
In Deutschland sind rund zwei Millionen Menschen von Demenzerkrankungen betroffen, wie die Deutsche Alzheimer-Gesellschaft berichtet. Derzeit gibt es keine Heilung für diese Erkrankungen, und die gängigen Medikamente zeigen nur geringe Erfolge bei der Symptomlinderung. Vor diesem Hintergrund hat die Medizinische Fakultät der Technischen Universität Dresden (TUD) das Projekt „Erinnerungs_reich“ ins Leben gerufen, dessen Ziel es ist, die Lebensqualität von Demenzerkrankten und ihren Angehörigen zu verbessern. Die ersten Ergebnisse der dreijährigen Studie werden am 14. März 2025 im Rahmen eines Symposiums in Dresden vorgestellt.
Die Studie, die mit rund 250.000 Euro vom Sächsischen Ministerium für Soziales und Krankenkassen gefördert wurde, untersuchte die Auswirkungen regelmäßiger Museumsbesuche auf den Allgemeinzustand von Demenzerkrankten. Betrachtet wurden sowohl geführte als auch nicht-geführte Besuche in zwölf Gruppen über einen Zeitraum von zehn Wochen. Insgesamt nahmen 102 Teilnehmende an der Studie teil, darunter 51 Tandem-Paare aus Demenzerkrankten und ihren Angehörigen. Die Ergebnisse zeigen, dass Museumsbesuche die Lebensqualität und seelische Gesundheit der Betroffenen deutlich verbessern konnten. Überraschenderweise konnten jedoch keine Veränderungen bei der Belastung der Angehörigen festgestellt werden.
Kunst und Kultur als Therapieansatz
Das Projekt „Erinnerungs_reich“ ist Teil eines wachsenden Trends, nicht-pharmakologische Ansätze zur Verbesserung der Lebensqualität von Demenzerkrankten zu nutzen. Dazu gehören auch ähnliche Projekte in anderen Ländern, wie das Museum of Modern Art in New York und das ARTEMIS-Projekt in Hessen, das interaktive Kunstmuseumsführungen bietet. Solche kulturellen Angebote fördern die Teilhabe am soziokulturellen Leben, was für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen oft herausfordernd ist, wie Pflegenetzwerk Deutschland hervorhebt.
Die Forschung zeigt, dass solche Aktivitäten nicht nur das emotionale Wohlbefinden steigern, sondern auch neuropsychiatrische Symptome lindern können. Ein weiterer Vorteil ist, dass digital unterstützte Angebote wie das “ARTEMIS Digital” Projekt, auch virtuelle Museumsbesuche ermöglichen, die besonders für Menschen mit eingeschränkter Mobilität von Bedeutung sind. Interaktive und kreative Ansätze helfen, Kommunikationsfähigkeiten zu fördern und die soziale Teilhabe zu verbessern.
Empfehlung zur Integration in die Regelversorgung
Auf Grundlage der Ergebnisse der Studie empfehlen die Forschenden, dass Museumsbesuche in die Regelversorgung für Demenzerkrankte integriert werden sollten. Damit könnten sie möglicherweise wirksamer sein als einige der derzeit verfügbaren Medikamente. Es bleibt abzuwarten, wie die Empfehlungen der Studie in der Praxis umgesetzt werden.
Zusammenfassend zeigt das Projekt „Erinnerungs_reich“, dass Kunst und Kultur als Therapieansätze für Menschen mit Demenz vielversprechende Alternativen zu herkömmlichen medizinischen Behandlungen darstellen. Die Erkenntnisse aus der Studie könnten neue Wege aufzeigen, um die Lebensqualität der Betroffenen langfristig zu steigern.