
In der norditalienischen Kleinstadt Pieve di Soligo wurde eine ungewöhnliche Maßnahme ergriffen, um die traditionellen Probleme von langen Wartezeiten in Amtsgebäuden anzugehen. Focus.de berichtet, dass Bürgermeister Stefano Soldan alle Heißgetränkeautomaten aus den Amtsräumen entfernt hat. Die Entscheidung trat in Kraft, weil Bürger häufig von ungewöhnlich langen Wartezeiten betroffen waren.
Ein besonderes Ärgernis scheinen die Angestellten zu sein, die oft mit einem Espresso in der Hand vor den Automaten standen und sich dabei angeregt unterhielten. Dies führte zu weiteren Verzögerungen für die Wartenden, was schließlich zu zahlreichen Klagen in den vergangenen Monaten führte. Soldan hat daher alle Mitarbeiter dazu aufgefordert, ihre Pausen effizienter zu nutzen und nicht zu übertreiben.
Entfernung der Automaten und neue Regeln
Die Maßnahme, die Automaten im Rathaus und in der Stadtbibliothek zu entfernen, wurde als notwendig erachtet, nachdem die Resultate in Bezug auf die Bearbeitungszeiten unzureichend waren. Soldan wies darauf hin, dass die Beschäftigten sich offiziell ausstempeln sollten, um außerhalb Kaffee zu trinken. Er erinnerte sie daran, dass es in der Umgebung mehrere Cafébars gibt und sie auch eine Thermoskanne mitbringen können.
Diese drastischen Schritte stehen im Kontext einer allgemeinen Problematik mit Bürokratie und Wartezeiten, die nicht nur in Italien, sondern auch in Deutschland relevant ist. In Städten wie Pforzheim und Stuttgart sehen sich Bürger an Kfz-Zulassungsstellen mit vielzitierten Wartezeiten konfrontiert. Wie SWR.de berichtet, müssen viele Bürger häufig auf Termine warten, die dann oftmals abgesagt werden.
Bürokratische Herausforderungen in Deutschland
Die Ausländerbehörde in Stuttgart wird für die langen Bearbeitungszeiten kritisiert, die dazu führen, dass viele Antragsteller Monate auf essentielle Dokumente warten müssen. Seit der Einführung des neuen Staatsbürgerschaftsrechts im letzten Jahr hat sich die Zahl der Anträge auf einen deutschen Pass sogar verdoppelt. In Baden-Württemberg liegen viele Anträge unbearbeitet in den Ämtern.
Der Professor für Verwaltungsmanagement Jörg Röber hebt hervor, dass die Überlastung der Ämter vielschichtige Ursachen hat, die über simplen Personalmangel hinausgehen. Es ist nicht nur die hohe Anzahl der Anträge, sondern auch die Notwendigkeit individueller Prüfungen, die viel Zeit und Personal erfordern.
Die Kommunen fordern bereits Entlastungsmaßnahmen für die überlasteten Ämter. Vorschläge beinhalten das Abordnen von Mitarbeitenden aus anderen Behörden, ähnlich den Einsätzen während der Coronakrise. Doch Röber äußert Bedenken, dass solche Maßnahmen nur die Personallücken verschieben könnten, ohne die notwendigen Kompetenzen zu gewährleisten.
Die Zukunft der öffentlichen Verwaltung steht auf dem Spiel. Um mit anderen Branchen konkurrieren zu können, muss die Verwaltung attraktiver werden. Es wird ein Umdenken hinsichtlich der Digitalisierung gefordert, um hochstandardisierte Prozesse effizienter zu gestalten. Professor Alois Paulin betont, dass die Verwaltung Freiräume für Innovationen benötigt und nicht nur bestehende Prozesse digitalisiert werden sollten.
Röber zeigt sich dennoch optimistisch, dass eine schrittweise Verbesserung innerhalb der nächsten zehn Jahre möglich ist, auch wenn nicht alle Probleme sofort gelöst werden können. Die aktuellen Entwicklungen in Pieve di Soligo deuten darauf hin, dass es für Städte wichtig ist, kreative Lösungen zu finden, um Wartzeiten zu reduzieren und die Effizienz der Dienstleistungen zu erhöhen.