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Verzweiflung und Hoffnung: Der Wandel der Automobilindustrie in Kassel

Am 14. März 2025 wird Prof. Dr. Klaus Dörre neuer Gastprofessor am Kassel Institute for Sustainability der Universität Kassel. Dörre, der zuvor als Professor für Arbeits-, Industrie- und Wirtschaftssoziologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena tätig war, sieht Kassel und die umliegenden Landkreise im Zentrum der Transformation, insbesondere im Hinblick auf die Automobilindustrie. In seiner neuen Position möchte er sich intensiv mit der Transformation des Volkswagen-Werks in Baunatal beschäftigen, wo bereits vor der Antriebswende Bedenken hinsichtlich des Wegfalls von bis zu 8000 Arbeitsplätzen aufgekommen sind. Laut uni-kassel.de plant er, seine umfassende Studie zur Situation im Werk zu vertiefen und regelmäßig Praktiker aus Baunatal an die Universität einzuladen.

Die Transformation in der Automobilindustrie ist ein drängendes Thema, das nicht nur das VW-Werk in Baunatal, sondern die gesamte Branche betrifft. Volkswagen hat bereits Schritte unternommen, um sich auf die E-Mobilität umzustellen. In Baunatal, dem größten Komponentenwerk von Volkswagen, werden jährlich zwei Millionen Abgasanlagen für Verbrenner produziert, während gleichzeitig neue Elektroprodukte wie der APP 550 entwickelt werden. Diese Umstellung verursacht Unsicherheit unter den Mitarbeitern, welche die Transformationsprozesse als Bedrohung für ihre Arbeitsplätze wahrnehmen. Betriebsrat und Management setzen auf verschiedene Maßnahmen, um die Belegschaft für diesen Wandel zu begeistern. Informationen dazu liefert hessenschau.de.

Die Herausforderungen der Transformation

Die Entwicklungen sind nicht ohne Herausforderungen, denn der Druck auf Volkswagen ist ständigen Veränderungen in den Märkten und durch die Ergebnisse des Diesel-Skandals ausgesetzt. Der Marktanteil in China, einem der wichtigsten Märkte, ist aufgrund des Aufstiegs zahlreicher Startups gesunken. Zudem steht der Volkswagen-Konzern unter dem Risiko von EU-Strafzöllen auf importierte E-Autos aus China, was die Wettbewerbsposition weiter belasten könnte. Diese situativen Herausforderungen fließen in die Studien und Lehransätze von Dörre ein, dessen Forschungen auch die Auswirkungen der Transformation auf die Beschäftigung in der Region eingehend untersuchen wollen.

Zusätzlich zu den Arbeitsplatzrisiken durch die Transformation wird die gesamte Automobilbranche von strukturellen Änderungen betroffen sein. Laut einer Studie des BMWi könnte die Elektrifizierung der Pkw-Produktion bis zu 170.000 Arbeitsplätze in der Branche kosten, was über 18 % der damaligen Beschäftigten in der Automobilindustrie ausmacht. Diese Entwicklungen führen auch zu einer Unsicherheit in vor- und nachgelagerten Branchen, da der Bedarf an traditionellen Dienstleistungen und Produkten, wie Gummi- und Kunststoffwaren, sinken wird. vda.de gibt an, dass diese Veränderungen vor allem aufgrund der Konstruktion von Elektromotoren, die weniger Teile als herkömmliche Kolbenmotoren beinhalten, eintreten werden.

Soziale Verantwortung und Zukunftsperspektiven

Dörre wird auch die sozialen Aspekte dieser Transformation thematisieren. In Nordhessen, wo Kassel liegt, gibt es ein hohes Maß an migrantischer Prägung. Ein Großteil der Arbeitsplätze in der Stadt ist im Dienstleistungssektor angesiedelt, viele davon sind prekär. Gesellschaftliche Themen, einschließlich des hohen AfD-Wähleranteils in ländlichen Gebieten, werden ebenfalls Teil seines Forschungsschwerpunkts sein. Die Auswirkungen der Transformation auf diese demografischen Gegebenheiten verlangen nach einer umfassenden Betrachtung, um Lösungen und Handlungsempfehlungen zu entwickeln.

Mit seiner Professur am Kassel Institute for Sustainability strebt Dörre an, eine Brücke zwischen theoretischem Wissen und praktischen Anwendungen zu schlagen. Dabei möchte er sowohl Studierenden als auch Praktikern ermöglichen, aktiv am Diskurs über die zukunftsorientierte Entwicklung der Automobilindustrie teilzunehmen und positive Transformationsprozesse in Gang zu setzen.

Statistische Auswertung

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Kassel, Deutschland
Beste Referenz
uni-kassel.de
Weitere Infos
hessenschau.de

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