
In mehreren Kreisen von Schleswig-Holstein, speziell in Plön und Segeberg, haben kürzlich sechs Bürgermeisterinnen und Bürgermeister ihr Ehrenamt aufgegeben. Die Gründe für diese Rücktritte sind alarmierend: Zu viel Arbeit und Anfeindungen stehen im Vordergrund der Entscheidung. Bürgermeister Lothar Bischof aus Schönhorst, der seit 2003 im Amt ist, berichtet von einer positiven Zusammenarbeit in seiner Gemeinde, ohne persönliche Anfeindungen oder Konflikte, insbesondere in Bezug auf Windkraft oder Biogasanlagen. Dennoch ist sein Fall eher die Ausnahme in einer Zeit, in der viele Ehrenamtliche mit wachsendem Druck und negativer Öffentlichkeit zu kämpfen haben. Diese Situation wird von kn-online.de aufgezeigt.
Im Gegensatz dazu steht das Beispiel von Thorsten Bentzien, Bürgermeister von Mielkendorf, der im Sommer 2023 gewählt wurde. Mielkendorf, mit über 1300 Einwohnern, verfügt über eine Grundschule, einen Kindergarten und einen Bauhof. Bentzien sieht sich jedoch mit Anfeindungen auf Social Media konfrontiert, insbesondere wegen eines Anbaus an die Grundschule. Sein Engagement von 30 Stunden pro Woche für die Gemeinde wird durch eine angespannte Haushaltslage und weniger Förderprogramme erheblich erschwert.
Anfeindungen und gesellschaftliche Herausforderungen
Der Unmut unter den Bürgern nimmt zu, was die Arbeit der Ehrenamtlichen zusätzlich belastet. Diese Trends zeigen sich auch in einer Umfrage der Körber-Stiftung, die eine schwankende Zufriedenheit unter den Vereinsvertretern offenbart. So sind 50% der befragten ehrenamtlichen Bürgermeister unzufrieden mit den Rahmenbedingungen ihres Amtes, während 88% die Unterstützung durch Landes- und Bundespolitik als unzureichend einstufen.
Darüber hinaus berichteten 40% der Befragten von Anfeindungen, während 28% sogar darüber nachdachten, aus der Politik auszutreten. Die Herausforderungen sind insbesondere in finanzieller Hinsicht groß: 63% der befragten Bürgermeister sehen die Haushaltslage ihrer Gemeinden als negativ an, was sich in einer eingeschränkten Handlungsfähigkeit ihrer Ämter widerspiegelt. Die Besorgnis wird auch durch die Tatsache verstärkt, dass 61% die wachsende Unzufriedenheit der Bürger wahrnehmen.
Das Bild der ehrenamtlichen Bürgermeisterin und des Bürgermeisters
In Deutschland üben etwa 10.788 Bürgermeisterinnen und Bürgermeister ihr Amt aus, wobei fast 60% dies ehrenamtlich tun. Eine Studie des ZEFIR zeigt, dass der typische ehrenamtliche Bürgermeister männlich, über 50 Jahre alt und häufig Vater von Kindern ist. Die Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Ehrenamt ist für viele eine Herausforderung. 62% haben diese Vereinbarkeit als schlecht oder weniger gut bewertet.
Ehrenamtliche Bürgermeister verbringen im Durchschnitt 20 Stunden pro Woche mit ihrem Amt. Der Zeitaufwand kann je nach Größe der Gemeinde unterschiedlich ausfallen. Während 45% der Befragten ihren Hauptberuf zugunsten des Ehrenamts reduziert haben, berichtet ein Drittel der Bürgermeister von Erfahrungen mit Anfeindungen oder Hass. Diese Informationen unterstreichen die Notwendigkeit von Schutzmaßnahmen und einer besseren finanziellen Unterstützung durch Bund und Länder.
Die Situation wird durch die zunehmenden Erwartungen der Bevölkerung weiter kompliziert. Der DStGB setzt sich für mehr Wertschätzung, Schutz und Respekt gegenüber diesen kommunalpolitisch Engagierten ein und fordert eine Reform der Rahmenbedingungen, um dem Ehrenamt mehr Attraktivität und Zukunftsperspektiven zu verleihen.