
Am 16. März 2025 sitzen Tausende von ehemaligen Gastarbeitern aus dem Gazastreifen seit dem 7. Oktober 2023 in Israel und dem Westjordanland fest. Diese Personen gelten als „illegale“ Migranten, und viele sehen sich mit der Angst konfrontiert, abgeschoben zu werden. Betroffen sind auch viele Patienten, die in israelischen Krankenhäusern behandelt werden.
Husam Ayad, ein ehemaliger Gastarbeiter, berichtet, dass er seit 16 Monaten in einem Keller im Westjordanland lebt, nachdem ihm seine Arbeitsgenehmigung von den israelischen Behörden entzogen wurde. Vor dem Ausbruch des Krieges hatte Israel etwa 18.500 Arbeitsgenehmigungen an Menschen aus dem Gazastreifen erteilt. Nach der Eskalation des Konflikts wurden jedoch viele dieser Genehmigungen annulliert, und rund 12.000 Gastarbeiter wurden ins Westjordanland „transferiert“ tagesschau.de.
Prekäre Lebensverhältnisse und Rückkehrversuche
Im Westjordanland leben derzeit mindestens 3.800 ehemalige Gastarbeiter in prekären Verhältnissen. Die palästinensische Gesundheitsbehörde hat Rückkehrmöglichkeiten für 4.500 Gastarbeiter organisiert, doch viele stehen vor ungewissen Zeiten. Die israelische Koordinierungsstelle COGAT hat sich bislang nicht zu Rückkehrzahlen oder -möglichkeiten geäußert. Zudem berichtet die Menschenrechtsorganisation Gisha von Hunderte Fällen, in denen die Rückkehr in den Gazastreifen verweigert wurde. Einzelne werden sogar illegal festgenommen, ohne Zugang zu Rechtshilfe zu erhalten.
Besonders besorgniserregend ist die Situation für Patienten aus dem Gazastreifen. Diese haben seit Kriegsbeginn keinen legalen Aufenthaltsstatus in Israel und sind damit der Willkür israelscher Behörden ausgeliefert. So wird die Aufenthaltsgenehmigung für die Behandlung von Patienten in israelischen Krankenhäusern häufig nach medizinischer Notwendigkeit erteilt.
Ein Beispiel ist der fünfjährige Mohammad Abu Ghalwa, der dringend medikamentöse Versorgung benötigt, die im Gazastreifen nicht erhältlich ist. Seine Mutter, Nisma, fürchtet eine mögliche Abschiebung, die für ihren Sohn tödlich wäre. Sie schläft seit eineinhalb Jahren im Krankenhaus neben seinem Bett und denkt oft an ihren verstorbenen anderen Sohn, der im Gazastreifen getötet wurde.
Ökonomische Fallouts der Krise
Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Krise sind ebenfalls gravierend. Israel hat in der Vergangenheit Arbeitsbewilligungen an Menschen aus Gaza vergeben, um Spannungen abzubauen und wirtschaftliche Unterstützung zu leisten. Doch die israelische Regierung hat beschlossen, alle seit dem Krieg am 7. Oktober in Israel und dem Westjordanland gestrandeten Arbeitskräfte zurück nach Gaza zu schicken. Die Rückkehrer müssen sich durch den Grenzübergang Kerem Schalom bewegen, viele wissen jedoch nicht, was mit ihnen geschehen soll srf.ch.
Die Arbeitskräfte aus dem Gazastreifen spielen eine wichtige Rolle im Bauwesen und in der Landwirtschaft in Israel. Der Wegfall dieser Arbeitgeber könnte noch größere Lücken im Markt entstehen lassen, wo bereits 10-15% der Arbeitskräfte im Hightech-Sektor aufgrund der Einberufung von 360.000 Reservisten in der Armee fehlen. Dies hat die Arbeitsgeschwindigkeit in diesem Bereich verlangsamt, jedoch geht die Arbeit weiter.
Gleichzeitig bangen viele Neugründungen in Israel um ihre Existenz, da etwa 80% der neuen Start-ups in den USA ansässig sind, was Bedenken hinsichtlich des Rückgangs internationaler Investitionen aufwirft. Die Unsicherheit in der israelischen Wirtschaft hat sich zusätzlich durch die Justizreform und die angespannten politischen Verhältnisse verstärkt, die nicht nur Auswirkungen auf die lokale Bevölkerung, sondern auch auf den internationalen Handel haben könnte bpb.de.
In der Gesamtheit stellt die Situation im Nahen Osten sowohl für die betroffenen Gastarbeiter als auch für die israelische Wirtschaft eine erhebliche Herausforderung dar, während die Menschen auf beiden Seiten des Konflikts über die Unsicherheiten des Krieges hinweg navigieren müssen.