
Die entlassene hessische Staatssekretärin Lamia Messari-Becker wird ab dem 1. April 2025 die Professur für energieeffiziente Gebäudetechnik am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) übernehmen. Die Bauphysik-Professorin findet sich jedoch weiterhin in der Mitte eines politischen Sturms, nachdem sie im Juli 2024 durch Hessens Wirtschaftsminister Kaweh Mansoori (SPD) in den einstweiligen Ruhestand versetzt wurde. Ihr wird unter anderem vorgeworfen, in einem Elterngespräch Druck auf eine Schülerin ausgeübt zu haben, um deren Abiturnote zu verbessern, was sie vehement bestreitet. Remszeitung berichtet, dass gegen die Entlassung ein Untersuchungsausschuss von den Oppositionsfraktionen der Grünen und FDP eingerichtet wurde.
Messari-Becker, geboren 1973 in Larache, Marokko, ist seit 2014 Professorin für Gebäudetechnologie und Bauphysik an der Universität Siegen. Ihre Qualifikationen und Erfahrungen im Bauingenieurwesen sind umfassend. Unter anderem war sie von Juli 2016 bis Juni 2020 Mitglied des Sachverständigenrats für Umweltfragen der Bundesregierung und wird oft als Vordenkerin im Bereich nachhaltiger Stadtentwicklung bezeichnet. Im Jahr 2024 wurde sie zudem vom Club of Rome als Mitglied aufgenommen und erhielt den Preis „Vordenkerin 2024“.
Hintergrund der Entlassung
Messari-Becker wurde nur wenige Monate nach ihrer Ernennung zur Staatssekretärin im Februar 2024 von Minister Mansoori wieder entlassen. Ihr Vorwurf des „Fehlverhaltens“ ist nach wie vor nicht näher aufgeklärt. Der Begriff selbst wurde von der Staatskanzlei von Ministerpräsident Boris Rhein als problematisch betrachtet, rief jedoch erhebliche politische und öffentliche Reaktionen hervor. Die Entlassung führte zu einem Widerspruch Messari-Beckers sowie einem Eilantrag auf Wiederherstellung der aufschiebenden Wirkung.
Während der Untersuchung, die seit dem 12. September 2024 läuft, wurden auch andere Vorwürfe gegen sie bekannt. Messari-Becker hat immer wieder betont, dass die Anschuldigungen unbegründet und schädlich für ihren Ruf seien. Diese Reaktionen sind Teil eines größeren Diskurses über politische Entscheidungen und das Vertrauen in öffentliche Ämter.
Forschung und Lehre am KIT
Am KIT wird Messari-Becker sich auf Energie- und Gebäudetechnik sowie klimaangepasste, ressourceneffiziente Gebäude und Quartiere konzentrieren. Der Sprecher des KIT bezeichnete sie als „ideale Besetzung“ für diese Rolle. Ihre wissenschaftliche Tätigkeit und ihre Vielzahl an Erfahrungen in Deutschland und international machen sie zu einer gefragten Expertin für aktuelle Herausforderungen im Bauwesen.
Mit dem Fokus auf nachhaltige Lösungen im Bauwesen und der Thematisierung von Hemmnissen gegenüber energetischen Sanierungen und Bürgerbeteiligung wird Messari-Becker einen wichtigen Beitrag leisten können. Ihr Engagement für bezahlbares Wohnen und Ressourcen-Effizienz sind ebenfalls Punkte, die in der aktuellen gesellschaftlichen Debatte von zentraler Bedeutung sind.
Der Kontext ihrer neuen Position wird durch einen anhaltenden Diskurs über Gleichberechtigung, Diversität und Nachhaltigkeit im Bauwesen ergänzt. Dieser wird zunehmend auch durch Medien und Plattformen wie den Podcast „Baustelle Bauwesen“ transportiert, wo aktuelle Themen des Bauwesens im 21. Jahrhundert diskutiert werden. Baustelle Bauwesen thematisiert unter anderem die Notwendigkeit von Reformen im Baurecht und die Verwendung nachhaltiger Materialien.