vorpommern storniert, um gegen die AfD zu protestieren“, beschreibt Herrgott. Ähnlich äußerte sich ein Gast aus Lüneburg, der ebenfalls seine Urlaubspläne überdenkt. Klare Worte findet auch eine Anruferin, die sich mit ihrem dunkelhäutigen Mann in Anbetracht der Wahlergebnisse unsicher fühlt.
Lars Schwarz, Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) in Mecklenburg-Vorpommern, bestätigt die Zunahme an Stornierungen und betont, dass es sich hierbei nicht um Einzelfälle handelt. Auch andere Hoteliers auf Usedom berichten von absagenden Gästen. Die Branche sieht sich mit einer Herausforderung konfrontiert, die täglich an Fahrt aufnimmt.
Die Aussagen von Carsten Willenbockel, Geschäftsführer des Steigenberger Hotels Heringsdorf, vermischen das Bild: Er vermerkt keine messbaren Einflüsse der Wahl auf Buchungen oder Stornierungen. „Die meisten Gäste kommen aus den östlichen Bundesländern“, stellt er fest und könnte damit am Puls der regionalen Buchungstrends liegen.
Einfluss von politischen Verhältnissen auf die Reiseentscheidungen
Zusätzlich belegt eine Umfrage der Ostsee-Zeitung, dass rund 46 Prozent der Befragten angaben, dass sie ihr Urlaubsziel tatsächlich von den Wahlergebnissen der AfD abhängig machen. Diese Entwicklung wirft ein Licht auf die wachsende Sensibilität der Reisenden in Bezug auf politische Gegebenheiten.
Die Frage, ob politische Verhältnisse einen entscheidenden Faktor bei der Wahl des Reiseziels darstellen, wird derzeit in einer Umfrage behandelt, die bis zum 13. März 2025 läuft. Teilnehmer haben die Möglichkeit, an einem Gewinnspiel teilzunehmen, bei dem unter anderem ein 10-Euro-Amazon-Gutschein verlost wird.
Die aktuelle Situation steht im Kontext massiver Herausforderungen, die auch die Tourismusbranche infolge der Covid-19-Pandemie erlebt hat. Laut Berichten von Salto.bz erlebte der Tourismus 2020 einen dramatischen Rückgang der internationalen Ankünfte und somit auch einen enormen Umsatzverlust. Eine Erholung des Sektors wird erst für die kommenden Jahre erwartet, was die anhaltende Unsicherheit weiter verstärkt.
Zusammengefasst zeigt sich, dass die tiefgreifenden politischen Veränderungen in Deutschland unmittelbare Auswirkungen auf die Reiseentscheidungen der Menschen haben. Die Hoteliers stehen vor der Herausforderung, ihre Gäste vor den Verunsicherungen und Ängsten, die durch Wahlergebnisse hervorgerufen werden, zu schützen, während sie gleichzeitig den Druck auf ihre Betriebe bekämpfen müssen.