
In Mecklenburg-Vorpommern könnte es bald neue Fortschritte in der Reaktivierung stillgelegter Bahnstrecken geben. Eine umfassende Untersuchung, die von der landeseigenen Verkehrsgesellschaft Mecklenburg-Vorpommern (VMV) im Auftrag des Wirtschaftsministeriums durchgeführt wurde, hat das Potenzial mehrerer Strecken bewertet. Unter den sechs untersuchten Verbindungen ragt die Kaiserbahn, die von Hagenow über Zarrentin bis zur Landesgrenze nach Schleswig-Holstein führt, besonders hervor. Die Ergebnisse dieser Untersuchung wurden von Staatssekretärin Ines Jesse als erster Meilenstein auf dem Weg zur „Kaiserbahn 2.0“ bezeichnet. Die Nordkurier berichtet, dass die PTV Transport Consult GmbH bereits im Oktober 2023 mit der Analyse des Fahrgastpotenzials beauftragt wurde.
Die Kaiserbahn könnte, basierend auf den Prognosen, eine Reaktivierung erfahren. Genauer gesagt wird hier eine Nutzung von 534 Fahrgästen an Werktagen für die Verbindung zwischen Neubrandenburg und Friedland prognostiziert. Für die Strecke von Greifswald nach Lubmin, die durchaus touristisches Potenzial besitzt, wird eine Fahrgastzahl von 369 Werktags und 522 am Wochenende vorhergesagt. Diese Zahlen könnten unter anderem durch den Freizeitverkehr beeinflusst werden, da Lubmin ein beliebtes Ostseebad ist.
Ergebnisse und Ausblick
Für die Kaiserbahn bleibt die genaue Fahrgastzahlprognose offen. Die Wirtschaftlichkeitsanalyse, die bis Mitte des Jahres abgeschlossen sein soll, wird voraussichtlich mehr Klarheit schaffen. Während die Strecken Neubrandenburg-Friedland und Greifswald-Lubmin weiter untersucht werden, wurden für die Strecken Blankenberg-Sternberg-Dabel, Neustrelitz Hbf-Feldberg und Stralsund Hbf-Ozeaneum nicht genügend Nachfrage-Prognosen ermittelt, um eine Reaktivierung weiter zu verfolgen. In diesen Fällen werden stattdessen Regiobuslinien im Rahmen einer Mobilitätsoffensive eingesetzt, um den öffentlichen Verkehr zu stärken. In Stralsund kann zudem auf das bestehende Angebot des Stadtbusses zurückgegriffen werden, wie die Ruegen-und-Mee-H-R feststellt.
Die Reaktivierung von Bahnstrecken hat in Deutschland in den letzten zwei Jahrzehnten nur in begrenztem Umfang stattgefunden. 2022 wurden landesweit lediglich acht Kilometer reaktiviert; im Vergleich zu den seit 1994 stillgelegten insgesamt 5.236 Kilometern eine ernüchternde Bilanz. In einem übergreifenden Kontext zeigt eine Studie, dass die Reaktivierung von Schienenwegen im ländlichen Raum zahlreiche positive Effekte haben kann, darunter auch eine verbesserte Mobilität für ältere Menschen. So ist es umso bedeutsamer, dass Stimmen wie die von Mobilitätsforscherin Birgit Milius betonen, dass Verkehr und Wohnraumplanung besser verknüpft werden müssen, um nachhaltige Mobilität zu fördern. Dies wird von der Bundesregierung auch als notwendig erachtet, um Verkehrsverlagerungen auf die Schiene zu erreichen, um Emissionen zu reduzieren, da der Verkehrssektor 2023 für 22% der CO2-Emissionen in Deutschland verantwortlich war, wie taz berichtet.