
In den vergangenen Monaten hat die eskalierende Gewalt in der Westbank viele Menschen in eine verzweifelte Lage gebracht. Die israelische Militäroperation „Iron Wall“, die am 21. Januar 2025 begann, hat bis heute erhebliche Zerstörungen und Vertreibungen verursacht. In Tulkarem und den umliegenden Regionen sind die Auswirkungen der Offensive brutal zu spüren.
Omaima Faraj, eine 25-jährige Freiwillige, hat sich in einer Schule, die als Notunterkunft dient, engagiert. Sie und ihre Mitstreiter leisten medizinsche Hilfe für die vom Konflikt betroffenen Bewohner. Viele von ihnen sind aufgrund der militärischen Angriffe auf die Region obdachlos geworden. Seit Wochen hilft sie Wunden zu versorgen und den verwundeten sowie älteren Menschen Unterstützung zukommen zu lassen. „Wir arbeiten ohne Hauptquartier und sind auf uns allein gestellt“, berichtet Faraj. Die Bedingungen sind schwierig. Die israelischen Soldaten haben die Helfer bedroht und sie des Öfteren aus ihren Einsatzgebieten vertrieben, was die Hilfeleistung zusätzlich erschwert.
Zunehmende Vertreibungen und gewaltsame Einsätze
Die Offensive in Tulkarem ist mittlerweile 53 Tage alt, während die Attacken im Nur Shams-Flüchtlingslager bereits seit 40 Tagen andauern. Berichten zufolge wurden in diesem Zeitraum 66 Wohnhäuser im Nur Shams-Raum dem Erdboden gleichgemacht. Zunehmende Zerstörung von Infrastruktur und tägliche Razzien resultieren in der massiven Vertreibung von Bewohnern, die in Sicherheitszonen außerhalb des Gefahrengebiets fliehen müssen. Über 24,000 Menschen sind seit Beginn der Angriffe aus Tulkarem und dem Nur Shams-Flüchtlingslager vertrieben worden.
Alaa Srouji, Direktor des Al-Awda-Zentrums in Tulkarem, kritisiert das Fehlen eines Notfallplans für solche Krisensituationen. In einem Umfeld, wo Bedrohungen von Soldaten und schwindende medizinische Ressourcen den Alltag der Bevölkerung prägen, ist der Bedarf an Unterstützung und Koordination dringlich. Freiwillige wie Faraj dokumentieren die Vertreibungen und versuchen, die Bedürfnisse der Betroffenen zu bewerten, während sie gleichzeitig mit der eigenen Trauer und den persönlichen Verlusten umgehen müssen. Faraj selbst hat ihren 18-jährigen Bruder durch einen israelischen Drohnenangriff im Januar 2024 verloren.
Psychologische Unterstützung für die Betroffenen
Zusätzlich zur medizinischen Hilfe bieten die Freiwilligen auch psychologische Unterstützung an. Das „Freedom Theater“ in Jenin hat Aktivitäten für verstoßene Kinder organisiert, die ihnen helfen sollen, die erlittenen Traumata durch Spiel und Ausdruck zu verarbeiten. Diese Initiative ist besonders wichtig, da Kinder oft extreme Ängste und Wut nach den gewaltsamen Erlebnissen entwickeln, die sie durchleben mussten.
Die humanitären Herausforderungen sind nicht nur auf die medizinische Versorgung beschränkt, sondern beinhalten auch die Zerstörung von grundlegenden Dienstleistungsinfrastrukturen in den betroffenen Gebieten. Aus den Berichten geht hervor, dass die Zerstörung von Wasser- und Elektrizitätsnetzen sowie anderen wichtigen Infrastrukturen zu humanitären Notlagen führt.
Der Konflikt in der Westbank ist nicht isoliert, sondern ein Teil eines größeren, komplexen Geschehens im Nahen Osten. In den vergangenen Monaten wurde die Lage in Gaza noch kritischer, wo seit dem 7. Oktober 2023 über 61,700 Menschen durch Auseinandersetzungen gestorben sind. Solche Zahlen verdeutlichen den anhaltenden Bedarf an humanitärer Hilfe und vorhandenem Unterstützungssystem im gesamten betroffenen Gebiet.
Die Berichte belegen nicht nur die Dringlichkeit, sondern auch die tiefen psychologischen und physischen Narben, die diese Konflikte bei den Zivilisten hinterlassen. Ärzte und Helfer fordern mehr Unterstützung, um das Trauma in den betroffenen Gemeinschaften besser zu bewältigen und auf die Herausforderungen in der medizinischen Versorgung zu reagieren.
Die aktuellen Entwicklungen in Tulkarem und anderen Städten in der Westbank verdeutlichen, wie notwendig es ist, die humanitären Hilfeleistungen auszubauen und gleichzeitig an einer Lösung für den langjährigen Konflikt zu arbeiten.
Al Jazeera berichtet von den letzten Entwicklungen, während IMEMC weitere Informationen zur anhaltenden Offensive bereithält. Kontextualisierte Analysen bieten die Aufzeichnungen aus Conflict and Health.