
Die militärischen Spannungen rund um Taiwan nehmen zu, doch die taiwanesische Regierung sieht derzeit keinen unmittelbar bevorstehenden Angriff durch China. Verteidigungsminister Wellington Koo äußerte sich in einem aktuellen Interview optimistisch und erklärte, dass die Volksbefreiungsarmee Chinas gegenwärtig nicht in der Lage sei, Taiwan zu invadieren. Laut Koo sei die Taiwanstraße eine natürliche Barriere, die die amphibischen Kriegsführung erheblich erschwert. Er betonte jedoch, dass eine Invasion nicht vollständig ausgeschlossen werden könne, da das chinesische Militär sich kontinuierlich modernisiere und neue Strategien entwickle. Diese Informationen wurden von Welt berichtet.
Die Volksrepublik China betrachtet Taiwan als abtrünnigen Teil und plant dessen Rückführung. Trotz der strikten Haltung Pekings, die Taiwan als Teil Chinas ansieht, hat die Insel eine unabhängige, demokratisch gewählte Regierung. Koo wies auch auf die Grauzonen-Taktiken Chinas hin, bei denen unter anderem Kampfjets die taiwanesische Luftverteidigungszone durchdringen. Diese Praktiken sind Teil einer aggressiven Strategie, die die Sicherheitslage im Indopazifik destabilisieren könnte.
Aktuelle militärische Taktiken und Übungen
Ein Beispiel für diese aggressiven Taktiken ist die unangekündigte Einrichtung einer Übungszone für Schießübungen vor der Südküste Taiwans am 26. Februar. Dies zeige, dass China den Status quo immer wieder herausfordere. Die USA unter der Führung von Präsident Donald Trump betrachten die Sicherheitslage im West- und Indopazifik als eines ihrer Kerninteressen. Koo wies darauf hin, dass die USA sich nicht leisten können, den Indopazifik zu verlieren, da Taiwan Teil eines strategischen Netzes von US-Verbündeten ist, zu dem auch Japan, die Philippinen und Südkorea gehören.
Die USA unterstützen Taiwan trotz fehlender offizieller diplomatischer Beziehungen militärisch. Dies geschieht auch im Rahmen des Taiwan Relations Act von 1979, der sicherstellt, dass Taiwan über die notwendige Verteidigungsfähigkeit verfügt. Es ist zu beachten, dass Taiwan eine wesentliche Rolle in der globalen Lieferkette spielt, insbesondere in der Halbleiterproduktion, was seine strategische Bedeutung sowohl für die USA als auch für andere Nachbarstaaten verstärkt.
Die ökonomischen Auswirkungen der Spannungen
Die Spannungen um Taiwan haben nicht nur militärische, sondern auch signifikante wirtschaftliche Auswirkungen. In einer kürzlich stattgefundenen Veranstaltung des Kiel Instituts für Weltwirtschaft, die sich mit den Beweggründen von Xi Jinping für den Fokus auf Taiwan beschäftigte, wurde die Fragilität des Status quo sowie die daraus resultierenden Herausforderungen thematisiert. Die Expertin Sarah Kirchberger wies auf die komplexe Situation hin, in der die VR China eng in die Weltwirtschaft eingebunden ist und eine gewaltsame Annexion Taiwans riskant wäre.
Umfragen zeigen auch, dass die Mehrheit der taiwanesischen Bevölkerung gegen eine sofortige Wiedervereinigung mit China ist. Die Demokratische Fortschrittspartei (DPP) hebt die Unabhängigkeit Taiwans hervor, ohne jedoch eine formelle Unabhängigkeitserklärung abzugeben. Dies verdeutlicht die zunehmende Identifikation der taiwanesischen Bevölkerung als eigenständige Nation. Experten schätzen die Wahrscheinlichkeit einer schnellen Annexion Taiwans als gering ein, wobei gleichzeitig die geopolitische Lage angespannt bleibt.
Die globalen Schifffahrtsrouten rund um die Taiwanstraße sind von zentraler Bedeutung. Ein Konflikt in dieser Region könnte massive Auswirkungen auf den Welthandel haben und die wirtschaftlichen Verflechtungen weiter belasten. Die derzeitige Situation zwischen Taiwan und China bleibt kritisch und die zukünftigen Entwicklungen sind von großer Bedeutung für die regionale und globale Stabilität.