
Die Bauindustrie steht vor einer Herausforderung: Sie verursacht etwa 40% der globalen CO₂-Emissionen und sieht sich mit Rohstoffverknappungen sowie steigenden Preisen konfrontiert. Angesichts dieser drängenden Probleme drängt der Sektor auf eine Transformation zu nachhaltigeren Materialien und Bauweisen. Die Bauhaus-Universität Weimar wird im Rahmen der Hannover Messe 2025 innovative Baustoffe der Zukunft präsentieren, die auf diese Herausforderungen eingehen.
Im Fokus der Präsentationen stehen zwei Forschungsprojekte der Professur Konstruktives Entwerfen und Tragwerkslehre. Eines davon ist das Projekt **MikrowellenStroh**, das die Nutzung von Mikrowellenstrahlung zur Herstellung von Mauersteinen aus regional verfügbarem, nachwachsendem und recycelbarem Stroh erforscht. Ein besonderer Vorteil dieses Ansatzes ist der geringe CO₂-Fußabdruck, der über den gesamten Lebenszyklus von Strohsteinbaustoffen erzielt werden kann.
Innovative Ansätze für nachhaltiges Bauen
Ein weiteres Projekt beschäftigt sich mit dem **Mauerwerk aus Dünnbettklebstoff und Strohsteinen**, welches geschickte technische Details vereint. Es verbessert sowohl mechanische als auch bauphysikalische Eigenschaften, während der Einsatz schadstofffreier und biologisch abbaubarer Materialien eine hohe Nachhaltigkeit gewährleistet. Die reversible Verfestigung dieser Materialien erleichtert zudem den Rückbau und bietet zusätzliche Vorteile wie kürzere Prozesszeiten und eine verbesserte Tragfähigkeit.
Auch im Bereich der Verkehrsinfrastruktur wird an neuen Lösungen geforscht. Die Carl-Zeiss-Stiftung fördert mit 4,5 Millionen Euro die Entwicklung von **smarterm Beton**, der adaptiv und multifunktional ist. In diesem Rahmen werden zwei Teilprojekte an der Professur Bauchemie und Polymere Werkstoffe untersucht. Dazu gehört die **Verkapselung von Wirkstoffen im Beton**, die auf Veränderungen des pH-Wertes reagiert und bei Bedarf Reparaturstoffe aktiviert. Zudem wird an einer **photokatalytischen Geopolymerbeschichtung** gearbeitet, die Stickoxid-Emissionen aus dem Straßenverkehr reduzieren kann.
Die Bauindustrie befindet sich in einem Umbruch. Regenerative Baustoffe, die auf biologischen, recycelten oder CO₂-neutralen Materialien basieren, könnten die Antwort auf die Herausforderungen der Branche sein. Tatsächlich zielen regenerative Baustoffe darauf ab, die CO₂-Emissionen signifikant zu senken. Beispiele hierfür sind biobasierte Ziegel, der selbstheilende Beton und CO₂-recycelte Materialien. Unternehmen und Forschungsinstitutionen wie Heidelberg Materials und die ETH Zürich arbeiten an Technologien, die langlebigere, energieeffizientere und kostengünstigere Gebäude ermöglichen sollen. Auch Start-ups wie BioMason tragen mit innovativen Ansätzen zur Entwicklung biobasierter Ziegel bei, die ohne energieintensive Prozesse auskommen.
- Beispiele für regenerative Materialien sind:
- Biobasierte Ziegel aus Lehm, Pflanzenfasern oder Pilzen
- CO₂-infundierter Beton, der Kohlendioxid speichert
- Selbstheilender Beton mit Mikroorganismen zur Schließung von Rissen
Die Anwendung dieser Materialien ist bereits in Pilotprojekten zu beobachten, doch die Branche steht vor Herausforderungen: Hohe Produktionskosten und die Notwendigkeit, Regulierungen anzupassen, sind zentrale Hürden. Branchenexperten prognostizieren jedoch einen Marktdurchbruch in den nächsten fünf bis zehn Jahren. Bis 2030 könnten regenerative Baustoffe zum Standard in Neubauten werden.
Besucher der Hannover Messe sind herzlich eingeladen, am Stand C24 in Halle 2 mehr über diese zukunftsweisenden Technologien zu erfahren und sich über die nachhaltige Entwicklung im Bausektor zu informieren.