
Die Lage bei Schaeffler in Schweinfurt spitzt sich zu, da der Autozulieferer pläne zur „Volumenanpassung“ angekündigt hat. Dies geschieht vor dem Hintergrund einer rückläufigen Nachfrage und steigendem globalem Wettbewerbsdruck. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Schmiede des Unternehmens, die Ringe für Kugellager produziert, die sowohl in der Automobil- als auch in der Industrieanwendung verwendet werden. Wie inFranken berichtet, plant Schaeffler, langfristig 2.800 Arbeitsplätze in Deutschland abzubauen, wovon 700 Stellen in Schweinfurt betroffen sind.
Die IG Metall schätzt, dass etwa 90 Beschäftigte unmittelbar von diesen Maßnahmen betroffen sein werden. In einem Kommentar zur Situation bezeichnete der Betriebsratsvorsitzende die angekündigten Kürzungen als den „größten Angriff auf den Standort seit vielen Jahren“. Um der drohenden Arbeitslosigkeit zuvorzukommen, wurden bereits Anfang 2024 Maßnahmen wie Arbeitszeitverkürzungen vereinbart, um 2025 ohne Stellenabbau auszukommen. Dennoch sorgt die plötzliche Ankündigung für Unruhe, da die IG Metall sie als überraschend bezeichnete.
Maßnahmen zur Beschäftigungssicherung
Im Rahmen eines Personalabbau-Programms wurden die Beschäftigten über eine Vereinbarung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmervertretern informiert. Ziel dieser Verhandlungen ist es, das schwierige Jahr 2025 zu überbrücken, ohne dass es zu unwiderruflichen Verlusten bei Arbeitsplätzen in Schweinfurt kommt. Jürgen Schenk, der Betriebsratsvorsitzende, betont, dass die Sicherung möglichst vieler Arbeitsplätze oberste Priorität habe. Laut IG Metall sind wesentliche Punkte der Vereinbarung die Regelung der Arbeitszeiten und Maßnahmen zur Kurzarbeit.
Ab dem 31. März 2025 wird die Arbeitszeitverkürzung für Produktionsmitarbeiter beendet, während im Bereich Forschung, Entwicklung und Verwaltung weiterhin eine Reduzierung um drei Stunden pro Woche verbleibt. Teil des Entgelts wird zudem in freie Tage umgewandelt. Außerdem soll es ein freiwilliges Ausstiegsprogramm geben, das zusätzlich zu befristeten Arbeitsverträgen angeboten wird.
Wirtschaftlicher Kontext
Die Herausforderungen, mit denen Schaeffler konfrontiert ist, spiegeln sich in der gesamten deutschen Automobilindustrie wider. Wie EY berichtet, sank der Umsatz der deutschen Automobilindustrie im Jahr 2024 um 5 %, während die Umsätze in der Zulieferindustrie sogar um 8 % zurückgingen. Dies ist der doppelte Rückgang im Vergleich zu den Herstellern. Die Beschäftigung in der Autoindustrie verringerte sich im Jahresdurchschnitt um 0,9 %, was 19.000 verlorenen Arbeitsplätzen entspricht.
Zudem stehen rund 267.000 Arbeitsplätze bei Zulieferern aktuell auf der Kippe. Neben den wirtschaftlichen Schwierigkeiten verschärfen geopolitische Entwicklungen zusätzlich die Unsicherheit in der Branche. Es wird befürchtet, dass die Produktion aufgrund dieser Umstände in Länder wie die USA oder China verlagert werden könnte.
Die IG Metall fordert daher bessere Rahmenbedingungen von der Bundesregierung, um die Industriestandorte in Deutschland zu stärken und die Zukunft des Automobilstandorts zu sichern. Trotz aller Unsicherheiten sieht Oberbürgermeister Sebastian Remelé weiterhin Potenzial in Schweinfurt und hat sich der Initiative „Bürgermeister für einen starken Automobilstandort“ angeschlossen.
Die kommenden Monate werden entscheidend sein für Schaeffler und die gesamte Region. Die Maßnahmen zur Beschäftigungssicherung und die strategischen Entscheidungen müssen sorgfältig abgewogen werden, um Arbeitsplätze zu retten und die Zukunft des Standorts zu sichern.