
Die Lufthansa Group steht vor herausfordernden Zeiten, da der Gewinn in der Kernmarke im vergangenen Jahr erheblich eingebrochen ist. Vorstandschef Carsten Spohr berichtete, dass sich das Unternehmen zunehmend ins Ausland orientiert, wobei weniger als 20% des Umsatzes im deutschen Heimatmarkt im laufenden Jahr erwartet werden. In der Tat trägt der Heimatmarkt aktuell nur noch etwa ein Viertel zum Umsatz bei, was die Herausforderungen der deutschen Luftfahrtindustrie verdeutlicht. Spohr äußerte scharfe Kritik an den Verdi-Streiks im öffentlichen Dienst, die insbesondere die Flughäfen in Köln, Düsseldorf und München betroffen haben. Diese Streiks, kombiniert mit hohen staatlich verursachten Kosten, belasten das Geschäft der Luftfahrtgesellschaft.
Für 2025 erwartet Lufthansa Erlöse von etwa 43 Milliarden Euro, was einem Anstieg von rund 14% entspricht. Diese Prognose schließt die neue italienische Beteiligung, Ita, ein, von der das Unternehmen bereits 41% erworben hat und deren vollständige Übernahme bis 2027 geplant ist. Spohr äußerte die Hoffnung, dass Ita bereits in diesem Jahr zum Konzernergebnis beitragen wird, was einen zusätzlichen Schub für die Lufthansa Group darstellen könnte. Die Übernahme ist Teil einer strategischen Wachstumsinitiate, die auch die Beobachtung von Airlines in Lissabon und Madrid einschließt, die Anschluss an größere Gruppen suchen, um wettbewerbsfähiger zu werden.
Schwierige Rahmenbedingungen
Trotz der Expansionsstrategie sieht sich die Lufthansa mit einem Rückgang des operativen Gewinns im Jahr 2024 konfrontiert, der um über eine Milliarde auf rund 1,65 Milliarden Euro eingebrochen ist. Dies wurde den anhaltenden Streiks, höheren Kosten und gesunkenen Ticketpreisen zugeschrieben. In Reaktion auf diese Entwicklungen plant der Vorstand ein Sanierungsprogramm, das darauf abzielt, den operativen Gewinn bis 2028 um 2,5 Milliarden Euro zu steigern. Erste Verbesserungen sollen bereits 2025 sichtbar werden, mit einem Ziel von 1,5 Milliarden Euro.
Die Luftfahrtbranche in Europa, in der die Lufthansa Group eine führende Rolle spielt, bleibt anfällig. Im Jahr 2022 beförderte die Airline 131 Millionen Passagiere, was einem Anstieg von 7% im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Dennoch verzeichnete das Unternehmen einen Konzernüberschuss von knapp 1,4 Milliarden Euro, was 18% weniger als im Vorjahr bedeutet. Ein unveränderter Dividendenvorschlag von 30 Cent je Aktie wurde den Aktionären dennoch angeboten.
Geopolitische Herausforderungen
Einen weiteren Risikofaktor stellt die Handelsstrategie der USA unter Präsident Trump dar, insbesondere in Bezug auf mögliche Zölle. Die Lufthansa muss zudem die anhaltenden Probleme im Asienverkehr berücksichtigen, die durch die Nutzung des russischen Luftraums für europäische Airlines beeinträchtigt werden. Spohr warnt, dass Deutschland im internationalen Luftverkehr abgehängt werden könnte, wenn nicht bald Maßnahmen ergriffen werden, um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen.
Die Konsolidierung im europäischen Luftfahrtmarkt wird nach Einschätzung von Experten als unumgänglich erachtet. Die Lufthansa Group könnte durch mögliche Übernahmen von Gesellschaften wie TAP Air Portugal, Air Europa oder airbaltic neue geografische Märkte erschließen, insbesondere in Brasilien, wo die Präsenz der Lufthansa bislang schwach ist. Analysen zeigen, dass europäische Airlines gegenüber arabischen und US-Konkurrenten Wettbewerbsnachteile aufweisen, was die Notwendigkeit für größere und widerstandsfähigere Fluggesellschaften unterstreicht.
In Bezug auf die Gesamtentwicklung des europäischen Luftfahrtmarkts wird ein Wachstum von 67,81 Milliarden USD im Jahr 2024 auf 78,53 Milliarden USD bis 2029 prognostiziert. Die Luftverkehrsbranche wächst, erholt sich seit der Pandemie schnell und sieht sich möglicherweise vor einer Konsolidierung, die die Marktposition der Lufthansa stärken könnte. Dies wird als letzter Ausweg angesehen, um global wettbewerbsfähig zu bleiben und den Herausforderungen der Zeit zu trotzen.
Insgesamt zeigt sich, dass die Lufthansa Group trotz akuter Herausforderungen entschlossen ist, ihren Wachstumskurs fortzusetzen und sich gleichzeitig den geopolitischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen anzupassen. Dies könnte sie in eine stabile Position bringen, um auf dem sich wandelnden Markt erfolgreich zu agieren.
Insgesamt erfordert die Zukunft der Lufthansa sowohl eine sorgfältige Planung als auch strategische Überlegungen, um die Marktstellung zu festigen und weiter auszubauen. Die nächsten Jahre werden entscheidend sein für die Weichenstellungen der Airline.
Weitere Informationen hierzu finden sich in den Artikeln von Südkurier und Reisetopia.