
Am 6. März 2025 berichtet die Universität Bielefeld über einen bedeutenden Durchbruch in der Behandlung von Speiseröhrenkrebs, insbesondere von Adenokarzinomen der Speiseröhre. Jährlich erkranken weltweit etwa 85.700 Menschen neu an dieser Krebsform, hauptsächlich aufgrund von Risikofaktoren wie Übergewicht, Rauchen und einer fettreichen Ernährung. Eine interdisziplinäre Studie unter der Leitung von Professor Dr. Jens Höppner, dem Leiter der Universitätsklinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie am Klinikum Lippe, hat nun neue Erkenntnisse zur Therapie dieser Erkrankung geliefert.
Die ESOPEC-Studie, die im angesehenen New England Journal of Medicine veröffentlicht wurde, stellt einen wichtigen Beitrag zur medizinischen Forschung dar. Beteiligt waren 25 auf Krebs spezialisierte Einrichtungen in Deutschland. Ziel der Studie war es, die Wirksamkeit verschiedener Behandlungsmethoden zu vergleichen: Eine Gruppe erhielt eine Chemotherapie gefolgt von einer Strahlentherapie, die andere eine Chemotherapie vor und nach der Operation.
Ergebnisse und Einfluss auf Behandlungsrichtlinien
Insgesamt 438 Patientinnen und Patienten beteiligten sich an der Studie zwischen 2016 und 2020. Ein nachfolgendes Monitoring bis 2023 ergab, dass die Patienten, die perioperativ Chemotherapie erhielten, im Schnitt 66 Monate lebten – 29 Monate länger als diejenigen, die nur vor der Operation behandelt wurden. Dies entspricht einem etwa 30 Prozent niedrigeren Sterberisiko für diese Gruppe.
Besonders hervorzuheben ist, dass die Studie unabhängig von Pharmaunternehmen finanziert wurde, was ihre Ergebnisse und die daraus abgeleiteten Behandlungsempfehlungen umso wertvoller macht. Nach der Veröffentlichung der Studienergebnisse wurden bereits Anpassungen in den europäischen ESOM-Leitlinien vorgenommen.
Hintergrund zur Krankheit und Studie
Speiseröhrenkrebs, klassifiziert unter ICD-10 C15, bringt für die Betroffenen erhebliche Herausforderungen mit sich. Daten bis zum 31.12.2020 zeigen, dass in Deutschland jährlich 1.782 Frauen und 5.736 Männer an Speiseröhrenkrebs erkranken. Die relative 5-Jahres-Überlebensrate liegt für Frauen bei 24 % und für Männer bei 25 %. Tragischerweise werden nur etwa ein Drittel der Tumoren in frühen Stadien diagnostiziert.
Die ESOPEC-Studie bringt Hoffnung, indem sie die grundlegend unterschiedlichen Therapieansätze von neoadjuvanter Chemoradiation und perioperativer Chemotherapie beleuchtet. Ziel der Studie war die Ermittlung des Überlebensvorteils dieser zwei Methoden bei lokalisiertem ösophagealen Adenokarzinom, einem von den gefährlicheren Krebsarten.
Einige Risikofaktoren, die mit der Entstehung von Adenokarzinomen in Verbindung gebracht werden, sind gastroösophageale Refluxerkrankung und Barrett-Ösophagus. Diese Krebsart hat in den letzten 30 Jahren eine beachtliche Häufigkeit zugenommen, was den dringenden Bedarf an effektiven Behandlungsmethoden unterstreicht.
Die Ergebnisse dieser bedeutenden Studie haben nicht nur nationale Behandlungsleitlinien beeinflusst, sondern auch internationale Behandlungen in verschiedenen Ländern positiv geprägt. Professor Höppner präsentierte die Forschungsergebnisse bereits auf der ASCO-Jahrestagung in den USA, wo sie auf großes Interesse stießen.
Diese neuen Erkenntnisse eröffnen Perspektiven für die Behandlung von Speiseröhrenkrebs und unterstreichen die Wichtigkeit fortlaufender Forschung in diesem dominierenden medizinischen Bereich.
Ein weitreichender Einfluss auf die Behandlungsstandards könnte die Lebenserwartung vieler Patienten verbessern und die Ergebnistransparenz in der Onkologie entscheidend steigern.
Für weitere Informationen zu den Details der Studie und den spezifischen Therapieansätzen, siehe die Berichterstattung auf Bielefeld Universität, die relevante Studienpublikation auf PubMed sowie umfassende Krebstatistiken auf Krebsdaten.