
In einer festlichen Zeremonie wurde Ines Procter, bekannt als die „närrische Putzfraa“, mit dem Schlappmaulorden der Kitzinger Karnevalsgesellschaft (KiKaG) ausgezeichnet. Der Orden, der seit 1989 verliehen wird, ehrt Persönlichkeiten mit „trefflich lockerer Zunge und schlagkräftigem Wort“. Procter ist die 39. Trägerin dieser Auszeichnung. Die Übergabe fand traditionell während der Rosenmontags-Prunksitzung statt und wurde von dem Fürther Kabarettisten Volker Heißmann mit einer Laudatio begleitet. Er betonte: „Ines kann man sich nicht wegdenken von der Bühne“.
Procter hat sich mit ihren Anekdoten aus dem Alltag einer Fränkin, unter anderem in der Kultsendung „Fastnacht in Franken“ im Bayerischen Fernsehen, einen Namen gemacht. Ihre humorvollen Erzählungen, die bei den Zuschauern auf große Begeisterung stoßen, spiegeln die typischen Eigenheiten und Traditionen des bayerischen Faschings wider. Hinsichtlich ihrer Auszeichnung erhält sie nicht nur eine Narrenkappe, sondern auch eine lebenslange Ehrenmitgliedschaft in der KiKaG. Derorden selbst ist unvergütet und steht symbolisch für die Würdigung der bayerischen Fasnachtstraditionen.
Bayerischer Fasching im Wandel
Der bayerische Fasching, insbesondere in Südbayern, wird oft als weniger aufregend wahrgenommen als der rheinische Karneval oder die alemannische Fasnacht. Dies geht so weit, dass Münchner Zuschauer traditionell Faschingszüge mit wenig Emotionen verfolgen – ein Umstand, der bereits in der Stadtchronik von 1910 dokumentiert wurde. Der frühere Bezirksheimatpfleger Paul-Ernst Rattelmüller erklärte, dass alte Fasnachtsbräuche ernsthafte Angelegenheiten sind, und die heutige Faschingsfeierei als Nachkriegsphänomen gilt. Viele der heutzutage üblichen Elemente, wie Umzüge und Elferräte, wurden vom rheinischen Karneval übernommen.
Traditionen sind jedoch nicht nur letargisch, sondern werden auch von den Feierlichkeiten geprägt. So haben zahlreiche Städte und Dörfer ihren eigenen spezifischen Bräuche. In Benediktbeuern beispielsweise wird am Faschingsdienstag das Haberfeldtreiben gefeiert, ein Brauch, der ursprünglich nichts mit Fasching zu tun hat. Auch der Hemadlenzenumzug in Dorfen, der im 19. Jahrhundert entstand und symbolisch den Winter austreibt, trägt zur Faschingskultur bei. Die Teilnehmer tragen dabei weiße Unterhosen und Nachthemden und karren eine Strohpuppe durch die Stadt.
Kampf gegen Alkoholmissbrauch
Die traditionsbewusste Feier wird jedoch zunehmend von exzessivem Feiern und Alkoholmissbrauch überschattet. In Dorfen beispielsweise werden Maßnahmen ergriffen, um den Hemadlenzenumzug vor Alkoholmissbrauch zu schützen, indem der Ausschank harter alkoholischer Getränke verboten wurde. Auch im Münchner Umland besteht die Sorge um übermäßigen Alkoholkonsum während der Faschingsumzüge. Dies hat zu einem gewissen Umdenken und der Suche nach einem gesünderen Umgang mit dem Feierverhalten geführt.
In der Zwischenzeit mobilisieren die Damischen Ritter in München die Zuschauer, um eine aktivere Teilnahme am Fasching zu fördern. Sie repräsentieren einen Versuch, die Lust am Feiern mit den traditionellen Wurzeln des bayerischen Faschings zu verbinden und gleichzeitig auf die Bedeutung der Traditionen hinzuweisen. Während der Faschingstage, vor allem rund um das Karwendelgebirge, erzeugen Schellenrührer Lärm, um den Winter zu vertreiben und das gesellige Miteinander in den Vordergrund zu rücken.
Insgesamt bleibt die bayerische Fasnacht ein Spiegelbild von Traditionen, die sowohl bewahrt als auch weiterentwickelt werden, ohne die Ursprünglichkeit aus den Augen zu verlieren. Denkwürdige Tage wie die Auszeichnung von Ines Procter zeigen den lebendigen Spirit und das Engagement für die Kultur im Fasching.