
Der Bau des 16. Abschnitts der A100 in Berlin, der am Treptower Park enden soll, steuert auf seine Eröffnung im Juni 2025 zu. Über zehn Jahre Bauzeit liegen hinter dem Projekt, das ursprünglich Ende 2022 abgeschlossen sein sollte. Mit Kosten von etwa 220.000 Euro pro Meter wird dieser Abschnitt zur teuersten Straße des Landes. Die geplante Verkehrsführung ab Sommer sieht eine neue Anschlussstelle zur B96a vor, die Straßen sollen in beide Richtungen freigegeben werden. Ziel der Maßnahme ist es, die Stadtstraßen in Treptow und Neukölln um bis zu 30 Prozent zu entlasten. Allerdings sind die Verkehrsstadträtinnen der Bezirke Friedrichshain-Kreuzberg und Treptow-Köpenick besorgt über mögliche Verkehrskollaps-Szenarien, die durch die Eröffnung des neuen Bauabschnitts ohne die vollständige Fertigstellung der Elsenbrücke noch verstärkt werden könnten, wie A100 stoppen berichtet.
Aktuell hat die Elsenbrücke mit schwerwiegenden Problemen zu kämpfen. Sie leidet seit 2018 unter Betonrissen, und seit 2022 ist eine Provisoriumsbrücke im Einsatz. Die vollständige Fertigstellung der Elsenbrücke wird nicht vor 2028 erwartet. Die Verkehrsprobleme sind bereits heute spürbar: Busse stehen im Schnitt 2,3 Stunden pro Tag auf einer Strecke von knapp einem Kilometer. Ferner verzeichnet die A100 täglich etwa 200.000 Fahrzeuge und zählt damit zu den meistbefahrenen Autobahnen Deutschlands.
Bedenken der Bezirke
Die Bezirke haben erhebliche Bedenken hinsichtlich der Eröffnung des neuen A100-Abschnitts geäußert. Es wird befürchtet, dass ohne den westlichen Überbau der Elsenbrücke ein Verkehrskollaps droht. Der Hauptkritikpunkt liegt in der fehlenden Spreequerung, die für den Verkehrsfluss in Richtung Friedrichshain-Kreuzberg entscheidend ist. Außerdem wurde ein fehlendes Verkehrskonzept bemängelt. Die Bezirke fordern eine fundierte Analyse, um die Verkehrsströme in der Übergangszeit zu regeln, und warnen vor einer Überlastung der Anwohner durch Umleitungen. Auch die unzureichende Stellungnahme zur aktuellen Verkehrssituation und die unklare Gutachtenlage machen die Bezirke skeptisch.
Das Aktionsbündnis A100 stoppen hat die sofortige Überprüfung der Planungen gefordert. Die Bedenken beziehen sich nicht nur auf die Verkehrsinfrastruktur, sondern auch auf die Lebensqualität der Anwohner in den betroffenen Bezirken. Insbesondere das Fehlen eines umfassenden Verkehrskonzepts könnte in der Übergangszeit zwischen Eröffnung und der endgültigen Fertigstellung zu massiven Staus und Engpässen führen.
Politische Reaktionen und zukünftige Planungen
Trotz der kritischen Stimmen sieht die Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt keinen Anlass, die Eröffnung des A100-Abschnitts zu verschieben. Ampelschaltungen an großen Kreuzungen sollen die Verkehrsprobleme regeln. Der Senat plant auch, die A100 bis nach Prenzlauer Berg zu verlängern, wobei das Planfeststellungsverfahren für diese Maßnahme frühestens 2027 beginnen könnte. Dabei muss möglicherweise ein Teil der neugebauten Elsenbrücke abgerissen werden, um die Verlängerung umsetzen zu können.
Die aktuellen Verkehrszahlen basieren auf Daten aus dem Jahr 2012, was die Forderung nach neuen Gutachten zur Verkehrssituation unterstreicht. Diese Unklarheiten machen es schwierig, die tatsächlichen Auswirkungen der A100-Verlängerung auf die Verkehrsströme realistisch einzuschätzen. Es bleibt abzuwarten, wie die Senatsverwaltung den Herausforderungen begegnen wird und ob die geforderten nachhaltigen Konzepte in die Planung einfließen werden.