In der Stadt Hameln stellt sich die Frage, was aus einer innovativen Idee zur Nachnutzung eines Silos der ehemaligen Wesermühlen geworden ist. Der Architekt Joachim Schulze hat in seiner Dissertation aus dem Jahr 2017 geplädiert, das Silo in ein Pumpspeicherwerk umzuwandeln. Diese Umrüstung könnte den Tagesbedarf von 100 Einfamilienhäusern decken, doch eine Umsetzung erweist sich als problematisch.
Schulze argumentiert, dass aufgrund der spezifischen Konstruktionsmerkmale des Silos, wie den runden Wänden und dem Fehlen von Fenstern, eine Umwandlung in Wohnraum nicht sinnvoll sei. Er schätzt, dass zur Verstärkung der Silowände 2,4 Millionen Euro erforderlich wären, was Teil der geschätzten Gesamtkosten von 3,2 Millionen Euro für die Umrüstung ist. Dennoch sieht die Stadt Hameln die Idee eines Pumpspeicherwerks nicht als wirtschaftlich an. Der Stadtsprecher Thomas Wahmes erklärte, dass die Stadt zum Zeitpunkt der Dissertation nicht Eigentümer des Silos war und daher keine Umsetzungsoption bestand. Letztes Jahr ging das Silo in den Besitz der Stadt über, jedoch wurden die Kosten und notwendigen Investitionen auf mindestens 6 Millionen Euro geschätzt.
Innovative Lösungen im Energiesektor
Die gestiegenen Baukosten und der Fortschritt neuer Technologien haben die Stadt Hameln dazu veranlasst, Alternativen in Betracht zu ziehen. So könnte für dieselbe Investitionssumme ein Batteriespeicher mit einer Kapazität von 6 Megawattstunden realisiert werden. Dies hätte den Vorteil, dass über 600 Vier-Personen-Haushalte damit versorgt werden könnten, was deutlich mehr wäre als die 100 Haushalte, die durch das Pumpspeicherwerk versorgt werden könnten.
Die Relevanz von Energiespeichern ist in der gegenwärtigen Energiewende besonders hoch. Laut dem BDEW sind Pumpspeicherkraftwerke und Batteriespeicher zentrale Technologien, um die Anforderungen an ein flexibles Stromversorgungssystem zu erfüllen. Diese Energiespeicher sind entscheidend für die Integration von erneuerbarem Strom, der oftmals fluktuierend erzeugt wird. Regulatorische Hindernisse, die die Einstufung von Speichern als Letztverbraucher betreffen, erschweren jedoch deren wirtschaftliche Nutzung.
Die Zukunft der Energieversorgung
Die Fraunhofer ISE-Studie hebt hervor, wie wichtig es ist, überschüssige Energie aus Wind und Sonne effektiv zu nutzen. Energiespeicher wie Pumpspeicher und Batterien sind entscheidend, um die Schwankungen bei der Erzeugung auszugleichen. Ihre Effizienz, besonders bei Pumpspeicherkraftwerken mit einem Wirkungsgrad von bis zu 80% und Batterien, die über 90% erreichen, unterstreicht deren Bedeutung in der Energieversorgung der Zukunft.
Architekt Karsten Jürgens hat in einem offenen Brief an die Stadtverwaltung für den Erhalt des Silos plädiert. Er sieht in dieser Struktur eine wertvolle Ressource für die Stadt, während die Stadtverwaltung plant, den gesamten Wesermühlen-Komplex abzureißen, um einen neuen Stadtquartier zu entwickeln. Die aktuelle Debatte über die Umnutzung des Silos beleuchtet nicht nur lokale Belange, sondern ist auch ein Beispiel für die breiten Herausforderungen und Möglichkeiten, die sich im Rahmen der Energiewende ergeben.
Die Diskussion um die energetische Nutzung alter Industriegebäude in Verbindung mit den modernen Anforderungen an erneuerbare Energien bleibt ein zentrales Thema für die Zukunft der Energieversorgung in Deutschland.
