
Am 17.03.2025 hat der Revisionsprozess gegen einen Orchestermusiker im Landgericht Hannover begonnen, der wegen versuchten Giftmordes verurteilt wurde. Der 64-Jährige, der im Oktober 2023 zu einer Strafe von sechseinhalb Jahren Gefängnis verurteilt wurde, sitzt nun erneut vor Gericht. Hintergrund des Verfahrens ist ein schweres Verbrechen, das im September 2022 geschah: Der Musiker mischte Rattengift in die Lebensmittel seiner 93-jährigen Mutter in einem Seniorenheim.
Nach diesen Vorfällen bot er bei einer Konzertreise zwei seiner Kollegen einen Frischkäse-Dip mit dem Gift an. Die Opfer litten daraufhin an Blutgerinnungsstörungen, die lebensbedrohlich werden konnten. Das Landgericht Hannover hatte die Taten des Musikers als versuchten Mord an seiner Mutter eingestuft, während die Versuche, seinen Kollegen zu schaden, als gefährliche Körperverletzung gewertet wurden.
Details der Anklage
Der Musiker wurde mit dem Rattengift Brodifacoum angeklagt, das eine starke Überwachung und rechtliche Konsequenzen nach sich zieht. Obgleich er angab, einen Plan zur Vergiftung aufgegeben und das Gift entsorgt zu haben, stellte der Vorsitzende Richter Martin Grote in seiner Urteilsbegründung fest, dass kein Tötungsvorsatz festgestellt werden konnte. Das Gericht sah die Taten nicht als Mord, sondern als „Denkzettel“ für das Gefühl der Isolation und Verzweiflung, das der Angeklagte in Folge der Demenzerkrankung seiner Mutter empfand.
Die Staatsanwaltschaft hatte eine Strafe von zwölf Jahren sowie anschließende Sicherungsverwahrung gefordert, der Verteidiger sprach sich für einen Freispruch aus. Letztendlich wurde eine Gesamtstrafe von sechseinhalb Jahren verhängt, die die Einzelstrafe für den versuchten Mord und die gefährliche Körperverletzung umfasst.
Der Stand der Revision
Der Bundesgerichtshof hob das ursprüngliche Urteil teilweise auf, was zur Neuverhandlung der Gefährlichen Körperverletzung in Bezug auf die Kollegen zwingt. Der Revision des Verurteilten wurde jedoch nicht stattgegeben. Damit bleibt die Verurteilung wegen versuchten Mordes an seiner Mutter rechtskräftig.
In mehr als einer akzeptablen Argumentationsweise ist der mögliche Grund für die Taten des Angeklagten, so die Gerichte, im seelischen Druck zu suchen, unter dem er litt, insbesondere durch die Demenz seiner Mutter sowie das Mobbing durch Kollegen. Ein gesundheitlicher Rückgang seiner Mutter führte bei ihr zu erheblichen Komplikationen, die in mehreren Bluttransfusionen resultierten.
Dieser Fall wirft nicht nur Fragen zu individueller Verantwortung auf, sondern beleuchtet auch tiefere soziale und psychologische Probleme, die in solch tragischen Taten zum Ausdruck kommen. Die gesellschaftlichen Diskussionen darüber, wie mit psychischen Belastungen umgegangen wird und welche Unterstützung systematisch bereitgestellt werden könnte, sind relevanter denn je.