
Knaus Tabbert, ein bedeutender Hersteller von Wohnmobilen und Wohnwagen, sieht sich mit dramatischen Rückgängen bei Umsatz und Erträgen konfrontiert. Im Geschäftsjahr 2024 sank der Umsatz um rund ein Viertel auf etwa 1,1 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis, berechnet als vorläufiges bereinigtes EBITDA, fiel drastisch von 124 Millionen Euro auf lediglich 28 Millionen Euro. Hauptursache für diesen Rückgang war eine Produktionspause von über zwei Monaten im vergangenen Jahr, die durch hohe Lagerbestände bedingt war. Daneben wirkte sich eine Kombination aus geringerem Umsatz, Kosten für Absatzförderung, Risikovorsorge und Wertberichtigungen negativ auf das Ergebnis aus, berichtet die Passauer Neue Presse.
Um den Herausforderungen zu begegnen, wurde der Personalbestand seit Herbst um 15 Prozent reduziert. Für das laufende Geschäftsjahr prognostiziert Knaus Tabbert einen weiteren Umsatzrückgang auf rund 1 Milliarde Euro, plant jedoch eine mögliche Verdopplung der Marge. Unternehmenschef Wim de Pundert, der im November die Rolle des Vorstandsvorsitzenden übernommen hat, kündigte einen umfassenden Transformationsprozess an. Dieser beinhaltet eine Optimierung des Modellportfolios sowie gezielte Maßnahmen im Vertrieb und Marketing.
Korruptionsverdacht und personelle Turbulenzen
Zu den finanziellen Schwierigkeiten kommen nun auch schwerwiegende interne Probleme. Knaus Tabbert hat zwei von drei Vorstandsmitgliedern fristlos entlassen, nachdem gegen sie strafrechtliche Vorwürfe im Zusammenhang mit Korruption erhoben wurden. Die Staatsanwaltschaft Landshut durchsuchte die Büros und Geschäftsräume des Unternehmens; über 160 Polizisten waren an den Maßnahmen beteiligt. Zwei Manager befinden sich inzwischen in Untersuchungshaft, da sie beschuldigt werden, Bestechungsgelder von Zulieferern angenommen zu haben, um diesen Vorteile bei der Auftragsvergabe zu gewähren. Das Unternehmen selbst bestreitet, Fehler gemacht zu haben, hebt jedoch hervor, dass es als Geschädigter in den rechtlichen Auseinandersetzungen gilt. Über die Höhe der durch die Vorwürfe verursachten Schäden gibt es derzeit keine klaren Informationen, wie der Stern berichtet.
Die personellen Turbulenzen im Management sind nicht neu. Tatsächlich war die Unruhe bereits vor den Korruptionsvorwürfen spürbar. Wim de Pundert hat nun die Doppelrolle zwischen Vorstandschef und Finanzvorstand übernommen und ist damit das einzige amtierende Vorstandsmitglied. Die Aufgaben der entlassenen Vorstände werden interimistisch von deren Mitarbeitern übernommen, während das Unternehmen beabsichtigt, interne Prozesse und Kontrollen zu stärken, um zukünftige Vorfälle zu verhindern.
Branchenweite Herausforderungen
Knaus Tabbert ist nicht allein mit seinen Schwierigkeiten. Die gesamte Branche sieht sich gegenwärtig einer Absatzkrise und stagnierender Nachfrage gegenüber. Ein Produktionsstopp, der am 18. November 2024 begann, sollte helfen, die hohen Lagerbestände abzubauen. Die Produktion soll laut Plänen von CEO de Pundert ab Ende Januar 2025 wieder anlaufen, da sich die Nachfrage stabilisiert hat. Dennoch wird die Notwendigkeit von Kostensenkungen, einschließlich eines Stellenabbaus, als unvermeidlich angesehen. Bis Ende Januar 2025 sollen zudem 170 Mitarbeitende in Jandelsbrunn ihren Job verlieren, was fast 10 Prozent der Belegschaft ausmacht.
Wie in der gesamten Branche rumort es auch bei Knaus Tabbert. Das Unternehmen plant die Einführung eines großen Modellprogramms auf der CMT 2025, obwohl unklar bleibt, wie sich die zukünftige Modellvielfalt gestalten wird. Die Ausrichtung soll künftig stärker an den Bedürfnissen der Kunden orientiert werden, was auch eine intensivere Zusammenarbeit mit Händlern umfasst.