
Der deutsche Künstler Anselm Kiefer, bekannt für seine tiefgreifenden Auseinandersetzungen mit der Vergangenheit Deutschlands, äußert sich besorgt über die gegenwärtige politische Lage in Deutschland. In einem aktuellen Interview betont Kiefer seine Alarmbereitschaft angesichts des signifikanten Zuwachses der Alternative für Deutschland (AfD), die bei den letzten Bundestagswahlen 20,8 Prozent Stimmenanteil erhielt. „Das ist schrecklich“, erklärt der Künstler, der sich bedroht sieht von dem „Sumpf“ des Rechtsextremismus und Antisemitismus, der in der Gesellschaft weiterhin fruchtbar ist. Diese Befürchtungen werden durch das Bundesamt für Verfassungsschutz untermauert, das die AfD als rechtsextremistischen Verdachtsfall beobachtet, besonders in den Bundesländern Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, wo die Partei sogar als gesichert rechtsextrem bewertet wird.
Kiefer vergleicht die gegenwärtige geopolitische Situation mit dem Kalten Krieg, den er als berechenbarer und leichter einzuordnen beschreibt. Im Kontext der aktuellen Konflikte, insbesondere dem Krieg in der Ukraine und den Spannungen mit den USA, sieht er die Freiheit und die demokratischen Werte in Deutschland in Gefahr. Diese Reflexionen sind besonders relevant, da der Künstler in wenigen Tagen seine Ausstellung „Sag mir, wo die Blumen sind“ anlässlich seines 80. Geburtstags in Amsterdam präsentieren wird. Der Titel lässt sich auf den bekannten Anti-Kriegs-Song von Pete Seeger zurückführen, der auch von Marlene Dietrich auf Deutsch interpretiert wurde.
Historische Reflexionen über Befreiung und Aufarbeitung
Unterdessen ist der diskursive Raum über den Aufstieg extremistischer Ideologien in Deutschland nicht neu. Ein Artikel in der Süddeutschen Zeitung thematisiert ähnliche Risiken, indem er die Gesinnungen der AfD als Teil eines ideologischen Kontinuums betrachtet, das bereits in der deutschen Geschichte verwurzelt ist. Die Republik erlebe, so der Autor, eine Zeit, in der nichts als sicher gilt. In Kelheim, Bayern, steht die Befreiungshalle, ein Monument, das an die Befreiung der Konzentrations- und Vernichtungslager vor 80 Jahren erinnert. Historische Ereignisse wie der Holocaust-Gedenktag und der Tag des Endes des Zweiten Weltkriegs am 8. Mai erfordern eine ständige Auseinandersetzung mit den Gräueltaten der Vergangenheit und deren Erbe für die Gegenwart.
Besonders prägnant wird die Thematik durch den Hinweis auf die Kapitulation des Deutschen Reiches am 7. Mai 1945 in Reims sowie deren Wiederholung in Berlin-Karlshorst am folgenden Tag. Diese Tage markieren den entscheidenden Wendepunkt im Kampf gegen den Nationalsozialismus. In Russland wird der 8. Mai als Feiertag begangen, was die Relevanz des historischen Gedächtnisses verdeutlicht.
Kunst unter dem Schatten des Nationalsozialismus
Der Kunsthistoriker könnte hierbei in den Diskurs von Deutsches Historisches Museum eintauchen, wo die Entwicklung der Kunst unter dem Nationalsozialismus beleuchtet wird. Alfred Rosenberg, ein einflussreicher Theoretiker des NS-Regimes, propagierte eine Kultur, die auf einer rassischen Ideologie basierte und alle nicht arischen Künstler und innovative, avantgardistische Strömungen ausgrenzte. Die Gründung der Reichskulturkammer im Jahr 1933 unter Joseph Goebbels sollte das gesamte Kunst- und Kulturleben überwachen und kontrollieren.
Diese historische Perspektive zeigt auf, wie eng die Verknüpfungen zwischen Kunst, Kultur und politischen Strömungen sind und wirft ein Licht auf die Verantwortung der Künstler wie Anselm Kiefer, die sich mit solchen Themen auseinandersetzen und das Gedächtnis der Menschheit wachhalten. In Zeiten, in denen Demokratien fragil sind und rechtsextremes Gedankengut wieder Auftrieb erhält, bleibt Kiefers Wirken und sein Appell an die Gesellschaft von hoher Relevanz für die Zukunft.