
Im kleinen Ortsteil Antfeld, der im Sauerland gelegen ist und etwa 800 Einwohner zählt, sorgte die Einführung einer Geschwindigkeitsbegrenzung auf Tempo 30 für erhebliche Kontroversen. Die Schilder, die am 20. Januar 2025 aufgestellt wurden, sollten dazu dienen, die Lärmbelastung zu verringern, doch die Wirklichkeit sieht anders aus. Ortsvorsteher Martin Aleff berichtet von einem Anstieg an Lärmbelästigungen, verursacht durch hupende Pendler und das Aufheulen von Motoren. Zudem gibt es Beschwerden über laute Musik, die die Anwohner stark belästigt. Diese Entwicklung kommt besonders ungünstig, da der Ort an der stark frequentierten Bundesstraße 7 liegt, auf der täglich zwischen 10.000 und 20.000 Fahrzeuge fahren. Trotz der zunehmenden Probleme schloss Aleff jedoch die Rückkehr zu Tempo 50 aus und verweist auf die seit fast 20 Jahren bestehenden Bemühungen um eine Umgehungsstraße, deren Realisierung ungewiss bleibt.
Unzufriedenheit in der Bevölkerung
Die Rückmeldungen aus der Bevölkerung sind alles andere als positiv. Viele Anwohner zeigen Unverständnis über die Maßnahme, die schließlich zur Verbesserung der Lebensqualität gedacht war. Stattdessen fühlen sie sich durch den zunehmenden Lärm belästigt. Dies steht im krassen Gegensatz zu den anvisierten Zielen, die auch von über 500 Städten und Gemeinden in Deutschland unterstützt werden, die sich für die Initiative „Lebenswerte Städte und Gemeinden“ zusammengeschlossen haben. Diese Initiative zielt darauf ab, durch flächendeckendes Tempo 30 in Städten mehr Sicherheit zu erreichen, Lärm und Schadstoffe zu verringern. Kritiker hingegen wenden ein, dass mehr Geschwindigkeitsbegrenzungen – insbesondere auf Durchgangsstraßen – auch den Verkehrsfluss beeinträchtigen könnten. Das Bundesverkehrsministerium hat sich bislang gegen flächendeckendes Tempo 30 ausgesprochen.
In größeren Städten wie Stuttgart, wo aufgrund hoher Schadstoffbelastungen Tempo 40 eingeführt wurde, gibt es positive Erfahrungen. In vielen europäischen Städten, darunter einige in Frankreich, Spanien und Brüssel, konnte nach Einführung von Tempo 30 eine signifikante Reduzierung der Verkehrsunfälle und -toten beobachtet werden. Einige Städte berichteten von Rückgängen um bis zu 70 Prozent.
Rechtliche Hindernisse und Möglichkeiten
Die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Einführung von Tempo-30-Zonen sind in Deutschland komplex. Während die Straßenverkehrsordnung es Kommunen erlaubt, aus vier spezifischen Gründen Tempo 30 anzuordnen, wie etwa zum Schutz von Lärm und Abgasen oder in der Nähe von Schulen, Altenheimen und Kindergärten, wird die Umsetzung oft durch bürokratische Hürden erschwert. Bundesweit gilt seit 1957 eine Regelgeschwindigkeit von 50 km/h innerorts. Die Städte verlangen daher mehr Mitspracherechte bei der Festlegung von Geschwindigkeitsbegrenzungen.
Das Umweltbundesamt hat bereits positive Auswirkungen von Tempo 30 auf die Lärmemissionen in verschiedenen Städten wie Göttingen und Ravensburg untersucht. Eine Reduzierung der Geschwindigkeiten könnte demnach die Lärmbelästigung verringern, ohne die Mobilität übermäßig einzuschränken. Der Steigerung der Verkehrssicherheit stünde ebenso wenig entgegen, denn die Unfallschwere nimmt bekanntlich mit steigenden Geschwindigkeiten zu.
In Anbetracht der Situation in Antfeld könnte man sich fragen, wie die Gemeinde mit den neu entstandenen Herausforderungen umgehen wird. Es bleibt abzuwarten, ob weitere Maßnahmen erwogen werden, um die unerwünschten Folgen der Geschwindigkeitsreduzierung zu minimieren und gleichzeitig die Lebensqualität der Anwohner zu sichern.