
Heute sorgten die Fans des VfL Bochum und Eintracht Frankfurt für Aufregung, als vor dem Bundesligaspiel Verzögerungen auftraten. Der Grund: Frankfurter Anhänger lehnten ein Banner ab, das einen Fluchtweg versperrte. Größere Probleme entstanden, und das Spiel konnte erst mit erheblicher Verspätung angepfiffen werden. Diese Ereignisse haben eine neue Diskussion über den Einfluss von Fans, insbesondere der Ultras, auf den Fußball entfacht. Laut kn-online.de sehen sich Ultras als kritische Kontrollinstanz ihrer Vereine, was von einem früheren Vereinsfunktionär als „Machtspiele“ bezeichnet wurde.
Viele Vereine zeigen sich zurückhaltend, wenn es darum geht, öffentlich über das Thema zu sprechen. Die Vertretung der Faninteressen betont den individuellen Charakter der Konflikte. Der Dachverband der Fanhilfen fordert einen konstruktiven Umgang mit Fans und sieht die Fankultur nicht als Bedrohung. In diesem Kontext kündigte Frankfurts Vorstandsmitglied Philipp Reschke an, die Vorfälle aufzuarbeiten, und kritisierte die beteiligten Anhänger. Der VfL Bochum stellte außerdem fest, dass die Regeln für das Anbringen von Bannern klar kommuniziert wurden, die Gründe für die Missachtung bleiben jedoch unklar.
Das Aufeinandertreffen und der Ausschluss der Fans
Banner und Zaunfahnen spielen eine zentrale Rolle in der Ultra-Subkultur, repräsentieren sie doch die unterschiedlichen Gruppen innerhalb der Fangemeinschaft. Fredi Bobic, der Sportvorstand von Eintracht Frankfurt, bezeichnete die Banner-Aktion als „reine Willkür“. Leider ist dies nicht das einzige Beispiel für die wachsende Spannungen innerhalb der Fanszene. Häufig nehmen Eskalationen unterschiedliche Formen an, einschließlich Gewalt. Der Fall Hansa Rostock ist hier ein trauriges Beispiel, da sich der Verein nach wiederholten gewalttätigen Zwischenfällen seiner Anhänger mehrfach rechtfertigen musste.
Politische Reaktionen auf diese Ausschreitungen sind ebenfalls angestiegen. So äußerte die niedersächsische Innenministerin Daniela Behrens Bedenken über die hohen Kosten, die durch brisante Duelle entstehen, und kritisierte das fehlende Maß an Selbstreflexion in organisierten Fanszenen. Im Zusammenhang mit diesen Vorfällen gab es im letzten Derby zwischen Hannover 96 und Eintracht Braunschweig Proteste gegen den Teilausschluss von Gästefans.
Fanverhalten und Präventionsstrategien
Ein tiefergehender Blick auf die Fan-Kultur zeigt, dass das Problem nicht nur lokal, sondern auch regional und national von Bedeutung ist. Ein Beispiel hierfür ist die Versammlung von über 500 Luzerner Fans, die am 1. April 2023 vor dem St. Galler Stadion aufeinandertrafen, um in einen gesperrten Fansektor zu gelangen. Sicherheitsmaßnahmen wie das Einkesseln von Fans bergen Risiken und erfordern einen hohen Polizeieinsatz. Das Konzept der Fan-Trennung hat sich in der Vergangenheit bewährt, doch auch hier schwindet die Kontrolle.
Die Rivalität zwischen Fangruppen, insbesondere zwischen Luzern und St. Gallen, führt zu einem Teufelskreis von Vorfällen und Reaktionen. Während statistisch ein Rückgang von Fangewalt zu verzeichnen ist, bleibt die Beurteilung der Qualität dieser Vorfälle schwer. Als Reaktion auf diese Komplexitäten wird ein langfristiger Ansatz zur Prävention gefordert. Die Selbstregulierung in Fankurven muss gestärkt werden. Dennoch ist die sofortige Eindämmung von Fangewalt aus wissenschaftlicher Sicht als unrealistisch einzustufen. Dies unterstreicht die Notwendigkeit, dass Fußballklubs mehr in die Fanarbeit investieren sollten, was auch im gesamtgesellschaftlichen Kontext betrachtet werden muss, wie auch nzz.ch konstatiert.
Die Herausforderungen, vor denen Fußballvereine und die Gesellschaft insgesamt stehen, sind vielschichtig. Angesichts der Dynamik im Fangewalt-Phänomen ist ein gut durchdachteter Dialog über den Umgang mit Fankultur unerlässlich, um die fehlende Balance zwischen Leidenschaft und Sicherheit im Stadion zu finden.