
Nach einem 48-stündigen landesweiten Stromausfall auf Kuba ist die Elektrizität in der Hauptstadt Havanna wieder verfügbar. Laut dem staatlichen Versorger UNE sind mehr als 94 Prozent der Anschlüsse in Havanna wieder mit Strom versorgt. Viele Regionen des Landes sind jedoch weiterhin ohne Elektrizität, da landesweit nur etwa 1.500 Megawatt zur Verfügung stehen, was etwa der Hälfte des normalen Strombedarfs zu Spitzenzeiten entspricht. Der Blackout wurde am Freitagabend durch eine Panne an einem Umspannwerk ausgelöst und ist bereits der vierte landesweite Stromausfall innerhalb von fünf Monaten.
Über Millionen Menschen auf der Insel berichten, dass sie seit zwei Tagen ohne Strom sind. Die Wiederherstellung der Stromversorgung verläuft langsam; in der Anfangsphase waren in Havanna lediglich 19 Prozent der Anschlüsse mit Elektrizität versorgt. In Anbetracht der Tatsache, dass die Infrastruktur auf der Insel in einem schlechten Zustand ist, sind solche Blackouts nicht ungewöhnlich. Die kubanische Regierung führt die Krise auf das über 60 Jahre andauernde Handelsembargo der USA zurück, das die Beschaffung von Öl und anderen nötigen Ressourcen erheblich erschwert.
Chronische Energiekrise
Die gegenwärtige Situation ist nicht neu für Kuba. Bereits seit 2021 herrscht auf der Insel eine chronische Energiekrise, die sich in täglichen Stromabschaltungen manifestiert. Die Wirtschaftskrise, die 2020 mit einer misslungenen Währungsreform einsetzte und durch die Covid-19-Pandemie verschärft wurde, hat dazu geführt, dass der Staat in finanziellen Engpässen steckt. Diese Engpässe behindern den Kauf von Rohöl, Heizöl und Ersatzteilen für die Kraftwerke, wodurch sich die ohnehin angespannte Stromversorgung weiter verschlechtert.
In den vergangenen Monaten sind die Stromausfälle für die Bevölkerung Kubas zu einem Teil ihres Alltags geworden. Die Regierung hat versucht, die fehlende Kraftwerkskapazität durch ausländische Kraftwerksschiffe auszugleichen. Dennoch leiden viele Gebiete unter ständigen Unterbrechungen, und die Menschen sind gezwungen, nach Möglichkeiten zu suchen, ihre Handys aufzuladen oder verderbliche Lebensmittel zu retten.
Reaktionsmaßnahmen und Herausforderungen
Die staatliche Elektrizitätsgesellschaft Unión Eléctrica (UNE) informiert die Öffentlichkeit täglich über die aktuelle Stromproduktion und den Energiebedarf. Für den November 2024 betrug der landesweite Spitzenbedarf 3.100 Megawatt, während die vorhandene Leistung lediglich bei 1.660 Megawatt lag. Dies führte zu täglichen Stromabschaltungen von mehr als fünf Stunden in Havanna und vier Stunden in anderen Regionen wie Santiago de Cuba.
Um die Situation zu verbessern, plant die kubanische Regierung den Ausbau erneuerbarer Energien. Bis 2028 sind 92 Solarparks mit einer Gesamtleistung von 2 Gigawatt geplant. Zudem wurde ein Gesetzesdekret erlassen, das Großverbraucher verpflichtet, einen Teil ihres Energiebedarfs durch selbst erzeugte erneuerbare Energien zu decken.
Die anhaltenden Blackouts zeigen jedoch die dringende Notwendigkeit für umfassende Reformen im Energiesektor. Während die Behörden die Ursachen der Krise oft auf externe Faktoren wie das US-Embargo schieben, hinterfragen Experten diese Sichtweise und betonen die Rolle von Missmanagement und veralteter Infrastruktur.
Die jüngsten Ereignisse sind ein deutliches Zeichen dafür, dass die Lösung der Energiekrise in Kuba noch ein weiter Weg ist. Ein entschlossener und nachhaltiger Ansatz ist gefragt, um die Lebensqualität der Bevölkerung zu verbessern und eine stabile Stromversorgung für die Zukunft zu gewährleisten.
Für weitere Informationen besuchen Sie bitte Süddeutsche, RND und Wikipedia.