
Die Zufriedenheit unter Auszubildenden in Berlin und Brandenburg hat in den letzten Jahren einen besorgniserregenden Rückgang verzeichnet. Laut dem aktuellen Ausbildungsreport der DGB-Jugend, der in Berlin vorgestellt wurde, gaben nur 69 Prozent der Auszubildenden in der Region im Jahr 2024 an, mit ihrer Ausbildung „sehr zufrieden“ oder „zufrieden“ zu sein. Im Jahr 2012 lag dieser Wert noch bei 78 Prozent. Besonders auffällig ist der Rückgang der sehr zufriedenen Auszubildenden: von 30,3 Prozent im Jahr 2012 auf lediglich 16 Prozent im Jahr 2024. Dies zeugt von einem klaren Trend, der viele junge Menschen betrifft und dringenden Handlungsbedarf aufzeigt.
Ein weiterer interessanter Aspekt, den rbb24 hervorhebt, sind die Unterschiede in der Zufriedenheit abhängig von der Branche. Während Auszubildende in Chemieberufen, Verkehrs- und Logistikberufen sowie in der Fahrzeugführung eine hohe Zufriedenheit von je 82 Prozent und im Groß- und Außenhandel von 80 Prozent berichten, sieht es in anderen Bereichen weniger positiv aus. Besonders in der Veranstaltungstechnik, Hotel- und Gastronomiebranche, im Einzelhandel und bei Köchen liegt die Zufriedenheit unter 65 Prozent.
Einfluss der Ausbildungsvergütung und der Arbeitsbelastung
Die Ausbildungsvergütung spielt eine entscheidende Rolle bei der Zufriedenheit der Auszubildenden. So gaben 69 bis 75 Prozent der Befragten, die mehr als 1.000 Euro im Monat verdienen, an, (sehr) zufrieden zu sein. Dagegen sind nur 43 Prozent der Auszubildenden, die bis zu 600 Euro verdienen, zufrieden. Diese Diskrepanz verdeutlicht die Notwendigkeit, die Vergütungsstrukturen zu überprüfen, um eine nachhaltige Verbesserung der Ausbildungsbedingungen zu erreichen.
Die Arbeitsbelastung ist ein weiteres bedeutendes Thema. Laut dem DGB-Auszubildendenreport leistet bereits jeder vierte Auszubildende regelmäßig Überstunden, wobei 17 Prozent sogar mehr als fünf Stunden pro Woche arbeiten. Diese Entwicklung ist besonders alarmierend, da das Jugendarbeitsschutzgesetz vorgibt, dass Minderjährige nicht mehr als 40 Stunden pro Woche arbeiten dürfen.
Unsicherheit bezüglich Übernahme und Feedback-Kultur
Die Unsicherheit über eine mögliche Übernahme nach der Ausbildung beschäftigt ebenfalls viele Auszubildende. 57 Prozent der Befragten können nicht einschätzen, ob sie übernommen werden, während 38 Prozent dies für wahrscheinlich halten. Die DGB-Jugend fordert daher eine unbefristete Übernahme als Standard. Darüber hinaus erhalten nur 13 Prozent der Auszubildenden wöchentlich persönliche Rückmeldungen von ihren Ausbildern, und 60 Prozent bekommen seltener als einmal im Monat Feedback zur Leistung.
Diese Mängel werden zudem durch den Ausbildungsreport der DGB-Jugend weiter bestätigt. Über 54 Prozent der Auszubildenden fühlen sich selten von ihren Ausbildern motiviert. Die DGB-Jugend fordert daher kleinere Betreuungsschlüssel für Ausbilder, um auf individuelle Lernbedürfnisse besser eingehen zu können und die Zufriedenheit zu steigern.
In Brandenburg stehen derzeit etwa 10.500 Ausbildungsstellen leer, während in Berlin rund 4.900 Plätze unbesetzt sind. Gleichzeitig suchen 8.300 junge Menschen in Brandenburg nach einem Ausbildungsplatz. Diese ungleiche Verteilung verstärkt den Druck auf die bestehenden Ausbildungsstrukturen und erfordert zügige Veränderungen.
Insgesamt zeigt der Ausbildungsreport, dass die duale Berufsausbildung zwar nach wie vor als Erfolgsmodell gilt, jedoch erheblichen Herausforderungen gegenübersteht. Es ist unerlässlich, die Bedürfnisse der Auszubildenden stärker zu berücksichtigen und eine positive Entwicklung der Ausbildungsbedingungen zu fördern, um die Abbrecherquote und Unzufriedenheit zu reduzieren.