
Am 6. März 2025 wird in Deutschland ein entscheidender Schritt zur Stärkung der Bundeswehr und zur Anpassung der Verteidigungsausgaben unternommen. Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) lobt die Einigung zwischen CDU und SPD, die eine Lockerung der Schuldenbremse und ein umfassendes Finanzpaket zur Erhöhung der Verteidigungsausgaben vorsieht. Pistorius bezeichnet diesen Tag als „historisch“ für die Bundeswehr sowie für Deutschland insgesamt.
Mit den neuen Regelungen soll Deutschland in der NATO eine führende Rolle in Europa einnehmen. Die Zustimmung zu diesem Plan kommt jedoch nicht ohne Widerstand: In der Grünen-Bundestagsfraktion gibt es Vorbehalte, was Co-Fraktionschefin Britta Haßelmann unterstreicht, die betont, dass die Vorschläge zunächst geprüft werden müssen. Gleichzeitig äußert sich die FDP, deren Fraktionschef Christian Dürr die Schuldenaufnahme als verantwortungslos kritisiert, jedoch die Notwendigkeit zur Stärkung des Militärs anmerkt. Die AfD wiederum lehnt das geplante Finanzpaket ab und sieht es als Missachtung des Wählerwillens, was die Fraktionsvorsitzenden Alice Weidel und Tino Chrupalla vehement unterstützen.
Verteidigungsausgaben im europäischen Kontext
Im internationalen Rahmen zeigen sich die Verteidigungsausgaben in der NATO auf dem Vormarsch. Laut Angaben wird für 2024 ein Anstieg auf rund 2,71% des Bruttoinlandsprodukts (BIP) der NATO-Staaten prognostiziert, was sich auf insgesamt etwa 1,5 Billionen US-Dollar beläuft. Insbesondere europäische Verbündete und Kanada planen, 2,02% ihres BIP für Verteidigung auszugeben, was 507 Milliarden US-Dollar entspricht. Diese Zunahme um rund 10,9% im Vergleich zum Vorjahr spiegelt die veränderte Sicherheitslage wider, verstärkt durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine.
Deutschland selbst wird 2024 voraussichtlich die Marke von 2% des BIP für Verteidigung überschreiten und damit zum jährlichen Ziel der NATO beitragen. Dieses Ziel, das ursprünglich 2002 unverbindlich und 2014 verbindlich festgestellt wurde, wird durch die Berechnungsanpassungen des deutschen Verteidigungsetats erreicht. Das Sondervermögen von 100 Milliarden Euro spielt hierbei eine entscheidende Rolle, da es nahezu vollständig für den Kauf von Großgeräten vorgesehen ist.
Finanzielle Herausforderungen und politische Resonanz
Die finanzielle Situation Deutschlands ist jedoch angespannt. Ein Investitionsstau von mehreren Hundert Milliarden Euro wird geschätzt und betrifft sowohl Sicherheits- als auch Wirtschaftspolitik. CDU und SPD haben sich nun auf ein Milliardenschuldenpaket verständigt. Friedrich Merz (CDU), der im Wahlkampf eine Änderung der Schuldenbremse ausgeschlossen hatte, plant nun eine Lockerung dieser Regelung. Der aktuelle Verteidigungsetat beträgt etwa 53 Milliarden Euro, doch mit dem neuen Finanzpaket könnten künftige Ausgaben für die Bundeswehr fast unbegrenzt werden, finanziert durch Staatsanleihen.
Für die Umsetzung der geplanten Maßnahmen sind jedoch grundlegende Änderungen im Grundgesetz erforderlich, die das Sondervermögen legitimieren. Der Politologe Albrecht von Lucke bewertet die Pläne als legitim im Kontext der gegenwärtigen außenpolitischen Herausforderungen. Doch auch Widerstand ist zu erwarten: Während die AfD und die Linke ihre möglichen Stimmen in der Bundestagsdebatte mobilisieren, ist eine Mehrheit durch die Stimmen der Grünen erforderlich, die ihrerseits verbindliche Zusagen im Bereich Klimaschutz einfordern.
Die politischen Auseinandersetzungen um diese Maßnahmen werden sich intensivieren, während der alte Bundestag bis zur Konstituierung des neuen am 25. März das volle Mandat behält. Diese Entwicklungen könnten den Weg für grundlegende Änderungen in Deutschlands Verteidigungspolitik ebnen, dessen Konsequenzen noch tiefgreifend sein könnten.
Für weitere Informationen zu den aktuellen Verteidigungsausgaben in der NATO und den Auswirkungen auf Deutschland siehe Tagesschau sowie für eine umfassende Analyse der politischen Situation in Deutschland den Artikel auf Deutschlandfunk.
Wichtige Links für die Leser sind Süddeutsche.