
In Stuttgart öffnete die Evanglische Gemeinschaft Württemberg ein „HoffnungsHaus“ im Rotlichtviertel, um Prostituierten in Not Unterstützung und Schutz zu bieten. Das Gebäude befindet sich in der Leonhardstraße 1 und sticht mit seinen braunen Fensterläden und zugezogenen Vorhängen hervor. Die Innenausstattung des Hauses umfasst Holztische, Blumen und eine einladende Küche, die eine gemütliche Atmosphäre schafft. Viele der Prostituierten, die in Stuttgart arbeiten, haben oft keine Perspektive für ihr Leben und leiden unter wenig akzeptablen Lebens- und Arbeitsbedingungen, die teilweise als katastrophal beschrieben werden. Rund 4.000 Frauen und 300 Männer sind in der Region als Prostituierte tätig, wobei ein Großteil der Frauen aus Osteuropa, insbesondere Rumänien und Bulgarien, stammt. Sie sind häufig Gewalt ausgesetzt und von Stigmatisierung und Diskriminierung betroffen, was die gesellschaftliche Diskussion über Prostitution zusätzlich belastet.
Das „HoffnungsHaus“ hat sich zum Ziel gesetzt, den Frauen Würde und Anerkennung zu vermitteln und ihnen Wege aus ihrer schwierigen Lebenssituation aufzuzeigen. Durch einen diakonischen Auftrag, der von einem christlichen Menschenbild motiviert ist, möchte das Haus ein Zeichen gegen Gewalt, sexuelle Ausbeutung und Menschenhandel setzen. „Der Apis“-Vorsitzende Steffen Kern äußerte sich zur Verbindung von Kriminalität, Gewalt, Armut und Abhängigkeiten, die viele Frauen in diese Lebenssituation gedrängt hat. Prälat Ulrich Mack betonte, dass das Haus zwar nicht alle Probleme der Prostituierten lösen könne, jedoch ermutigende Signale senden wolle.
Unterstützen und Beraten
Im „HoffnungsHaus“ wird eine Sozialarbeiterin wohnen, die für Seelsorge und Beratungsangebote verantwortlich ist. Zudem haben sich ehrenamtliche Mitarbeiter bereit erklärt, im Haus tätig zu werden. Geplant sind auch regelmäßige Gottesdienste, Konzerte und kulturelle Veranstaltungen, um den Prostituierten ein Gefühl der Gemeinschaft zu bieten und sie zu unterstützen. Die laufenden Kosten für das Haus werden auf zwischen 100.000 und 150.000 Euro pro Jahr geschätzt. Der Mietvertrag für das Gebäude läuft zunächst über zwei Jahre. Das Projekt erhält Unterstützung von verschiedenen öffentlichen Beratungsstellen, Kirchen und der örtlichen Evangelischen Allianz.
Während es in der öffentlichen Debatte unterschiedliche Meinungen zur Prostitution gibt — von der Verteidigung individueller Rechte bis hin zu Forderungen nach deren Verbot — bleibt der Maßstab für diakonisches Handeln der Schutz der Menschenwürde. Es ist wichtig, die Selbstbestimmung und den Respekt der betroffenen Personen zu achten, insbesondere in einem Bereich, der von massiven, kriminellen und menschenverachtenden Methoden geprägt sein kann. Daher ist es von zentraler Bedeutung, den Prostituierten Hilfestellung zu bieten und ihr Recht auf ein würdevolles Leben zu achten.