
Im Emdener Hafengebiet steht der rote Turm, einst Teil des Ültje-Nusswerks, heute als Lost Place im Fokus des öffentlichen Interesses. Laut Kreiszeitung ist die Geschichte der traditionsreichen Firma Ültje bis ins Jahr 1867 zurückzuführen, als der Gründer Alfred Russell in Emden eine Import- und Großhandelsfirma für Korinthen, Rosinen und Kandiszucker ins Leben rief. Das Unternehmen erlebte im Zweiten Weltkrieg eine verheerende Zerstörung durch Bombenangriffe.
Nach dem Krieg, 1949, übernahmen die Nachkommen Alexander und Enno Russell das Nusswerk und begannen mit der Produktion von gerösteten und gesalzenen Erdnüssen. Ihre Werbestrategie beinhaltete den einprägsamen Slogan: „Russells Ültjes schmecken fein, auch zu Bier und Wein“. Der Begriff „Ültje“ ist heute eine gängige Slangbezeichnung für die Erdnuss in Ostfriesland. Im Jahr 1962 trafen die Brüder die wichtige Entscheidung, den Großhandel aufzugeben und sich ausschließlich der Nussproduktion zu widmen.
Wachstum und Veränderungen
Von 1985 bis 1997 gehörte die Firma zur Oetker-Gruppe, bevor sie 1997 von Maria May, der Eigentümerin der May Gruppe, übernommen wurde. Unter ihrer Leitung kombinierte sie das Nusswerk mit ihrer Marke und der Granaria Food Group. Die Produktion fand zunächst in Emden statt, bevor sie später ins Felix-Werk nach Schwerte verlegt wurde. Die Übernahme durch die Intersnack Group aus Düsseldorf im Jahr 2008 führte zu weiteren Veränderungen in der Unternehmensstruktur.
Aktuell plant die Stadt Emden im Rahmen des Bauförderungsprogramms „Sozialer Zusammenhalt“ eine umfassende Sanierung des ehemaligen Ültje-Geländes. Das ikonische Ültje-Denkmal soll erhalten bleiben und Teil eines neuen Stadtbildes werden. Geplant sind moderne Büroräume sowie ein Stadtteilquartier, welches mit Wohn-, Freizeit- und Versorgungsfunktionen ausgestattet sein wird.
Nussanbau in Deutschland
Der Nussanbau in Deutschland ist ein Nischenprodukt trotz der hohen Beliebtheit von Nüssen, die im Jahresschnitt über 5 Kilogramm pro Person konsumiert werden. Wie Landwirtschaft berichtet, ist Deutschland in hohem Maße von Nussimporten abhängig. Im Jahr 2023 wurden etwa 72.000 Tonnen Haselnüsse und 52.000 Tonnen Walnüsse importiert, wobei die Türkei und die USA die Hauptlieferländer sind.
Obwohl der Nussanbau in Deutschland in den letzten Jahren an Fläche zugenommen hat – von 830 Betrieben, die auf 1.600 Hektar Nüsse anbauen – können die heimischen Produzenten oft nicht mit den Preisen internationaler Anbieter konkurrieren. Der Haselnussanbau erlebte zwar einen kurzen Aufschwung, aber der Anbau in Deutschland ist historisch durch ungünstige klimatische Bedingungen und den Verlust von Walnussbäumen während der Weltkriege stark eingeschränkt worden.
Zukunftsperspektiven
Die Nachfrage nach Nüssen wird voraussichtlich weiter wachsen, insbesondere durch den Trend zu vegetarischer und veganer Ernährung. Laut den aktuellen Zahlen könnte der Heimatmarkt durch die klimatischen Veränderungen, die den Anbau von wärmeliebenden Pflanzen wie Haselnüssen begünstigen, zusätzlich profitieren. Allerdings bleibt der hohe Aufwand sowie die lange Zeit bis zur Ertragsreife eine Herausforderung für die deutschen Nussproduzenten.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Geschichte des Ültje-Nusswerks und die aktuellen Entwicklungen im Nussanbau in Deutschland sowohl das kulturelle Erbe als auch die wirtschaftlichen Herausforderungen der Branche illustrieren, die sich im Wandel der Zeit befindet – sowohl lokal in Emden als auch national in Deutschland.
Für weitere Informationen zu spezifischen Nussprodukten besuchen Sie bitte Metro.