
Die Sicherheit des Zugpersonals in Thüringen steht zunehmend im Fokus der Öffentlichkeit. Ein aktueller Bericht über Vorfälle von Gewalt und Sachbeschädigung in Zügen der Erfurter Bahn zeigt auf, wie ernst die Lage ist. Laut MDR haben mutmaßliche Anhänger lokaler Fußballvereine, wie dem FC Rot-Weiß Erfurt und dem FC Carl Zeiss Jena, Züge mit Graffiti beschmiert. Diese Beschädigungen sind nicht nur ärgerlich, sondern ziehen auch hohe Kosten nach sich. Die Bundespolizei dokumentiert die Zerstörungen, die bis zu mehreren Zehntausend Euro pro Jahr kosten können.
In einer Umfrage äußerten sich viele Mitarbeiter der Erfurter Bahn besorgt über die Sicherheit in ihrem Arbeitsumfeld. Insbesondere ein Gebietsverantwortlicher berichtete, dass 40 von 80 Mitarbeitern Angst haben, wenn sie unterwegs sind. Diese Wahrnehmung wird durch einen steigenden Krankenstand auf bestimmten Verbindungen unterstrichen. Einige Verkehrsbetriebe, darunter Abellio und DB Regio, reagieren auf diese Herausforderungen mit Deeskalationstrainings, die darauf abzielen, den Umgang mit gefährlichen Situationen zu verbessern, wie DGUV informiert.
Deeskalationstrainings als Antwort auf Gewalt
Max Eggeling, ein Experte für Deeskalation und Gewaltprävention, zeigt in seinen Schulungen auf, dass Gewalt oft in Zwangslagen auftritt, in denen Menschen keine anderen Lösungen mehr finden. Dies gilt auch für das Zugpersonal, das regelmäßig mit Übergriffen konfrontiert ist. Die Deeskalationstrainings, die praktische Übungen und Rollenspiele umfassen, sollen den Mitarbeitern Handlungsalternativen aufzeigen und die Kommunikation verbessern. Eggeling betont dabei die Bedeutung der Eigenreflexion und die Notwendigkeit, Empathie zu zeigen.
Die Notwendigkeit dieser Trainings wird nicht nur von den Betroffenen selbst erkannt, sondern auch von den Arbeitgebern, die beabsichtigen, die Sicherheitsmaßnahmen in Zukunft zu erhöhen. Verkehrsminister Steffen Schütz hat bereits angekündigt, dass neue Kontingente für Sicherheitspersonal in regionalen Nahverkehrsausschreibungen vorgesehen sind. Die alte Landesregierung hatte zuvor Gelder für Sicherheitspersonal an bestimmten Verbindungen bereitgestellt, und Schütz sichert zu, dass die höheren Kosten nicht zu einer Reduzierung des Angebots führen werden.
Sichere Rahmenbedingungen für alle Beschäftigten
Auch im öffentlichen Dienst wird der Schutz von Beschäftigten vor Gewalt zunehmend thematisiert. Informationen und Hilfestellungen stehen zur Verfügung, um Risiken zu minimieren. Insbesondere in Bereichen mit Kundenkontakt – wie Ämtern oder sozialen Diensten – sind Maßnahmen zur Gewaltprävention unerlässlich. Empfehlungen umfassen beispielsweise, greifbare Gegenstände zu vermeiden, die als Waffen genutzt werden könnten, sowie ausreichenden Abstand zu den Kunden zu wahren.
Um die Sicherheit in kritischen Situationen zu erhöhen, werden interaktive Infoportale und spezielle Materialien zur Gewaltprävention entwickelt. Das Präventionsnetzwerk #sicherimDienst umfasst über 2.300 Beschäftigte in Nordrhein-Westfalen, um ein gemeinsames Vorgehen gegen Gewalt sicherzustellen. Dies zeigt, dass die Themen Gewalt und Sicherheit im Arbeitsumfeld immer stärker in den Fokus rücken und langfristige Lösungen gefordert sind.