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Analoges Musikerlebnis: Warum Live-Konzerte unverzichtbar bleiben

In der heutigen Zeit, geprägt durch digitale Transformationen, zeigen sich viele Menschen in der Kultur- und Musikszene besorgt über den Einfluss der Technologie. Der Kammermusiksaal wird dabei als Schutzraum gegen die digitale Überflutung betrachtet. Die Musik mit klassischen Instrumenten wie Geige, Bratsche und Cello fördert eine Sensibilität, die im Kontrast zu den flimmernden Displays der digitalen Welt steht. Diese Beobachtungen hat die maz-online.de dokumentiert, wo viele während der Corona-Zeit den Klang von Live-Konzerten, insbesondere von Geigen, schmerzlich vermissten.

Die Unterschiede zwischen digitaler Musik und der Live-Darbietung sind unübersehbar. Während die E-Gitarre im Stream transportiert werden kann, gelingt es der klassischen Musik nicht, ihre Substanz in Tonaufnahmen adäquat zu reproduzieren. Der Dirigent Finnegan Downie Dear, ansässig in Berlin, ist ein klarer Verfechter dieser Ansicht. Er hört Musik auch über Streaming, ist jedoch überzeugt, dass die Qualität, die Bachs Musik ausstrahlt, selbst in einer schlechten Aufnahme spürbar ist, während Mozarts Werke kulturelles Wissen erfordern, um ganz verstanden zu werden.

Körperliche Erfahrungen der Live-Musik

Downie Dear lehnt digitale Noten ab und dirigiert ausschließlich mit Papier, um persönliche Notizen ins Spiel zu bringen. Bei einem Konzert in Finnland dirigierte er ein Kammerorchester, das die Partitur vom iPad spielte – eine Praxis, die in Deutschland an großen Häusern weniger verbreitet ist. Auch die Ticketpreise für Konzerte sind seit der Pandemie gestiegen, was das Bedürfnis erhöht, über diese Erfahrungen zu sprechen. Andre Wilkens, Autor von „Analog ist das neue Bio“, hebt hervor, dass ein Konzert eine originäre Erfahrung ist, die im Gegensatz zu einem Livestream steht, der mehr wie eine Kopie wirkt und die physische Anwesenheit unabdingbar macht.

Er sieht auch die Notwendigkeit analoger Wege in Bezug auf die Anreise und Nachbereitung zu Konzerten und warnt vor den Risiken einer überdigitalisierten Welt. Steigende Ticketpreise machen Live-Erlebnisse nicht nur wertvoller, sondern auch begehrenswerter. Wilkens argumentiert, dass längere Texte besser auf Papier gelesen werden können, wohingegen kürzere Texte durchaus im digitalen Format ausreichen.

Die Herausforderung der digitalen Welt

Die Verbindung von Live-Darbietungen und digitalem Raum steht im Mittelpunkt neuer Projekte wie „Spielräume!“, das von der Kulturstiftung des Bundes gefördert wird. Dieses vierjährige Projekt setzt sich mit den Möglichkeiten von Oper und Schauspiel in einem digitalen Kontext auseinander, wobei der Fokus auf der Entwicklung neuer künstlerischer Formate liegt, die die Grenzen zwischen digitalem und analogem Erleben durchbrechen.

Zusammenarbeit mit Akteuren aus der Playful Media, wie Designern und Videokünstlern, wird angestrebt, um das Publikum aktiv einzubeziehen. βDiese Initiative zeigt, dass die künstlerische Auseinandersetzung mit digitalen Medien nicht nur notwendig, sondern auch zukunftsorientiert ist, um das Publikum wieder in den Mittelpunkt des Erlebens zu stellen.

Zusätzlich reflektieren zahlreiche Studien, etwa am Max-Planck-Institut, seit den 1990er Jahren über die Krise des klassischen Konzerts. Explorative Forschungsprojekte untersuchen die Auswirkungen von Live-Konzerten und verschiedenen Formaten auf das Publikum – besonders im Kontext der während der Coronapandemie populären Konzertstreams. Ein besonderes Augenmerk gilt den unterschiedlichen Typen von Konzertstream-Konsumenten, die von Puristen bis hin zu Digitalkonzert-Enthusiasten reichen. Diese Analysen machen deutlich, wie entscheidend die bewusste Entscheidung für oder gegen digitale Formate in der kulturellen Landschaft ist und welche Herausforderungen das Publikum und die Institutionen der klassischen Musik in Deutschland damit konfrontiert.

Die digitale Welt bringt sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich. Die Erhaltung und Betonung des analogen Erlebens bleibt eine der zentralen Herausforderungen der Zukunft, während zugleich die Möglichkeiten der digitalen Kunstformen erkundet werden müssen.

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Berlin, Deutschland
Beste Referenz
maz-online.de
Weitere Infos
kulturstiftung-des-bundes.de

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