Christian Sievers, der Hauptmoderator des Heute-Journals beim ZDF, hat in einer kontroversen Sendung am vergangenen Dienstagabend die Parlamentswahl auf Grönland mit den Wahlen in Schwäbisch Gmünd verglichen. Beide Orte, die etwa 40.000 Wahlberechtigte aufweisen, stehen im Fokus seiner Analyse, die dazu führte, dass die Zuschauer über die Unterschiede und Gemeinsamkeiten in der Demokratie und Wahlbeteiligung der beiden Regionen nachdachten. Während seiner Karriere hat Sievers aus verschiedenen Ländern berichtet, darunter die USA, Bosnien und Israel, und war auch vor Ort nach der verheerenden Tsunami-Katastrophe in Südostasien sowie beim Anschlag auf die Zwillingstürme in New York.
Zuvor, im Februar, hatte Sievers ein komplettes Heute-Journal aus Schwäbisch Gmünd ausgestrahlt, bei dem er vor dem Heilig-Kreuz-Münster moderierte und ein Interview mit dem Oberbürgermeister der Stadt führte. In der aktuellen Diskussion über die Wahl in Grönland betont er, dass internationale Vergleiche oft nicht die Komplexität lokaler Wahlen erfassen können, was sein Vergleich zusätzlich umstritten macht. Schwäbische Post berichtet, dass diese Ansichtigkeit und die damit verbundenen Kommentare in den sozialen Medien hitzige Debatten ausgelöst haben.
Über Deutschland hinausblicken
Darüber hinaus hat Sievers für seine Reportage „Am Puls“ das Nachrichtenstudio verlassen, um das Thema „Regelwut und Stillstand“ in Deutschland zu beleuchten. Diese Reportage wird am 27. Juli um 22:15 Uhr im ZDF ausgestrahlt. Sievers, der seit Januar 2022 als Hauptmoderator beim ZDF tätig ist, nutzt persönliche Erfahrungen, um die Schwierigkeiten des Alltags in Deutschland zu veranschaulichen. Auf seinem Arbeitsweg begegnet er ständig Baustellen und maroden Brücken, was das Gefühl eines stagnierenden Fortschritts verstärkt.
In dieser Reportage wird die Verbindung zwischen Infrastruktur, Bürokratie und der Zukunft Deutschlands untersucht, insbesondere in Bezug auf Themen wie Digitalisierung. Sievers macht deutlich, dass die deutsche Verwaltung oft aus Angst vor Fehlern nicht lösungsorientiert handelt. Diese Überregulierung wird als ein zentrales Problem identifiziert, das durch eine Kultur der Angst in der Verwaltung weiter verstärkt wird. Dennoch zeigt er auch positive Entwicklungen, wie etwa eine neue Kindergeld-App in Hamburg, die die Verwaltungsprozesse vereinfacht. Yahoo Nachrichten hebt hervor, dass es in Deutschland viele Menschen gibt, die bereit sind, Veränderungen anzupacken.
Digitalisierung in der Verwaltung
Ein weiterer wichtiger Aspekt von Sievers‘ Reportage ist die langsame Digitalisierung der Verwaltungsdienstleistungen in Deutschland. Von 575 notwendigen Dienstleistungen sind lediglich 33 bereits digital verfügbar, was die anhaltende Abhängigkeit von Papierdokumenten deutlich macht. Ein Beispiel ist das BAföG-Amt in Halle, wo Studenten zwar Anträge online einreichen können, diese jedoch vor Ort ausgedruckt werden müssen, was den Sinn digitaler Fortschritte in Frage stellt.
Im Gegensatz dazu wird Dänemark als Vorreiter in der Digitalisierung dargestellt. Claus Ruhe Madsen, Wirtschaftsminister von Schleswig-Holstein, ermutigt Deutschland zu mehr Gelassenheit und weniger Perfektionismus. Der dänische Begriff „pyt“, was so viel wie „ist nicht schlimm“ bedeutet, wird als Beispiel für eine offenere Haltung gegenüber Innovationen angeführt. Diese Vergleiche verdeutlichen die Herausforderungen, vor denen Deutschland auf dem Weg zur digitalen Transformation steht. ZDF analysiert die schnellen Fortschritte oder das Fehlen solcher in der deutschen Verwaltung im Rahmen der Doku-Reihe.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Christian Sievers sowohl auf lokaler als auch auf nationaler Ebene anregen möchte, über den Tellerrand hinauszuschauen und sowohl die Herausforderungen als auch die Fortschritte in der Gesellschaft kritisch zu hinterfragen. Seine Analyse und die bevorstehenden Reportagen bieten wertvolle Einblicke in die gegenwärtigen Diskurse um Demokratie, Bürokratie und digitale Innovationen.
