
Der erste kommerzielle Flug der neuen europäischen Trägerrakete Ariane 6, der für den 3. März 2025 geplant war, wurde kurzfristig abgesagt. Arianespace gab die Nachricht etwa 30 Minuten vor dem angestrebten Startzeitpunkt bekannt. Gründe für die Absage wurden nicht bekannt gegeben, jedoch soll ein neues Datum für den Startannahmeprozess bald kommuniziert werden. Die Ariane 6 stand bereits am Startplatz im europäischen Weltraumbahnhof in Kourou, Französisch-Guayana, bereit, um einen Satelliten für die französische Luftwaffe ins All zu bringen.
Beim Erstflug der Ariane 6 im vergangenen Sommer hatte es bereits technische Schwierigkeiten gegeben. Während der Testphase war die Zündung eines Triebwerks nicht wie geplant erfolgt. Die Europäische Raumfahrtbehörde ESA führte das Problem auf eine überschrittene Temperaturgrenze zurück. Diese wiederholten Schwierigkeiten in der Raketenentwicklung sind im Kontext der jüngsten Misserfolge auch mit dem Start der europäischen Vega C-Rakete verknüpft, was zu einer Gesamtkrise im europäischen Trägerraketen-Sektor beigetragen hat. Die Ariane 6 wurde zudem vier Jahre später als ursprünglich vorgesehen in Betrieb genommen, da ihr Start zunächst für 2020 geplant war.
Technische Details und Entwicklungsverlauf
Die Ariane 6 bringt mittlere Payloads ins All und wurde entwickelt, um bei einem geringeren Kostenrahmen als ihre Vorgängerin, die Ariane 5, agieren zu können. Die Trägerrakete kann bei Bedarf mit zwei oder vier Boostern ausgestattet werden. Bei ihrem Erstflug war sie mit zwei Boostern konfiguriert, was ihr die Fähigkeit verleiht, bis zu 11,5 Tonnen in höhere und bis zu 21,6 Tonnen in niedrigere Umlaufbahnen zu transportieren. Die Oberstufe der Ariane 6 ist darauf ausgelegt, mehrfach gezündet zu werden, um Satelliten flexibel in verschiedene Umlaufbahnen zu bringen.
Die Entwicklung der Ariane 6 involvierte mehr als ein Dutzend europäischer Länder, wobei Deutschland mit rund 20 Prozent der Gesamtkosten, die sich auf etwa 4 Milliarden Euro belaufen, der zweitgrößte Geldgeber ist. Der Bau der Oberstufe fand in Bremen statt; die Tanks sowie Teile des Triebwerks stammen aus Augsburg und Ottobrunn. Das Vinci-Triebwerk wurde in Lampoldshausen getestet. Diese komplexe internationale Zusammenarbeit wird durch die europäische Raumfahrtbehörde ESA koordiniert.
Vorbereitung und Testverfahren
Die vergangenen Wochen waren entscheidend für die Ariane 6, da sie sich dem ersten kommerziellen Start näherte. Der Zentralkörper der Rakete wurde in einer Montagehalle vorbereitet und anschließend zum Startplatz transportiert. Dies geschah mit einem innovativen System von fahrerlosen Transportfahrzeugen, die die Rakete in einer horizontalen Position mit einer Geschwindigkeit von 3 km/h über eine Strecke von 800 Metern in etwa 20 Minuten beförderten. Bei den vorbereitenden Tests wurde auch die Kommunikation zwischen der Rakete und der Startrampe überprüft.
Parallel zu den Bodenprozessen fand im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) die Vorbereitung für Testzündungen der Oberstufe statt. Dieses umfangreiche Testverfahren ist ein Teil der umfassenden Entwicklungsstrategie der ESA, die darauf abzielt, die europäische Konkurrenzfähigkeit im Raumfahrtsektor langfristig zu sichern.
Zusammenfassend verdeutlicht die Situation um die Ariane 6 die Herausforderungen, vor denen die europäische Raumfahrt steht. Während das Projekt stark finanziell unterstützt wird und viel Potenzial birgt, sind technische Rückschläge und derzeitige Probleme ein Stresstest für den gesamten Sektor. Die ESA, die für die Raumfahrtnavigation in Europa zuständig ist, steht vor der Aufgabe, die Effizienz und Zuverlässigkeit ihrer Trägersysteme wiederherzustellen, um zukünftige Missionen erfolgreich durchzuführen.