
Die ukrainische Regierung plant, noch in dieser Woche Verhandlungsführer in die Vereinigten Staaten zu entsenden, um über einen vorgeschlagenen Deal für den Zugang zu seltenen Erden zu diskutieren. Dies wurde von der stellvertretenden Ministerpräsidentin Yulia Svyrydenko bekannt gegeben, die die Bedeutung dieser Verhandlungen unterstrich, um den Fortschritt inmitten der anhaltenden russischen Invasion voranzutreiben. Der Handelsdeal stellt eine Bedingung von Präsident Donald Trump für die Fortsetzung der US-Unterstützung für die Ukraine dar. Laut Trump würde dieser Deal den USA einen bevorzugten Zugang zu den natürlichen Ressourcen der Ukraine sichern, was für die postkriegsliche Sicherheit und den Wiederaufbau von wesentlicher Bedeutung sein könnte.
Das absehbare Treffen fällt in eine Phase, in der Moskau auf einen Waffenstillstands-Vorschlag der USA stößt, wobei Kremlsprecher Dmitry Peskov offene Fragen zur Umsetzung eines möglichen Friedensabkommens ansprach. Die ukrainische Delegation wird aus Vertretern mehrerer Ministerien bestehen, darunter Wirtschaft, Außenpolitik, Justiz und Finanzen. Ziel der Verhandlungen ist es, sich über die Projektauswahl, rechtliche Rahmenbedingungen und langfristige Investitionsmechanismen zu verständigen.
Hintergründe zum Deal
Die bisherigen Verhandlungen über einen Rohstoff-Deal wurden durch eine gescheiterte Begegnung zwischen Trump und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj im Februar 2025 behindert. Der ursprüngliche Deal wurde abgelehnt, da er als ungünstig angesehen wurde: Präsident Trump hatte gefordert, dass die Ukraine im Gegenzug für weitergehende militärische Unterstützung auf die Hälfte ihrer mineralischen Ressourcen verzichtet. Selenskyj wies diesen Vorschlag zurück und betonte, dass die bisherige US-Hilfe in Höhe von 67 Milliarden Dollar an Waffen und 31,5 Milliarden Dollar an direkter Haushaltsunterstützung nicht mit den geforderten 500 Milliarden Dollar an Mineralien vergleichbar sei.
Der aktuelle Entwurf sieht nun einen erweiterten Zugriff auf Gas und Öl neben den seltenen Erden vor. Kritiker sehen in den Verhandlungen einen diplomatischen Druckversuch, da der Deal offenbar Trumps Ziel darstellt, die militärische Unterstützung für die Ukraine zurückzugewinnen. Mit Blick auf das operative Potenzial der seltenen Erden ist zu beachten, dass die Ukraine gegenwärtig keine eigenen Produktionskapazitäten für diese Mineralien besitzt, was berechtigte Zweifel an der Umsetzbarkeit des Abkommens aufwirft.
Alternative Perspektiven
In den letzten Wochen gab es sowohl von Seiten der US-Administration als auch von Analysten Bedenken hinsichtlich der Abhängigkeit der USA von China für seltene Erden, die für fortschrittliche Waffentechnologien notwendig sind. Die USA beziehen zurzeit etwa 70 Prozent ihrer seltenen Erden aus China. Dies hat Washington dazu veranlasst, über alternative Partnerschaften nachzudenken. Neben Gesprächen mit der Ukraine könnten auch Vereinbarungen mit anderen rohstoffreichen Ländern wie dem Kongo und auch Ressourcen im hohen Norden, wie in Grönland, eine Rolle spielen. Der CEO von USA Rare Earth, Joshua Ballard, stellte fest, dass ein Fehlen eines Abkommens mit der Ukraine für die USA nicht katastrophal wäre, da es zahlreiche andere Länder gibt, die reich an Mineralressourcen sind.
Die Biden-Administration konzentriert sich darauf, potenzielle Rohstofflieferanten zu diversifizieren, um nicht nur die militärische Unabhängigkeit zu sichern, sondern zugleich auch neue wirtschaftliche Partnerschaften zu knüpfen. An dieser Stelle sei erwähnt, dass der Kongo, das mit etwa 75 Prozent den weltweit größten Anteil an Kobalt produziert, bereits eine Partnerschaft mit den USA anstrebt, um die Ausbeutung und Verarbeitung von Mineralien zu fördern.
Während sich die Verhandlungen zwischen der Ukraine und den USA intensivieren, bleibt der Ausgang ungewiss. Dennoch sind die Diskussionen über die Zukunft der Ressourcen und die Gewährung von Sicherheitsgarantien sowohl für die Ukraine als auch für das strategische Gleichgewicht in der Region von immenser Bedeutung. Weitere Entwicklungen in diesen Verhandlungen werden sicherlich sowohl in Washington als auch in Kiew aufmerksam verfolgt.
Der Druck auf die Ukraine, einen vorteilhaften Deal abzuschließen, besteht nach wie vor, zumal Präsident Trump betont hat, dass ein Rückzug seitens der Ukraine zu erheblichen Problemen führen könnte. Diese Situation verdeutlicht die komplexen geopolitischen Herausforderungen und den geopolitischen Widerstand, mit denen die Ukraine konfrontiert ist, während sie versucht, sich einen Platz an der internationalen Tisch der Ressourcenpolitik zu sichern.
Zusammenfassend ist klar, dass die Verhandlungen über seltene Erden weitreichende Implikationen für die USA und die Ukraine zugleich haben, während sie gleichzeitig die geopolitischen Spannungen in der Region verstärken.